Das Raumschiff, mit dem Seksu Roba durch´s All düsen, hat sicher ein sehr futuristisches Design. Vermutlich in Pink und Apfelgrün mit silbernen Beschlägen. Oder hellblau und weiß. Bonbonfarben jedenfalls. Und es ist mit einem Autopiloten ausgestattet, denn so sexy, wie der Sound klingt, hat an Bord sicher niemand eine Hand für´s Lenkrad frei…
Das Album (heißt genauso wie die Performer, nämlich „Seksu Roba“) ist eine bunte, extrem unterhaltsame Space-Opera. Wenn auch überwiegend instrumental, denn Seksu Roba sind Klang-Tüftler. Elektronik und Pop so elegant unter einen Hut zu bringen, darauf verstehen sich eigentlich nur Asiaten – und richtig, das Quartett lebt zwar in Los Angeles, besteht aber aus dem koreanischen DJ Sukho Lee (Bruce´s unehelicher Sohn), Mikie Shioya und Lu*na (aus Japan) und Lita Cho (ebenfalls Korea). Beteiligt sind außerdem verschiedene Gastkünstler aus dem L.A.-Underground. Laut dem Label „Crippled Dick Hot Wax“ gehören auch Seksu Roba dieser wachsenden Underground-Szene an, neben DJ ME DJ YOU, Moog Cookbook und Ray Makers. Teile der Band haben in Korea bereits in Punk Rock- und Noise-Combos gespielt und Audio Collagen gefertigt. Ein geordnetes, aber überbordendes Chaos findet sich nun auch auf dem aktuellen Album.
Ganz offenkundig pflegen Seksu Roba ein ausgeprägtes Faible für analoge Elektronik à la Moog, Theremin etc. Kann sein, dass gerade diese Seite ihren Sound so unwiderstehlich macht: Es ist Musik, keine Datei! Und was verwursten Seksu Roba nicht alles in ihren mit Gimmicks nur so vollgestopften Songs: Plastik-Pop, Lounge, Easy Listening mit Dub-Effekten, Funk, Jazz, Noise, Jungle und Fusion. Mit kreischenden Beat-Gitarren, Wahwah, prustenden Trompeten und samtigen Flöten, sogar einer Harfe, Acid-Sirenen, psychedelischen Soli auf der E-Gitarre und etlichen Rythmen, vom Off-Beat bis zum Bossa. Es blubbert, zischt und rotiert, vor allem aber: es groovt! Das liegt an nicht zuletzt am verschwenderischen Einsatz von Hall-Effekten und am ausgefeilten Spiel mit den Höhenreglern.
Seksu Roba produzieren einen mitreißenden, witzigen und (s. o.) sexy schimmernden Anarcho-Lounge – für Clubs eigentlich viel zu schade. Manches klingt wie frisch dem Kinderzimmer entsprungen, man hört dem Quartett eben die Lust am Spiel an. Und daran, Geschichten zu erzählen und in unterschiedliche Welten abzutauchen – eine atmosphärische Konkretisierung, die in Clubs eigentlich ebenfalls nichts zu suchen hat. Fazit: musikalisches Viagra, nicht nur für Außerirdische!
Seksu Roba: Seksu Roba
(Crippled Dick Hot Wax! CDHW067/EfA)