Oasis: Standing On The Shoulder Of Giants

Oasis ist eine Band, die man gut finden muß oder wenigstens sollte. Seit 1993 versuchen alle Musikjournalisten dieser Welt uns begreiflich zu machen, wie wichtig diese Band ist. Es wurde sogar eine eigene Schublade für sie kreiert: Brit-Pop. Folglich hatte kein Musikkritiker den Mut, etwas Schlechtes über die Beatles-Klone zu schreiben und jeder Konsument, der etwas auf guten Musikgeschmack hält, kaufte artig die CD´s.

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To/Die/For: All Eternity

Fangen wir gleich mit dem Schlechten an: Warum fühlt sich im Moment fast jede Band dazu berufen, Songs aus den 80er Jahren zu covern? Und warum kommt man als Düster-Rock-Band auf die Idee, „In The Heat Of The Night“ von Sandra nochmal aufzunehmen? Schaurigerweise singt im Refrain dann auch noch eine Dame mit, der – genau wie Sandra – der IQ-Mangel schon aus der Stimme springt. Dabei haben die fünf Finnen solche Sperenzchen nicht nötig – die elf eigenen Songs ihres Debüt-Albums müssen sich nicht verstecken.

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Josh Rouse – Home

In den vergangenen Monaten hatte ich häufiger den Verdacht, dass neue CDs immer kürzer werden. 10 Titel, je knapp 4 Minuten und schon paßt ein ganzes Album wieder auf eine Seite der 90er Cassette. Ich dachte, diese Laufzeiten und die MC als Medium hätten wir hinter uns gelassen – scheinbar nicht. Josh Rouse hat mit einer Gesamtlänge von rund 38 Minuten auch ein wenig gegeizt. Wenigstens erspart er uns dadurch irgendwelche Füller.

Seine 10 Titel plätschern bei flüchtigem Hören nett vorbei, lohnen aber einer häufigen und intensiven Zuwendung. „Home“ ist voller schräg-charmanter Pop-Songs mit liebevollen, einfallsreichen Arrangements. Durch massiven aber kitschfreien Streicher- und Bläsereinsatz entfalten sich bei den einzelnen Songs immer neue Feinheiten. Das funktioniert bei dem treibenden „Directions“ genauso wie bei der Abschlussballade „Little Know It All“ mit den klagenden Klängen einer Posaune und Trompete. Sehr entspannte CD, die ihren Reiz in den Zwischentönen hat.

Josh Rouse
Home
Slow River Records

Konzertvorschau: Walter Trout

Der 6.-beste Gitarrist der Welt (lt. BBC) kommt auf Tour. Sein letztes Studioalbum „Livin´ Every Day“ liegt zwar schon fast ein Jahr zurück, aber im April kommt Walter Trout nochmal für vier Termine nach Deutschland. Um den Saitenvirtuosen – der jeweils 5 Jahre zu John Mayall´s Bluesbreakers und Canned Heat gehörte, ist es in den vergangenen Jahren sehr ruhig geworden. Das bei Ruf Records erschienene Album „Livin´ Every Day“ wurde wieder weltweit veröffentlicht und läßt keine Zweifel über Walter Trouts Bedeutung im modernen Blues-Rock aufkommen. Sein Stil und seine Stimme sind noch immer unverwechselbar und die Hingabe an seine Musik, den Blues, machen sowohl die CD als auch seine Liveauftritte zu einem Leckerbissen ehrlicher, handgemachter Musik.

Loreena McKennitt: Live In Paris And Toronto

Es gibt CDs die man nur begreift, wenn man sich auf den Boden legt, das Licht abdunkelt und sich ausschließlich auf die Musik konzentriert. Und jetzt kommt, was keiner vermutet hat: „Live In Paris And Toronto“ ist so eine Aufnahme! Selten treffen bei Live-Mitschnitten alle Faktoren so glücklich zusammen: Eine nahezu perfekte 8-köpfige Band, stimmige Songs, glasklarer Sound und eine spürbare Magie zwischen Künstlern und Publikum.

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Konzertvorschau: Rawlins Cross

Tja, wir leben schon in einer kuriosen Welt. Schauspieler wollen rappen, Susan Stahnke will als ernsthafte Journalistin anerkannt werden und Rudi Carell glaubt immer noch, er wäre lustig. Und jetzt kommen Celtic-Rock-Bands auch noch aus Kanada. Genauer gesagt aus dem kleinen, unbedeutenden Staat Nova Scotia. Aber im Gegensatz zu all den Obengenannten wird hier nicht einfach ein Anspruch erhoben, sondern erfüllt.

Die Presse-Info schwärmt von „der besten keltischen Folk-Rock Band, die es derzeit auf der Welt gibt.“ Mit Superlativen dieser Art sollte man sehr vorsichtig sein, aber Rawlins Cross haben in ihrer Heimat beachtliche Erfolge vorzuweisen; die Band hat rund 100.000 CD´s verkauft und in fünf Kategorien den East Coast Music Award verliehen bekommen, u.a. als beste Live-Band, bestes Album und „Entertainer Of The Year“. Wenn man ihre beiden Alben „Make It On Time“ und „Living River“ (Magnetic Musik/Inakustik) hört, spürt man sofort dieses Flair, das von keltisch inspirierter Musik ausgeht.

Stilistisch ist das Sextett nicht so bierselig wie die Pogues und weit entfernt von dem Pseudo-Celtic-Rock, den die Nervbacken No. 1, Paddy Goes To Holyhead, fabrizieren. Obwohl Rawlins Cross in Kanada beheimatet sind, versprüht ihre Musik einen authentischen Charme. Klanglich unterscheiden sie sich von vergleichbaren britischen Bands durch einen latenten amerikanischen Einfluß. In fast allen Songs blitzen Westcoast- oder Country-Einflüsse durch, die aber sofort „niedergeflötet“ werden. Wer jemals auf dem Konzert einer guten Celtic-Rock-Band war weiß, daß man solche Parties nicht versäumen sollte.

Platypus: Ice Cycles

Wer seine Band „Schnabeltier“ nennt und ein zehnminütiges Rock-Epos in die Abschnitte „Yoko Ono“, „Yoko Two-No“ bis „Yoko Outro“ unterteilt, ist wahlweise hell wie ein Fläschchen Dunkelbier oder ein Freak. Für das Sideproject Platypus haben sich vor zwei Jahren die Freaks Ty Tabor (King´s X), John Myung (Dream Theater), Derek Sherinian (Ex-Dream Theater) und Rod Morgenstein (Dixie Dregs) zusammengefunden.

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Phil Shöenfelt & Southern Cross: Dead Flowers For Alice

Was macht ein englischer Musiker in Prag? Im besten Fall sucht er sich eine fähige Band zusammen, saugt die geheimnisvolle Seite der Stadt in sich auf und produziert ein außergewöhnliches Album. Schon der Titel „Dead Flowers For Alice“ deutet nicht gerade auf ein Frohsinn geschwängertes Werk hin und erfüllt diese Vermutung mit einem wohligen Schauer.

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Killers On The Loose: Temple Of Boom

Kann man einen Sound, der irgendwo zwischen Big Beats und Techno steht, arrangieren wie Rock? Diese Frage scheinen sich Painboy und Uncle Sue auch gestellt zu haben, als sie an ihrem Projekt „Killers On The Loose“ gearbeitet haben. Satte Beats und ziemlich abgefahrene Sounds wurden in homogene Musikstücke verpackt, die (obwohl instrumental) scheinbar dem klassischen Schema von Intro-Strophe-Refrain folgen.

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Celtus: Portrait

Nicht mehr ganz frisch ist die neue CD von Celtus aus Nordirland. Obwohl „Portrait“ schon im Herbst 1999 in Deutschland erschienen ist, blieb das Album bisher völlig unbeachtet. Nach ihrem außergewöhlich guten Debüt „Moonchild“ sind die McManus Brüder nun einen Schritt weiter in Richtung Celtic-Ethno-Pop gegangen. Die Songs des neuen Albums sind weniger melancholisch, bestechen aber immer noch durch ihre Harmonien und Arrangements.

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Mary Black: Speaking With The Angels

Als der NASA-Astronaut Jim Newman 1995 mit dem Spaceshuttle „Atlantis“ in den Weltraum flog, nahm er sechs Musikkassetten mit – eine davon war Mary Black’s achtes Album „Circus“. (Wäre auch mal eine schöne Rubrik: Sechs MC’s für’s Weltall) Ich kenne zwar Jim Newman nicht, aber der Mann hat Geschmack – „Speaking With The Angels“ ist das zehnte Album von Mary Black und hat wieder das Zeug zum Weltraumklassiker. Zwölf Perlen von verschiedenen Songwritern, die unter der behutsamen Produktion von Donal Lunny und Steve Cooney richtige „Ohrschmeichler“ geworden sind.

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Counting Crows: This Desert Life


„This Desert Life“ – der dritte Streich der Counting Crows und sicher nicht der leichteste. Nach einem umjubelten Debüt (August And Everything After) und einem extrem rockigen Nachfolger (Recovering The Satellites) hatten sich die Mannen um Adam Duritz selbst in die Ecke gestellt. Nach einer langen Pause und einem Doppel-Live-Album, das hoffen ließ, liegt nun das neue Studio-Werk vor. Stilistisch nähern sich die neuen Songs wieder dem Debüt an, klingen aber leichter, nicht so verbissen. Hier wird nicht mehr um Anerkennung gekämpft, sie wird vorausgesetzt. Bemühte Ernsthaftigkeit hat ausgedient, Counting Crows scheint es scheißegal zu sein, ob diese Platte den Kritikern gefällt oder nicht. Sie haben den Spaß am Musizieren hörbar wiederentdeckt und schaukeln sich ausgelassen durch zehn Folk-Songs erster Güte.

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Big Country: Driving To Damascus

Erinnert sich noch jemand an Big Country? Die Band, die 1986 mit „Look Away“ fast schon einen Hit hatte, um dann Schritt für Schritt, Album für Album in der Versenkung zu verschwinden? Daß sie dieses Schicksal nicht wert sind, haben sie unzählige Male bewiesen – ich denke an das Hammeralbum „The Buffalo Skinners“ von 1993 oder die Support-Gigs bei den Rolling Stones in Deutschland. Wahrscheinlich ist es nur ihrer Energie und ihrem Ruf als eine der besten Live-Bands zu verdanken, daß Big Country (zum Glück!) immer noch CD´s veröffentlichen. „Driving To Damascus“ ist bislang in Deutschland nicht erschienen und nur über die Homepage (bigcountry.co.uk) zu bestellen.

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Bruce Cockburn: Breakfast In New Orleans, Dinner In Timbuktu

Unter Zeitdruck könnte man das neue Werk des Kanadiers mit vier Worten rezensieren: Beide Daumen hoch – kaufen!! Ich weiß nicht, wie er es macht, aber Bruce Cockburn schreibt seit seinem Debütalbum von 1969 unermüdlich Songs allererster Güte. Leider haben das bislang die wenigsten Menschen außerhalb Kanadas bemerkt. Aber auch auf seinem neusten Album wechselt er leichtfüßig zwischen zarter Poesie und anklagenden Polit-Songs. Wobei diesmal die Poesie und ein dezent ironischer Unterton die Texte mehr bestimmen als politische Inhalte.

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In Extremo: Verehrt und angespien

Jeder kennt Kleinanzeigen wie „Rockband sucht dynamischen Drummer“. Wer als Musiker mit dem Begriff „Dynamik“ bisher nicht zurecht kam, sollte sich das neue Werk von In Extremo durch die Ohren pfeifen lassen. Drei dynamische Dudelsackspieler gepowert von einer dynamischen Rock-Band, gekrönt von einem frechen Sänger legen mit „Verehrt und angespien“ ein Album voller Kraft und Spielfreude vor. Ob wuchtige Riff-Bretter (In Extremo) oder Klänge der Spielleute (Herr Mannelig) – dieses Album kickt!

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Julian Dawson: Under The Sun

Wer die vergangenen Alben von Julian Dawson kennt, ist höchste Qualität gewöhnt und weiß, daß man seine Veröffentlichungen ungehört kaufen kann. Obwohl von Kritikern in höchsten Tönen gelobt, blieb ihm bislang der ganz große Erfolg verwehrt. „Under The Sun“ ist sein erstes Album bei Blue Rose und vereinigt Julian Dawsons Stärken in zwölf Songs. Im Vordergrund steht seine unverwechselbare Stimme, die alle Nuancen zwischen Warmherzigkeit und tiefer Traurigkeit mit einem Ton ausdrücken kann. Bedingt durch diese Eigenschaft und seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen, gehe ich so weit, ihn auf eine Stufe mit Altmeister James Taylor zu stellen. Ähnlich wie diesem gelingt es Julian Dawson, komplexe Folk-Rocksongs zu schreiben, die man sofort mitsummen kann – ohne daß die Melodie irgendwann zu nerven beginnt. Und Melodie gibt es auf „Under The Sun“ im Überfluß.

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Tiamat: Skeleton Skeletron

Würde man Tiamat-Mastermind Johan Edlund Böses wollen, könnte man z.B. darüber schreiben, daß er ein ganzes Album aufnehmen kann, ohne ein einziges Mal zu singen. Oder, daß seine Keyboard-Harmonien immer etwas ähnlich klingen; aber nur, wenn die Songs nicht von Sisters Of Mercy „entlehnt“ sind. Aber wer will dem schwedischen Großmeister schon Böses? Nachdem er 1997 mit „A Deeper Kind Of Slumber“ die Zuhörer in eine Traumwelt aus Klängen entführte, hat er für sein neues Opus die E-Gitarre und den Refrain als Stilmittel wiederentdeckt.

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Paradise Lost: Host

Eigentlich war es schon vor Veröffentlichung von „Host“ kein Geheimnis mehr: Paradise Lost wandeln auf den Spuren von Depeche Mode. Teaser CDs beim Media Markt, massive Berichterstattung in der Fachpresse und Fernsehauftritte mit Liveausschnitten ließen mich verwundert die Augen reiben. Während Paradise Lost auf ihrem vergangenen Album „One Second“ den Schritt von der Metalband zur Bombast Rock Band mit Klavierklängen vollzogen, gehen sie auf „Host“ noch einen Schritt weiter. Hier flirren die Computersounds, Samples werden durch die Boxen gejagt und die ehemals dominante Gitarre ist nur noch schwer auszumachen.

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