„The Fallen“ von T. Jefferson Parker ist ein Buch der Gefallenen: Garrett Asplundh wird erschossen aufgefunden; er ist aus der Rolle des fürsorgenden Ehemann gefallen, nachdem seine kleine Tochter in den Swimmingpool gefallen war. Robbie Brownlaw, Polizeibeamter der den Mord an Asplundh aufklären soll, ist vor drei Jahren aus dem 6. Stock eines Hauses gefallen und wichtige Männer San Diegos fallen vom hohen Ross.
Asplundh war bei der Anti-Korruptionsabteilung der Stadt San Diego und hatte zuvor jahrelang bei der Polizei – in der Abteilung „Internal Affairs“ – gearbeitet. Die Tätigkeiten brachten es mit sich: Besonders traurig über seinen Tod waren nicht viele.
Wenig Hinweise am Tatort, keine Zeugen und auch sonst kein konkreter Verdacht. Die einzig interessante Spur findet sich in der Wohnung Asplundhs; eine DVD mit Filmen, auf denen die Arbeit von Edel- Prostituierten mit einigen wichtigen Männern der Stadt dokumentiert ist.
Langsam, Stück für Stück arbeitet sich Robbie Brownlaw voran. Sehr dicht, sehr intensiv ist seine Arbeit dargestellt: Die Zusammenarbeit mit den CSI-Fachleuten, die Mühen von Robbie und seiner Partnerin beim Aufspüren von wichtigen Indizien, die schwierigen Gespräche mit Politikern und Polizisten, welche durch die kostenlose Inanspruchnahme der Prostituierten untergehen könnten. Letztendlich sind es dann, völlig plausibel, die kleine Hinweise, die durch die Hartnäckigkeit Brownlaws auftauchen, welche den Täter demaskieren.
„The Fallen“ ist ein Buch mit „Mehrwert“ und erzählt eine Geschichte über Korruption und Machtmissbrauch in einer Großstadt. Es ist, was nicht für jeden Krimi dieser Art gilt, genuin spannend. Es hält die Balance zwischen Aufklärung und Betrachtung und bewahrt das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen investigativen Methoden. Dabei kommt es weder emotional dröge daher, noch verfällt es der Gefühlsdusseligkeit.
Gelegenheiten hierfür böten sich genug. So hat Robbie ein Geheimnis: Seit seinem Fall und der folgenden harten Landung ist er Synästhet. Diese erleben die Eindrücke eines Sinnes parallel durch einen zweiten. Am häufigsten ist wohl die visuelle Wahrnehmung von Tönen [„purple haze“ z.B., Jimi Hendrix soll Synästhet gewesen sein]; Robbie kann „Emotionen“ sehen. Bei Lügen z.B. sieht er rote Quadrate aus dem Mund des Gegenübers steigen. Keine Frage: So etwas verunsichert einen Menschen und doch dauert es eine Weile, bis er seinen Weg zum regelmäßigen Treffen der Synästheten der Region findet. Geholfen dabei hat die Tatsache, dass seine Frau ihn ohne Angabe von Gründen verlässt. Er kämpft um sie, weiß aber im Grunde nicht gegen wen und muss lernen, dass es wohl keinen Weg zurück für seine Frau gibt.
Parker zerstört seinen Roman auch nicht durch die Fähigkeit Robbies, denn sie visualisiert im Grunde nur das, was er sowieso schon unterbewusst wahrnimmt; am Telefon funktioniert das nicht.
„The Fallen“ – in der Reihe der Bücher Parkers nicht einmal das Beste – demonstriert eindrücklich, dass der Autor einer der besten zeitgenössischen Krimiautoren der USA ist, der scheinbar von leichter Hand Spannung und Substanz verbindet.
T. Jefferson Parker: The Fallen.
Harper Collins 2007. 400 Seiten. 8,30 €
(noch keine deutsche Übersetzung)