Italien – Holland. Die Krimirezension

Mutig! Der Autor des diesmaligen Fußballkrimis lässt sich von Matti Rönkä und einem sich immer weiter verbreitenden neuen Krimitrend inspirieren. Der „Held“ ist selbst ein Krimineller, die Bösen sind Superböse, globale Strippenzieher an den Finanz-, Drogen- und Mädchenhandelsbörsen, kurz: Beelzebub persönlich. Und so betreten sie den Platz: 11 Kleinkriminelle aus Holland im schier aussichtslosen Kampf gegen 11 gegelte Höllenengel aus Italien.

Und es beginnt gleich mit einer Überraschung. Die Italiener spielen Fußball! Sie produzieren keine Schwalben und schwören dann beim Leben ihrer geplagten Mütter, böse gefoult worden zu sein. Sie beugen sich nicht zu den Ohren ihrer Gegner und legen die böse Saat in diese, fragen nicht „Geht deine Schwester noch immer auf den Strich?“ oder feixen „Während du hier malochst, liegt deine Alte mit einem baumlangen Neger im Bett.“ – Das ist schön wider die Erwartungshaltung gebürstet.

Und unsere holländischen Ganoven? Die sich ansonsten mit Spucken und Elfmeterschinden durchs Leben schlagen? Nun, sie enttäuschen uns zunächst. 18. Minute: Ruud Van Nistelrooy taucht vor dem italienischen Torwart auf, versucht ihn zu überspielen, kommt ins Straucheln? Fällt er? Nein! Er rappelt sich auf, verschenkt den garantierten Elfmeter – und die Torchance. Für einen Moment spielt er den Guten und der italienische Satan grinst sich eins. Mit diesem Gegner wird er keine Mühe haben!

Doch wenige Minuten später der geniale Twist! Besagter Van Nistelrooy hämmert das runde Leder in die Maschen! Abseits! Abseits? Nein! Eine obskure Regel hebt das Abseits auf, wenn ein Gegenspieler HINTER DER TORLINIE liegt! Gut, das wirkt ein wenig überkonstruiert, hat aber seinen Reiz. Das italienische Böse, das sich sonst stets an Recht und Ordnung hält, kommt durch eine völlig überraschende juristische Operation zu Fall. Das erinnert stark an Al Capone und seine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung, wenn man ihn schon nicht wegen Alkoholschmuggels drankriegen konnte.

Dann fällt das 2:0. Ist das Spiel entschieden? Noch nicht ganz! Die Italiener um den hüftsteifen bayrischen Oberteufel Toni rumpeln mit finsteren Absichten aus der Kabine. Der Ball muss rein! Es wird munter gefoult, vollendet geschauspielert, grandios gejammert. Allein: Es hilft nichts. Der Ball ist mit den Kleinkriminellen, in der 79. Minute das 3:0 – und gut ist.

Fazit: Spannend ist was anderes. Ein wenig zu sehr heile Welt schwingt hier mit, David gegen Goliath, ein irgendwie naiver Glaube an den finalen Sieg des Guten. Handwerklich solide gemacht mit einigen schönen und überraschenden Turns, insgesamt aber nicht auf finnischem Weltniveau. Und morgen spielt Griechenland.

dpr

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