In einem seiner letzten Western spielte John Wayne die Rolle eines gestandenen Headhunters, der sich auf seine alten Tage noch einmal aufmachen muß, seinen gekidnappten Neffen aus der Hand übler Schurken zu befreien. Überall wo er auftaucht erntet er ungläubiges Staunen darüber, daß er als totgeglaubte Legende quicklebendig schießt, prügelt, säuft und all das macht, was ein rechter Westernheld so machen muß. Entsprechend lautete auch der gehauchte letzte Satz des im Sterben begriffenen Oberschurken: „Blake? Scheiße, ich dachte sie wären schon lange tot.“
WeiterlesenKategorie: Comics
Gunsmith Cats: Verfolgungsjagd
Die Welt ist hart, brutal und schlecht, aber wir sind die Guten!“ So könnte das Motto der knackigen Waffennärrinnen Rally Vincent und May Hopkins lauten. Und da die Welt, im besonderen die amerikanische Welt und ganz besonders die amerikanische Welt von Chicago, böse und gemein ist und von üblen Strolchen nur so wimmelt, sind die GUNSMITH CATS laufend gefordert.
Als Prämienjäger verfolgen sie Straftäter, ballern wild in der Gegend herum, veranstalten heiße Verfolgungsjagden und tragen scharfe Unterwäsche. Auch im dritten Band geht wieder einiges zu Bruch oder fliegt ganz ungehalten in die Luft als die beiden Mädels mit Gray, einem alten Fiesling, konfrontiert werden. Der hat bei der letzten Begegnung mit den beiden bereits seine rechte Hand eingebüßt und sinnt auf Rache. Kurzentschlossen entführt er die liebe May. Ihre Freundin Rally hat indes einige Abenteuer zu bestehen, bis May aus der Klaue dieses Rüpels befreit ist und sich zum Schluß alles wie selbstverständlich in ein paar Explosionswölkchen auflöst.
Kenchi Sonoda
GUNSMITH CATS - Verfolgungsjagd
Feest Comics 16,80 DM
ISBN 3-89343-578-6
Babylon 5: Der Preis des Friedens
Nachdem im April ´96 der erste Band der Comic-Reihe BABYLON 5 erschienen ist, liegt nun das nachfolgende Album vor. Der Konflikt zwischen den Erdlingen und den Minbari strebt seinem Höhepunkt entgegen, nachdem Sinclair, ehemaliger Commander von BABYLON 5, in seiner neuen Funktion als Botschafter nach Minbar gereist ist. Kaum angekommen gerät er in den Verdacht, ein Attentäter zu sein: In seinem Gepäck wird ein Lageplan und ein Plasma Auflösungsgewehr gefunden. Alles spricht dafür, daß er das Oberhaupt der Minbari töten wollte, um den jungen Frieden zwischen den beiden Völkern zu zerstören. Der Hinweis zu seiner Ergreifung kam jedoch aus den eigenen Reihen, von der Raumstation BABYLON 5. Nur: Sinclair ist unschuldig. Er ist das Opfer einer undurchsichtigen Verschwörung geworden.
WeiterlesenNeues aus Entenhausen
Phantomias fliegt jetzt schneller
Entenhausen vor genau zwanzig Jahren: Durch ein Versehen des Briefträgers wird Donald Duck ein Päckchen zugestellt, das eigentlich für seinen Vetter Gustav bestimmt ist. Es enthält einen Schlüssel und ein Schreiben, woraus hervorgeht, daß der Empfänger im Lotto gewonnen hat und nun glücklicher Besitzer der Villa Rosa ist. In freudiger Erregung machen sich der frischgebackene Hausbesitzer und seine Neffen auf den Weg, um den Prachtbau zu inspizieren. Wie sich rausstellt handelt es sich bei der Villa Rosa nicht um ein Traumhaus, sondern eine Bruchbude, die allerdings ein Geheimnis birgt. Diesem Geheimnis kommt Donald auf die Spur, als er unter einem Sesselpolster ein Tagebuch findet. Es ist das geheime Tagebuch des Phantomias, einem entenhaften Edelmann, der vor langen Jahren als eine schattenhafter Superheld Gutes getan hat. Und wie aus dem Tagebuch hervorgeht, war die Villa Rosa sein Unterschlupf. Mit diesem Buch in der Hand schlägt Donalds große Stunde. Er beschließt, in die Fußstapfen von Phantomias zu treten und fortan unerkannt seine schützende Hand über Entenhausen zu halten.
Mit dieser Geschichte aus Band 41 der LUSTIGEN TASCHENBÜCHER (Donald mal ganz anders) begann Donalds Karriere als mysteriöse Superente, die über die Jahre sporadisch fortgesetzt wurde. Bei den Fans erfreuten sich diese Episoden größter Beliebtheit da Donald wenigstens ab und zu in der Maske von Phantomias seine Verlierernatur abstreifen konnte.
Heute, im Jahr 1996 ist die Beliebtheit der Phantomias-Geschichten ist ungebrochen und der Ehapa Verlag hat beschlossen, Phantomias eine eigene Reihe zu widmen. Allerdings ist der Charme der frühen Jahre auf dem Altar des Zeitgeistes geopfert worden oder wie es Ehapa ausdrückt: „Die völlig neuen Geschichten versetzen Phantomias in ein futuristisch anmutendes High-Tech-Entenhausen und konfrontieren ihn mit Außerirdischen, Superintelligenzen und Zeitreisenden. Der ungewöhnliche Actionreichtum dieser Geschichten wird durch einen modernen, dynamischen Zeichenstil unterstrichen.“ Ob das mal gut geht?
(PHANTOMIAS 4,80 DM, monatlich am Kiosk)
Jubiläum: 500. Entenreport erschienen Aber Donald ist einfach nicht unterzukriegen. Was Fans wissen, wird jetzt offenkundig, denn der kleine Bruder des Lustigen Taschenbuchs, die Taschenbuchreihe mit dem puristischen Titel WALT DISNEYS DONALD DUCK erscheint zum 500sten Mal. Eine stolze Leistung, hinter der sich 50 000 gezeichnete Seiten und 100 Mio verkaufte Exemplare verbergen.
Weiteres Jubiläum: Erika Fuchs wird 90
Ein weiteres Jubiläum feiert la Grande Dame des Ducks. Frau DR. ERIKA FUCHS, die erste Chefredakteurin des Micky Maus-Magazins und kongeniale Übersetzerin der Entendialekte ins Deutsche, feiert ihren 90. Geburtstag. Aber statt sich Donald zum Vorbild zu nehmen, die Füße hochzulegen und die Neffen für sich arbeiten zu lassen, läßt sie es sich nicht nehmen, die bislang nicht in Deutschland erschienenen Arbeiten von CARL BARKS für die BARKS LIBRARY zu übersetzen.
Weihnachten in Entenhausen
Schließlich und endlich geht das Jahr zu Ente. In Entenhausen wie überall weihnachtets aber die lauschige Stimmung, die zur Vorweihnachtszeit gehört, wie der Lebkuchen zu Aldi, will einfach nicht aufkommen. Streß ist angesagt und nichts läuft wie es soll. Mal läuft was mit dem Bäumchen schief, mal zeigt sich der Truthahn vergrätzt weil er als Festessen fungieren soll oder es gibt Probleme mit den Geschenken. Davor ist niemand gefeit, außer vielleicht Gustav Gans, aber ganz bestimmt nicht Donald. Von all diesen Fährnissen zeugen die federsträubenden Abenteuer von Donald Duck, die die erste Garde der Entenzeichner in einem Sammelband vorgelegt hat. Im DISNEY WEIHNACHTSALBUM geben sich Carl Barks, Don Rosa, William van Horn, Jan Gulbranson und Vicar die Klinke in die Hand und präsentieren fünf Episoden in denen Donald und die Neffen versuchen den Widrigkeiten des Lebens die Stirn zu bieten.
Asterix: Obelix auf Kreuzfahrt
Nostalgie sei eine milde Form von Depression, meinte Donald Fagen im Hinblick auf die Steely Dan Reunion vor einigen Monaten. Nun denn, meinen ersten Asterix (Der Avernerschild) bekam ich 1972 im zarten Vorschulalter von 5 Jahren geschenkt, Deutschland wurde Europameister, ich wollte Starfighter-Pilot werden, sammelte Matchboxautos und die Welt war O.K.
Das ist jetzt verdammte 24 Jahre her und in diesen 2½ Jahrzehnten wurde Asterix für mich was Lenin, Dylan oder die Sex Pistols für andere Leute sind: Lieferant von Lebensentwürfen, Guerillatechniken, Bonmots und Essensrezepten. So wußte ich früh, daß Frauen schön, aber geschwätzig wie Elstern sind, daß es keinen Ort namens Alesia gibt und wie man mit Käse Schiffe in die Luft sprengt.
WeiterlesenVenus Wars: Die Invasion
Wer kennt nicht die typischen Klischees von Mangas: Technik, Endzeit, Gewalt, niedliche Mädels. Sicher, es gibt Ausnahmen, eigentlich gar nicht mal so wenige, wer aber seine Vorurteile bestätigt sehen will, der greift am besten zu VENUS WARS.
Dem Leser offenbart sich die pralle Welt der Shonen-Mangas (Comics f. Jungen). Der Plot: Wir schreiben das Jahr 2083, der Planet Venus ist seit etwa siebzig Jahren von Menschen besiedelt. Die Kolonisten wollen ihre Unabhängigkeit von Mutter Erde. Ein Krieg entbrennt. Zwischen die Mühlsteine gerät eine Gruppe Kamikaze-Motorradfahrer, deren Aufgabe es in den nächsten Bänden sein wird unter beträchtlichem pyrotechnischem Aufwand den Welt-All-Frieden wieder herzustellen. Als Beilage wird serviert: Panzerschlachten à la El Alamein, Wagenrennen à la Ben Hur, tapfere Motorradfahrer und Heidis in scharfen Klamotten. Prädikat: Massenware.
Yoshikazu Yasuhiko
VENUS WARS – Die Invasion
Feest Comics 16,80 DM
ISBN 3-89343-933-1
Hermann – Sarajevo Tango
„Als Sarajewo am 27. Mai 1992 bombardiert wurde und die UNO drei Tage später diesen Akt serbischer Aggression in Bosnien verurteilte, gehörte ich noch zu der großen Schar derer, die bereitwillig alles schluckten, was die Medien ihnen vorsetzten.
Im Sommer 1992 war ich bereit zu glauben, daß die Anwesenheit der Vereinten Nationen im ehemaligen Jugoslawien zumindest eine Wiederholung jenes Terrors würde verhindern können, der schon in Vukovar und anderen Orten Ostkroatiens seine blutige Spur hinterlassen hatte. Doch weit gefehlt.
Die Schienenmenschen: Die Jaguar-Gang
Nordamerika in einer nicht mehr fernen Zukunft: Die Jaguars, eine aus schwarzen Outlaws zusammengewürfelte Gang, leben in einem gepanzerten Zug. Die Schienen sind ihre Heimat und ihr Jagdrevier. Durch Überfälle, die an Brutalität kaum zu überbieten sind, versorgen sie sich mit allem, was sie brauchen. Kein Wunder, daß den Behörden dieser anhaltende Terror ein Dorn im Hintern ist, der sie unruhig in ihren Chefsesseln herumrutschen läßt. Doch alle Versuche, den Terror zu stoppen, sind gescheitert. Jetzt soll Wolf Pearce, ein in Ungnade gefallener schwarzer Cop, in die Jaguar-Gang eingeschleust werden. Mit seinen Informationen sollen die Schienenmenschen gestellt und vernichtet werden. . .
David Chauvel, der sich bereits mit DIE KALTBLÜTIGEN als Szenarist hervorgetan hat, gelang mit DIE SCHIENENMENSCHEN ein Wurf, den ihm viele seiner Kollegen erstmal nachmachen müssen. Er setzt sich souverän über die Grenzen des Action-Comics hinweg, das sich oft genug auf einen mit Explosionen und Stahlgewittern gespickten Kampf zwischen Gut und Böse reduzieren läßt, dessen Ausgang seit der Erstveröffentlichung von Grimms Märchen feststeht. Chauvel geht die Sache kritischer an, er hat seinen Shakespeare gelesen oder auf Video gesehen. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verlieren ihre Gültigkeit. Sie werden zu bloßer Nomenklatur der Sieger. Für die Polizei als langer Arm des Staates ist Wolf Pearce lediglich ein Bauernopfer, das gebracht wird, um die eigenen Interessen zu schützen, ein schwarzes Bauernopfer zudem.
Pearce ist eine in sich zerrissene Gestalt. Als Cop steht er auf der ´richtigen´ Seite eines rassistischen Regimes mit der ´falschen´ Hautfarbe. Als Gangsta hat er die ´richtige´ Hautfarbe, steht aber außerhalb des Gesetzes. Er ist ein Lockvogel, der von den Weißen verachtet und von den Schwarzen verstoßen wurde. David Chauvel zeigt mehr als nur eine Sicht der Dinge. Einseitigkeit ist ihm fremd. Die Outlaws, die nach außen hin lediglich durch ihre Massaker in Erscheinung treten, entpuppen sich bei näherem Hinsehen als ein Haufen, am Rassismus der legalen Welt gescheiterter Existenzen, die sich in ihrem Zug eine wohlorganisierte Welt mit eigenem Kodex geschaffen haben.
Die Auseinandersetzung zwischen beiden Welten, der legalen und der illegalen wird zu einem Fanal der Borniertheit zwischen Schwarz und Weiß, an dem nicht nur Pearce, sondern auch noch viele andere zu zerbrechen drohen, die sich nicht auf das Schwarz-Weiß-Denken einlassen wollen. David Chauvels DIE SCHIENENMENSCHEN ist der beste Beweis dafür, daß das ´oder´ zwischen ´Action oder Anspruch´ getrost gestrichen werden kann. Manchmal ist eine Erkenntnis halt wie ein Schlag in die Magengrube.
David Chauvel/Fred Simon
DIE SCHIENENMENSCHEN
Bd. 1 DIE JAGUAR-GANG
Carlsen Verlag 16,90 DM
ISBN 3-551-72241-2
Otomo/Nagayasu – Sarah: Spuren im Sand
Für alle, die meinen, daß japanische Comics nur Action- Kram sind und deswegen bisher einen Bogen darum gemacht haben, bringt Carlsen einen Kennenlern-Manga der Extraklasse. Erstmals 1990 in Japan veröffentlicht bietet Otomo & Nagayasus SARAH alles, was das Genre hergibt – filmische Bildsprache, die gewisse Mischung aus Ruhe und Rasanz, Fantasy und Gegenwartsbezug, Detailreichtum und Abstraktion.
Der Hintergrund der Geschichte kann seine Herkunft aus der Endzeit des Kalten Krieges nicht verleugnen: Die ‚Bombe‘ ist gefallen, ein Teil der Menschheit hat auf riesigen Raumstationen überlebt. Über den Streit, wie es nun weitergehen soll, kommt es zum Bürgerkrieg und in der Folge zu einer ungeordneten Wiederbesiedlung einer Erde, deren Klima sich dramatisch verändert. Die Menschen wursteln sich so durch auf dem sprichwörtlich verwüsteten Planeten. Die Ruinen der alten Zivilisation dienen nun als ergiebige Minen für eine neuentstandene Wiederverwertungsindustrie. Hier leben Flüchtlinge, Kriegsgefangene und Neusiedler – zum Teil unter erbärmlichen Umständen. Hier sind die Stätten neuen Reichtums (für eine kleine militaristische Clique). Hierhin muß man gehen, wenn man, wie die Hauptfigur Sarah, seine in den Kriegswirren verlorenen Angehörigen, ein Lebenszeichen seiner Kinder sucht.
So weit, so gut – daß sich die Geschichte nun nicht wie jede andere X-beliebigen dieser Art entwickelt – und wir sind eine zeitlang damit überschwemmt worden – ist einzig der Erzählkunst des Autorengespanns zu verdanken, denen es auf überzeugende Weise gelingt, ihre Figuren mit Leben zu erfüllen. Gleichzeitig wird virtuos mit den verschiedensten graphischen Möglichkeiten gespielt und dabei ist SARAH so grundsolide konstruiert, wie man es nur von einem hochwertigen Industrieprodukt erwarten kann.
Für alle, die jetzt denken, daß hier das beliebte Rumgefetze auf der Strecke bleibt, sei gesagt, daß es nicht ohne ordentliche Ballerei abgeht – so um die 15 Umgenietete habe ich im Laufe des ersten Bandes ‚Spuren im Sand‘ gezählt. Geraucht wird allerdings wenig, und das auch nur von den beiden Oberbösen, die dann auch so richtig mangamäßig asiatisch aussehen, während doch die Guten uns europäischen Langnasen ähneln und à propos Nasen – Sarah hat dann noch einen Schlag am Leib – was ja auch mit den Reiz eines Comics ausmacht – zack und für die gerechte Sache, und wie sagte doch Picasso: „Wenn ich fliegen könnte, bräuchte ich mir kein Superman zu kaufen. . .“
(rw)
Otomo/Nagayasu
SARAH
Bd. 1 SPUREN IM SAND
Carlsen Verlag 19,90 DM
ISBN 3-551-72901-8
Manga Power
In unserer Bananenrepublik sieht es mit Comic-Magazinen recht düster aus. Die altehrwürdige ZACK, ist seit Anfang der achtziger Jahre eingestellt, YPS ist ins Koma verfallen und hängt am Tropf. Die einzigen Magazine, die sich nach wie vor eines bescheidenen Daseins erfreuen können sind U-COMIX und SCHWERMETALL.
WeiterlesenCarmen Mc Callum: Jukurpa
Ein Hubschrauber landet auf einer Art Bohrinsel mitten im Ozean vor der Küste Australiens. An Bord ist die adrette Staatsanwältin Dr. Mitchell, mit dem Auslieferungsbefehl für Eishäftling 8182 Sonoda Naoko, eine kleine Drogenschmugglerin, die hier seit 20 Jahren in einem Kühlelement eingefroren liegt und auf ihren Prozeß wartet. Die Formulare werden ausgefüllt, die Kühlbox in einen Helicopter verladen; alles geht seinen gewohnten Gang, bis zu dem Moment, als im Tower des Eisknasts ein Funkspruch der echten Miß Mitchell eingeht, die auf offener See von einem Kutter aufgefischt worden ist.
WeiterlesenIsabel Kreitz – Die Entdeckung der Currywurst
Von Menschen und Würsten
Die Geschichte beginnt am Hamburger Großneumarkt. Dort stand einst die wacklige Imbißbude von Frau Brücker, die jedem, der es hören wollte, erzählte, sie habe kurz nach dem Krieg die Currywurst erfunden. Daran erinnert sich der Erzähler auch noch Jahre später, als die Bude verschwunden und Frau Brücker längst in einem Seniorenheim gelandet ist. Er beschließt, sie dort zu besuchen und der Sache auf den Grund zu gehen.
WeiterlesenGunsmithcats: Die Explosion
Mit Erscheinen des zweiten Bandes melden sich die Gunsmith Cats zurück ins pralle Leben. Rally Vincent und ihre Partnerin May haben es wie immer faustdick hinter den niedlichen Öhrchen. Gerade mal der Pubertät entronnen, betreiben die beiden einen Waffenladen in Chicago und arbeiten nebenher als Kopfgeldjäger. Die Action ist programmiert und man fühlt sich nicht zu unrecht an Starsky und Hutch oder die Einsätze von Ltd. Cochise im Beasty Boys Video „Sabotage“ erinnert: Da wird geballert was die Knarren hergeben, Explosionen und Verfolgungsjagden mit und ohne Wagen lösen einander ab. Die Luft brennt, Blut spritzt und das Quietschen von Reifen klingt in den Ohren. Aber das ist nur die halbe Miete, denn die Mädels haben ja schließlich auch ein für niedliche Comicfiguren höchst erotisches Privatleben. Gunsmith Cat am Drücker
Kenichi Sonodas Gunsmith Cats sind ganz und gar auf den amerikanischen Markt zugeschnitten, ohne jedoch die typisch japanische Zeichentradition oder den Panelaufbau über Bord zu werfen. Hin und hergerissen zwischen Pump-Gun und Wonderbra begeistern Rally und May die weiblichen Leser und lassen feuchte Jungenträume wahr werden.
Kenichi Sonoda
GUNSMITH CATS
Band 2: DIE EXPLOSION
Feest Comics 16,80 DM
ISBN 3-89343-577-8
Marini/Smolderen: Gipsy – Der Tag des Zaren
Manchmal, da sitzt man bräsig vor dem flimmernden Fernseher, schaut sich irgendein Wissenschaftsmagazin oder einfach die Nachrichten an und stellt fest, daß wieder ein Roman über Nacht von fiction zu faction geworden ist. Vielleicht liegt das daran, daß den Erzählern solcher Zukunftsprognosen die weitreichenden Visionen fehlen, wie sie beispielsweise Karl Marx hatte. Jules Vernes Visionen vom 20. Jahrhundert haben wir heute bereits hinter uns gelassen. Karl Marx‘ Vision von der klassenlosen Gesellschaft ist heute utopischer denn je. Noch ein Beispiel: Marini und Smolderen entwerfen ein Szenario für einen Comic, der im postkommunistischen Rußland angesiedelt ist. Es zeigt ein Weltreich in Entropie: Mongolen, Zaristen, Kapitalisten, Freischärler und Separatisten, sie alle prügeln sich um die Macht.
WeiterlesenStriker: Die zweite Sintflut
Splatter im Heidiland
Endlich dringen auch die Mangas auf die deutschen Ladentheken, die das actionbetonte Gut-gegen- Böse-Spiel interessant machen und auch das zeigen, was bei der inzwischen in Ehren ergrauten Gerechtigkeitsliga stets zwischen zwei Bildern ausgespart bleibt. In diese Lücke springt Striker, der 17jährige Held der neuen Reihe von Takashige Minagawa und fühlt sich dabei scheinbar sauwohl. Bei STRIKER wird nicht gekleckert, da wird geklotzt und zwar richtig, denn es gilt „Die zweite Sintflut“, so auch der Titel des ersten Bandes, aufzuhalten, die über die Erde hereinzubrechen droht.
Daß man da als der Gute nicht zimperlich sein darf, versteht sich von selbst. Und da nimmt man auch schon mal in Kauf, daß miesen Cyborgs das Gehirn weggepustet oder wenn es sich um weniger tragische Verfehlungen handelt, ein Arm abgesäbelt wird. Der Zweck heiligt halt auch noch im Jahr 200X die Mittel. In diesem Jahr haben Archäologen, japanische natürlich, auf dem Ararat tatsächlich die Arche Noa gefunden. Bevor sie jedoch genauer untersucht werden kann, werden die Arbeiten sabotiert. Um die Wissenschaftler vor Angriffen zu schützen, setzt die Arcam Foundation eine Spezialeinheit ein, an deren Spitze der junge Striker steht. Aussehen tut er ganz normal, außer wenn er stinkig wird, dann nämlich zieht er seine Panzerung aus künstlichen Muskeln an und die Post geht ab und zwar in einem Tempo, die wir uns für die Briefbeförderung wünschen.
An Action wird nicht gespart und wer an High-Tech Kriegsführung Spaß hat und auch Freddy Krüger nicht von der Bettkante stoßen würde kommt mit dieser Reihe voll auf seine Kosten.
Takashige Minagawa
STRIKER - Die zweite Sintflut
Carlsen Verlag, DM 24,90
ISBN 3-551-72821-6
Schuiten/Peeters: Mary. Die geheimnisvollen Städte
In den achtziger Jahren begann die große Rezession in der Comicbranche. Die geburtenschwachen Jahrgänge und eine veränderte Interessenlage der Jugendlichen sorgten dafür, daß das Angebot an Kioskware zunehmend dünner wurde. Im Gegenzug dazu etablierte sich jedoch der Autorencomic, der sich an ein älteres Publikum wandte. Der Comic war erwachsen geworden, sein Publikum auch. Durch diese Entwicklung war es auch möglich, die Inhalte und die Form auf ein intellektuelleres Niveau zu heben als dies bis dato der Fall gewesen war (von Ausnahmen wie Hugo Pratt einmal abgesehen). Die Alben wurden umfangreicher und anspruchsvoller.
WeiterlesenWill Eisner: South Bronx, Dropsie Avenue
Neben Carl „Duck“ Barks ist der Amerikaner Will Eisner der letzte große Comic-Zeichner der alten Garde. Hal Foster (Prinz Eisenherz) hat er überlebt, ebenso Hergé (Tim & Struppi) und Hugo Pratt (Corto Maltese). Heute, im Alter von 78 Jahren gilt er als Ikone der Graphic Novel. Will Eisner ist zu einem Stück lebender amerikanischer Zeitgeschichte geworden. Dessen, so scheint es, ist er sich auch zunehmend bewußt geworden, seit er vor achtzehn Jahren zu einem Comeback ansetzte und fortan das Leben der kleinen Leute im Schmelztiegel New York in den Mittelpunkt seiner Arbeit gerückt hat.
WeiterlesenThe Beatles – Die Bildbiographie einer Legende
Beatles als Sprechbläser
Sonst läßt er Micky Maus &Co. in Deutschland fiepen, jetzt setzt er auch noch auf die BEATLES-ANTHOLOGIE-Karte. Der Ehapa-Verlag in Stuttgart suchte und fand eine Möglichkeit, beim neuerlichen Rummel um die vier Jungs aus Liverpool mitzumischen.
John, Paul, George und Ringo also als Comic-Figuren, die komplette Beatles-Story auf 46 Schwarz-Weiß-Seiten. Von den Anfängen („Ruhm und Glück – wir kommen“) bis zum bitteren Ende anno 1969/70. Sprechblase Paul McCartney: „Wir hatten diese Streitereien, und John sagte mir, er würde gehen. Er sagte: Ich will die Scheidung. “ Die hat Lennon bekanntlich gekriegt.
WeiterlesenMai: Die letzte Tochter des Mihiro Clans
Telekinese und Pubertät
Die Welt wird ein Dorf und Inseln sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren: Eine Garantie für intellektuelle Inzucht. Das haben nicht nur die Briten am eigenen Leib gespürt. Selbst im Land der aufgehenden Sonne, das sich mit fremden Kulturen sichtlich schwer tut, sind die Einflüsse der westlichen Welt nicht mehr zu leugnen. Doch bis heute gelingt es selten genug, beide Traditionen unter einen Hut zu bringen. Der üblichere Ausdruck ist ein unvermitteltes und abruptes Nebeneinanderher von japanischer und westlicher Kultur: moderne Glaspaläste neben Schreinen in traditioneller Holzbauweise. Ebensowenig wie Kleidung und Wohnungseinrichtung sind die japanischen Comics davon ausgenommen. Die zelebrieren in einem kulturellen Spreizschritt eine Art japanische Postmoderne.
Ryochi Ikegamis jüngster Wurf „Mai, the psychic girl“ (dt. Mai, die letzte Tochter des Mihiro Clans) ist ein typisches Beispiel für diese kulturelle Schizophrenie. Im Vordergrund dieser Reihe steht die 14jährige Mai Kuju, an sich ein stinknormaler Teenager, der die Schulbank drückt, Steaks brät und sich, wie wohl alle Mädels in diesem Alter, Sorgen um die Form ihres Busens macht. Wären da nicht die psychokinetischen Fähigkeiten, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Hinter Menschen mit diesen Fähigkeiten ist eine mysteriöse Organisation her, die von einem Hauptquartier in den Schweizer Bergen aus operiert und ihre Handlanger überall zu haben scheint. Kein Wunder also, daß sie von Mais Fähigkeiten Wind bekommt und versucht, sie in ihre Gewalt zu bringen.
Das klingt wie ein Potpurri aus den George Lukas‘ Yedi-Rittern, Stephen Kings Feuerkind und anderen hierzulande mehr oder weniger bekannten Motiven. Trotz dieses Hangs zum Plagiat ist Ryochi Ikegami sichtlich bemüht, diesen Motiven einen eigenen Kontext zu geben, indem er die Handlung vor japanischem Dekor ablaufen läßt und mit einigen mangatypischen Actionszenen anreichert. Ein entscheidendes Problem bleibt dabei allerdings bestehen: da die zugrundeliegenden Motive den Lesern bekannt sind, kann er sich den Verlauf der Handlung aus den Fingern saugen – und liegt damit nicht einmal falsch. Bis zum Ende des ersten Bandes zumindest. Ob Ryoshi Ikegami und sein Zeichner Kazuya Kudo noch ein paar ungeahnte Wendungen parat haben bis es zum psychokinetischen Showdown kommt, werden die nächsten Folgen zeigen. Unterm Strich ist ein ost-westlicher Manga entstanden, der durch seine konzeptionelle Unschlüssigkeit schon wieder originell ist.
Ryochi Ikegami/Kazuya Kudo
MAI - DIE LETZTE TOCHTER DES MIHIRO CLANS
Feest Comics 16,80 DM
ISBN 3-89343-756-8
Die Kaltblütigen – Spring Haven
Die Kaltblütigen kommen ins Schwitzen
Wer es bedauert, daß „Taxi Driver“ nach zwei Stunden bereits zuende war und daß „Pulp Fiction“ nicht zur 378teiligen Vorabendserie avanciert ist, hat es heute schwer mit den Ersatzdrogen, vor allem seit Micky Spillane weich geworden ist und James Ellroy vor lauter Größenwahn unter Mordblockade leidet. Einziges probates Mittel ist derzeit DIE KALTBLÜTIGEN, ein Comic-Epos, das eine wunderschöne Mischung aus Hardboiled, Film Noir, Road Movie und Gangsta bringt.
Frisch auf den Ladentheken gibt es jetzt den zweiten Band, der die Flucht des Auftragskillers Hamlet, des Juniorhysterikers Huevo und der gekidnappten Wendy durch die amerikanische Wüste erzählt. Die Vorgeschichte dazu liefert der erste Band.