Babylon Zoo: The Boy With The X-Ray Eyes

„Spaceman“ hat uns ganz schön die Ohren abgeknabbert. Und nicht zu unrecht. Babylon Zoo, der Vierer aus GB hat Geschick bewiesen. Er hat mit einem gordischen Knoten Brit-Pop-Elemente, die ungezügelte Gitarren-von-der-Leine-Art der Smashing Pumpkins und das ganze Cyber-Gehabe der Post-Generation-X mit ihrem Hang zu Lynch, Science Fiction, Pulp Fiction und Natural Born Killers verknüpft zu einem kräftigen Sound.

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Strawberry Slaughterhouse: Teenage Torturechamber

Irgendwie putzig diese Platte. Nicht wegen der seltsamen Sprache, in der das Booklet verfaßt ist, sondern weil diese Musik wie Bubblegum-Pop klingt und mich an Tanzschulzeiten denken läßt (ich war übrigens nie in einer Tanzschule).
Eigentlich hatte ich Strawberry Slaughterhouse für Fun-Punk gehalten – Covergestaltung und die ulkigen Wörter mit den seltsamen Kringeln brachten mich drauf. Aber die lustige Sprache des Booklets stellte sich als dänisch heraus und die Band entpuppte sich als Gitarren-Power-Pop der Sorte Green Day, allerdings nicht ganz so geschliffen und viel pubertärer.

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Phillip Boa & The Voodooclub: She

Mal ehrlich: Stinkt er uns allen nicht spätestens seit „Hair“, der Phil „Avantgarde“ Boa? Da hat er zwei wirklich innovative und geniale Alben aufgenommen („Aristocracie“ und „Copperfield“; der ersten, „Phillister“, fehlte noch der letzte Schuß Reife), um danach die gerade hippen Stilarten, verbunden mit dem boaschen Getrashe, Album für Album totzureiten. Das ging so bis „God“. Jetzt scheint Boa die Bremse gezogen zu haben.

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Ministry: Filth Pig

Vier Jahre mußte man auf den Nachfolger zum 91er Konsens-Lärm-Album „Psalm 69“ warten. Nun gut, soundtechnisch hat sich nicht viel verändert. Vielleicht handelt es sich bei Al Jourgensen ja auch um einen Perfektionisten a la Lou Reed, der ein Jahr braucht um die Songs zu schreiben und dann weitere zwei Jahre benötigt, um einen Sound zu basteln, der sich dann doch nur in minimalen Nuancen vom Sound der letzten Platte unterscheidet.

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Die Allergie – Psalm in Blei

Die Band heißt „Die Allergie“ und ich krieg die Krätze … „Wir sind die Allergie, wir sind so bös wie nie“. In der Tat: Mir wird auch schon ganz Angst und bange, etwa so wie in der Geisterbahn auf dem Rummelplatz.
Um EMIs Willen, wer hat diesen Jungs erlaubt, ihre Pennäler-Ideologie auf CD rauszubringen? Untermalt von billigem, düsterem Elektro-Metal, den man in dieser Form auch schon hundertmal gehört hat, soll da wohl der Heilige Krieg vom Zaun gebrochen werden: Vom Standpunkt der political correctness sind solche Feindbilder wie scheinheilige Geistliche, spießige Sex-Touristen und Kinderschänder ja in Ordnung, aber die Art, wie die Baden-Württemberger diese Themen in ihren Texten behandeln, ist einfach unerträglich.

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The Flaming Lips – This Here Giraffe

The Flaming Lips ist eine der wenigen Achtziger-Bands, die ihren polternden, unkonventionellen, unorthodoxen Lärm-Rock´n´Roll mit dem Garagen-Charme hinüber retten konnten in das Zeitalter des Trash-/Metal-/Crossover-/Hardcore-Gemansche und das mit zunehmendem Erfolg auch beim jüngeren Publikum. Verändert hat sich in den vergangenen 15 (?) Jahren nichts. Auch diese limitierte CD mit drei Songs, von denen zwei bei einer Peel Session (November 1992) aufgenommen wurden, scheppert und quietscht sich durch alle Tonlagen.

Titelsong „This Here Giraffe“ (äh, das hier Giraffe?) poltert auch auf der „Clouds Taste Metallic“-CD. The Flaming Lips klingen immer noch wie Kinder, die sich einen Joint reingezogen haben und dann die wunderbare Welt von Gitarre, Bass, Schlagzeug und auch Piano („Life On Mars“) entdecken. Man kann förmlich die staunenden Augen raushören (das schiefe Bild ist gewollt, man!) !

Stereolab – Cybele´s Reverie

Hoffentlich führen die Briten nicht wieder die Todesstrafe ein, wo doch Stereolab aus London ausgerechnet auf Französisch singen müssen. That´s shocking! Aber schön! Ziemlicher Durcheinander-Pop, bei dem sich Tambourines, Gitarren, Synthesiser und Vibes ständig gegenseitig zwischen den Beinen rumhampeln. Dadurch entsteht eine gewisse naive Unordnung, die nur von einer hellen Frauenstimme (erinnert fast an die singende Monaco-Monarchin) einigermaßen Richtung Hörer überbrückt wird. Vier-Track-CD mit Charakter.

Fast Food Cannibals – Mörder

Das Info sagt: „Brüllen statt Nörgeln, Weinen statt Jammern. Die Fast Food Cannibals lassen sich nicht nebenher konsumieren, sie graben sich in die Eingeweide.“

Also ich hatte mir gerade einen Kaffee mit Baileys gemacht, saß gemütlich auf dem Sofa und meinen Eingeweiden geht es auch noch gut. Viel heiße Luft eben.

Vor etwa drei Monaten hab ich mir ja sagen lassen, daß nach dem Geschmack der Plattenfirmen 1996 das Jahr der deutschen Texte werden soll. Offensichtlich haben das die Fast Food Cannibals auch gehört. Klingt wie Selig, wenn sie richtig böse sein wollen. Pseudo-wichtig.

Rammstein – Seemann

Meinen die das ernst? Ist das tatsächlich eine Berliner Rockband oder etwa doch ein kabarettistisches Projekt, das schonungslos pseudokünstlerisches Gehabe satirisch auf die Spitze treibt? Grausamer Operetten-Metal-Crossover mit düsteren deutschen Texten, deren Sinn mir verschlossen bleibt und gestohlen bleiben kann, vorgetragen mit rollendem r und theatralischem Tremolo. Und immer viel Hall drauf.

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Speech – Like Marvin Gaye Said

Klar, das ist schon ein toller Song, aber Marvin Gaye selbst hat das ganze viel treffender gesagt. Im Vergleich zu dessen Originalversion fehlt Speech dann doch der Soul- aber wer könnte da auch schon mit Marvin mithalten. Gerade bei der Album Version klingen Baß und Snare so unbeweglich für einen Seelenhit, während Speechs Sprechgesang sich beeindruckend biegt.

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D’Angelo – Lady

Der 22jährige Michael Archer alias D’Angelo gilt seit seinem sehr guten Debütalbum „Brown Sugar“ als mittelschwere Sensation auf dem Soul-Sektor. Als Komponist, Multiinstrumentalist und Sänger überzeugte er auf seinem letzjährigen Debüt als Follower der Hip-Hop-Generation, trotzdem ist „Brown Sugar“ 100% Soul.

Schmerzverarbeitung spielte im Soul immer schon eine große Rolle und Seelenschmerzen scheint Michael Archer schon häufig empfunden zu haben, nur so ist es zu erklären, wieso er trotz seiner jungen Jahre schon so tief aus der Seele heraus singt.

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Hotel Hunger: Mars Needs Guitars

Ein Fünfer aus Dänemark entdeckt straighten Gitarrenrock mit starken WahWah-Elementen. Was dabei raus kommt, ist ein nie schlechter, aber auch nie besonders bemerkenswerter Zack-Zack-Geradeaus-Rock mit Verdacht auf Machismo (Kostprobe: „I´m A Dickhead, I´m Losing Control…“ undsoweiter). Klare Melodien, getragen von den Vocals.

Hotel Hunger: Mars Needs Guitars
(Medley/EMI)

Afghan Whigs – Honky’s Ladder

Grandios. Eine der besten Rockbands, die es zur Zeit gibt. Und ich sage Rockband, obwohl ja viele meinen, das Quartett aus Ohio sei eigentlich eine verkappte Soul-Formation. Das stimmt natürlich, vor allem wenn sie „Creep“ von TLC covern, und dennoch sind sie Rock, so wie er sein sollte: Alles, was gut und geil ist, wird integriert. Egal ob Slide-Gitarren, harte Independent-Klänge, ein trauriges Bar-Piano oder eben Soul. Und egal welche Elemente sie gerade verarbeiten, es gelingt ihnen immer, cool und funky zu bleiben. Stil statt Posen.

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Lush: Lovelife

Lush haben sich entwickelt. Sicherlich in die hippe Richtung, aber das nicht schlecht. Der typische 4 AD-Sound ist gegessen, es vibriert nicht mehr alles vor heiliger Berührtheit, wenn Miki Berenyi singt. Es senkt nicht mehr alles ehrerbietig den Kopf, wenn Miki und Emma Anderson in die Gitarren greifen. Das ganze unfaßbar-sphärische macht greifbar-weltlichem Platz.

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