Haaach, „Biscaya“ ist und bleibt vermutlich mein liebstes Last-Lied. Auch wenn er´s nicht geschrieben hat – es ist ein Wahnsinns-Stück! Dieses genial vertonte Wellenplätschern, der ätherisch flirrende Chor, die Brandungsgeräusche, das leicht spröde – aber dann plötzlich geschmeidige, warme Akkordeon. Ich könnte noch tagelang weiterschwärmen.
Und vermutlich sagte ich auch schon, dass ich dieses Stück schon ´82 geliebt hab, als es in den Charts war. Ich war ganz verzaubert, verzückt, hingerissen. Hatte es nur nie auf Kassette, tragischerweise. Das lag daran, dass dieses Stück beim hippen Sender SDR3 auch eher selten lief. Sondern mehr so auf SWF1 und anderen Kitsch-Wellen. Und die hab ich nur in Ausnahmefällen gehört. Samstags manchmal, wenn ich gezappt hab zu „Gute Laune aus Südwest“. Mit Dieter Thomas Heck. Aber wen interessiert das schon?
„Biscaya“ also, das Album. Ein Album – typisch 80er, mit viel Synthesizer. Und – eine Art Konzeptalbum. „Biscaya“ ist nur der Ausgangspunkt für eine ganze LP, die im ähnlichen Sound und einer ähnlichen Stimmung gehalten ist. Leicht melancholisch, träge dahintreibend – nicht nur, klar. Und ziemlich soft. Und ich muss sagen: es funktioniert! Es ist eine tolle Idee. Und trotz dieses ziemlich sterilen 80er-Synthie-Klangs ein tolles Album. Weil dieser Biscaya-Keim eben in allem drinsteckt. Und man mit dem Opener sozusagen eingeführt ist in die Welt, die sich dahinter auftut. Gern, gern, gern wüsste ich, wie James Last auf „Boscaya“ gestoßen ist. Wie ihm die Idee zu seinem Arrangement kam. Und zu dieser Platte.
Wenn ich je geschimpft hab, dass nur Giorgio Moroder diese kühlen Instrumentals thrillend hinkriegt – und das habe ich! Denn es gibt auch sehr schlimme Last-Alben dieser Art!! – dann muss ich hier sagen: nein, Last kann es auch. Wenn er will. Wenn es flutscht. Wenn es halt klappt.
Auf „Biscaya“ sind praktisch keine Hit-Cover drauf. Vieles aus der Familie Last, mehrere Thomas Eggerts und ein Jimmy Bowien. Und win Bookwood/O´Malley natürlich – der Titelsong. Und bei dem klaut Last zum Teil ganz frech. „Rain and sun“ ist ein fast unverholenes Plagiat – andere Melodie zwar, aber das ist auch alles. Tja, aber wer „Biscaya“ liebt, der liebt auch dieses Stück. Das hat man sich ja insgeheim immer gewünscht: mehr davon. Und mit „Morning after“ ist das auch nix anderes.
Die ganze Platte ist eigentlich so wie das – wunderschöne – Cover. Bei dem man natürlich auch direkt melancholisch wird: Meeresbrandung und Strand in Braun-, Orange- – und wenn man ehrlich ist – auch in Grautönen. Genial. Mutig.
Das kleine Last-Foto stört natürlich die Komposition. Argghhhlllll. Aber das sind eben diese blöden, blinden, geschmacklosen 80er. Verdammt. Wozu? Egal. Wenigstens eine schöne, ausgefallene Last-Platte.