Ensheim, Sporthalle. 30.4.2002
Aus Solidarität mit Ensheim, wo ich eine Zeit lang gewohnt habe, wollte ich schon immer das alljährliche „Rock in den Mai“ Blues-Fest besuchen. Dieses Jahr konnte ich nicht mehr nicht mehr wiederstehen, da nicht nur der vorjährige Headliner Dr. Feelgood auf dem Programm stand, aber auch die Climax Blues Band.
Bei Dr. Feelgood spielt kein Ur-Mitglied mehr, aber die aktuelle Besetzung einer der besten englischen Bluesbands hat den Feelgood-Name redlich verdient mit einem explosiven Set aus Klassikern von dem 1976 live Album „Stupidity“ („She Does It Right“, „Back in the Night“, „Roxette“ usw.) und Interpretationen von Standards (wie z.B. Sonny Boy Williamson’s „Help Me“), die auf ihrem neusten Album „Chess Masters“ zu hören sind. Schlagzeuger Kevin Morris und Bassist Phil Mitchell sind eh schon zwei Jahrzehnten lang bei Dr. Feelgood dabei, und mit dem (relativ) neuen Sänger Robert Kane hat die Band zum zweiten mal (nach dem mittlerweile ausgeschieden Pete Gage) einen kompetenter Ersatz für die gestorbene Legende Lee Brilleaux gefunden.
Der Mann der Stunde war aber Gitarrist Steve Walwyn, der einst mit Steve Marriott bei den D.T.’s spielte und seit Ende der Achtziger Mitglied von Dr. Feelgood ist. Er hat seine Telecaster wie ein Besessener behandelt, teilweise mit dem gleichen kratzigen Sound wie Feelgood-Gründer Wilko Johnson, aber manchmal mit einem noch fetteren Sound. Spätestens nach seinem manischen Solo ohne Begleitung in John-Lee-Hooker-Manier war es jedem Klar, dass wir einen Meister mit Leidenschaft bei seiner Arbeit miterlebten.
Nach solch einem Set hatte die Climax Blues Band es vielleicht schwer, hat aber ihr bestes gegeben. Leider bedeutete ihr Bestes die Art von Virtuosen-Soli, die man eher auf einem Fusion-Konzert hört. Sänger Colin Cooper (seit 1968 dabei) wirkte wie ein sehr sympathischer „Jazz Cat“ und sowohl sein Saxofon- als auch Mundharmonikaspiel war zu genießen. Die anderen Mitglieder konnten aber trotz ihre beachtlichen technischen Fähigkeiten nicht in begeistern. „Could Get It Right“ habe ich gerne gehört, manche andere bekannten CBB-Titeln wie z.B. „Shake Your Love“ waren leider nicht dabei. Das ist aber nur ein kleines Manko nach einem sehr netten Abend, auf den Ensheim stolz sein kann.