Urlaubsvertretung: Vargas, Nachtrag

„Im Rückblick auf seinen Vorgänger „Fliehe weit und schnell“ liefert dieser jüngster Roman vergleichsweise herkömmliche Kriminalunterhaltung, die aufgrund allzu leichter Vorhersehbarkeit weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Ungeachtet dessen sind es jedoch die aufs neue überaus gelungene Modellierung der Haupt- und Nebenfiguren sowie raffinierte Anleihen aus märchenhaften Erzählungen, die den Roman weit über dem Durchschnitt des Genres zu halten vermögen.“

So die Quintessenz einer →Rezension von Gregor Schuhen in der „FAZ“ vom 8. August, Fred Vargas‘ „Der vierzehnte Stein“ betreffend. Auch die Übersetzung, vor allem des kanadischen Französisch, wird bemängelt. Hm.

Vargas, Stein, Rezension(3)

Vorweg: Liest man „Der vierzehnte Stein“ als herkömmlichen Krimi, fokussiert auf Handlungsführung und Plausibilität auf, funktioniert er wie die übliche Dutzendware aus Autorenwillkür und Unlogik.

Zwei Beispiele: Während eines Lehrgangs in Kanada lernt Adamsberg ein junges, etwas seltsames Mädchen kennen und schläft mit ihm. Einige Tage darauf ist das Mädchen tot, erstochen mit einem Dreizack, der Mordwaffe des diabolischen Richters. Er ist, so die einzige logische Folgerung, Adamsberg nach Kanada gefolgt, und hat das Mädchen getötet, um Adamsberg zu belasten.

Logisch? Also ich weiß nicht. Woher wusste er, dass Adamsberg ein Mädchen kennenlernen würde? Warum setzt er sich überhaupt der Gefahr aus, den Kommissar auf diese Weise auszuschalten? Weil er ihm auf der Spur wäre? Ist er doch gar nicht! Keiner glaubt ihm!

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Vargas, Stein, Rezension(1)

Ein Buch rezensieren: lesen, sich was dabei denken, aufschreiben. Ist man einigermaßen geübt: kein Problem. Doch dann kommen die Ausnahmen. Lesen, sich was dabei denken … und das Gefühl nicht loswerden, „falsch“ gelesen zu haben. Das ist mir bei Fred Vargas, „Der vierzehnte Stein“, passiert, und deshalb gibt es eine lange Rezension in drei Teilen. Wir beginnen mit dem deprimierenden Anfang.

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Perspektive

Denken und stapeln

Man weiß es, aber man vergisst leicht: Literatur ist mehrdeutig, vielschichtig, mißverständlich, irritierend. Drück 100 Leuten je ein Exemplar von Kafkas „Schloss“ in die Hand, und sie werden dir nach der Lektüre 100 Interpretationen liefern. Nu ja, Kafka! Aber ein Krimi? Eine schlichte Geradeaus-Story?

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