Big Country: Driving To Damascus

Erinnert sich noch jemand an Big Country? Die Band, die 1986 mit „Look Away“ fast schon einen Hit hatte, um dann Schritt für Schritt, Album für Album in der Versenkung zu verschwinden? Daß sie dieses Schicksal nicht wert sind, haben sie unzählige Male bewiesen – ich denke an das Hammeralbum „The Buffalo Skinners“ von 1993 oder die Support-Gigs bei den Rolling Stones in Deutschland. Wahrscheinlich ist es nur ihrer Energie und ihrem Ruf als eine der besten Live-Bands zu verdanken, daß Big Country (zum Glück!) immer noch CD´s veröffentlichen. „Driving To Damascus“ ist bislang in Deutschland nicht erschienen und nur über die Homepage (bigcountry.co.uk) zu bestellen.

Mehr als vier Jahre nach dem letzten Studio-Album „Why The Long Face“ klingen Big Country so frisch, wie sie auf „No Place Like Home“ (1991) gerne geklungen hätten. Im Vordergrund stehen immer noch die Gitarrenläufe von Stuart Adamson und das Wechselspiel mit dem zweiten Gitarristen Bruce Watson; noch immer ist die wehmütige Stimme von Adamson ein Garant für sehnsüchtige Melodiebögen – aber das erste Mal lockern die vier Schotten ihren Breitwandrock auf. Die keltischen Einflüsse sind auf ein Minimum reduziert, stattdessen gibt es Streicher, viel Klavier, weibliche Backgroundstimmen und akustische (!) Gitarren – bislang selten bis nie genutzte Klangvarianten im Big Country-Kosmos. Dezente Drum-Loops und Samples verneigen sich vor dem Zeitgeist und fügen sich (erstaunlicherweise) nahtlos in den Gesamtklang ein.

Das sägende Intro des Openers macht unmißverständlich klar: Diese Band hat es nicht verdient, vergessen zu werden, sie ist definitiv zu gut. Selbst ein Blick in die Lyrics lohnt sich. Stuart Adamson ist nicht nur Sänger und Gitarrist, er ist auch ein richtiger „Storyteller“. Seine Texte haben immer einen Hauch von Schwermut, scheinen prädestiniert, um sie mit brüchiger Stimme am Lagerfeuer zu klampfen. Eine Ausnahme bildet der bissige Kommentar in Richtung USA (The President Slipped And Fell). „Somebody Else“ z.B. ist die Bestandsaufnahme einer gescheiterten Beziehung und dem Neuanfang ohne alten Ballast mit dem folgenden, wunderbaren Textteil „There´s a room a bed and a couple of chairs, had a hard time getting the fridge up the stairs, sitting by the window looking out at the rain, man I would love to hear that Leonard Cohen songs again“.

Big Country
Driving To Damascus
(Track Records)

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