Frankfurt, Batschkapp, 23. 4. 2001
Es ist lange her, dass ich bei einem Konzert eine richtig schlechte Vorgruppe gesehen habe. Urplötzlich unterbrochen wurde diese Serie jetzt von einer Combo mit dem Namen Zombie Joe. Brachialer Rock mit deutschen Texten, einem Sänger, der seine Zwischenansagen beim „Telekolleg Esoterik und Hausfrauenpsychologie“ entlehnt hat und Songs, die sich so ähnlich waren wie genmanipulierter Mais. Als gegen Ende ihres Sets das Publikum in einer ruhigen Stelle spontan „Julia & die Räuber“ von Subway To Sally intonierte, haben mir die vier Jungs von Zombie Joe ein bisschen leid getan.
Wie man eine vollgepfropfte Halle scheinbar im Handumdrehen abkocht, zeigten dann Subway To Sally ab 22.00 Uhr. Getragen von einem absolut euphorischen Publikum untermauerten die Mittelalter-Rocker ihren Ruf als eine der besten deutschen Livebands. Obwohl der 1.000 Auftritt bald ansteht, versprühte das Septett unbändige Energie und Spiellaune. Aber auch mit Distanz betrachtet hat das Klasse, was die Musiker auf die Beine stellen. Im Gesamtsound überraschend leise kommt trotz der enthusiastischen Live-Show die Musik nicht zu kurz. Im Gegenteil: Die sakralen Gesänge sind sauber, die Geige von Frau Schmitt klingt nicht, als wäre sie permanent verstimmt und Hauptsongwriter Ingo Hampf ist ein brillanter Gitarrist, der den behutsamen Saitenstreichler genauso drauf hat wie das Riff-Monster oder den Malmsteen-Anfall.
Schade nur, dass seine Solo-Einleitung vor „Maria“ fast identisch mit der Aufnahme auf dem Live-Album „Schrei“ war. Bei einer Spielzeit von mehr als zwei Stunden frühstückte die Band nahezu komplett das neue Album „Herzblut“ ab und hatte immer noch genug Platz für die alten Klassiker. Das viel gefeierte neue Stück „Kleid aus Rosen“ gab es im Zugabenblock auch in der atmosphärischen, sehr behutsamen Akustikversion. Mittelalter-Rock hin oder her – Subway To Sally live ist vor Allem eins: Purer Rock’n’Roll.