Sommerkrimi -6-

Italien dort, wo es stirbt. Ein kleiner Ort im Hinterland der Adria, ein paar Zwanzig Menschen, viele schon älter, eine Gemeinschaft, die vergangenen Zeiten nachtrauert und von den gegenwärtigen vergessen wurde. Und dann ist alles anders: In diesem drückend heißen Sommer wird ein Mann von einer Viper gebissen, und eine andere Person sorgt dafür, dass jede Rettung zu spät kommt. Etwas bewegt sich in Montesecco.

Bernhard Jaumann erzählt uns in „Die Vipern von Montesecco“ eine hochmoralische Geschichte, den allmählichen Einbruch des „Anderen“ in eine auf den ersten Blick idyllische Welt. Das Verbrechen schürt Misstrauen, bringt Dinge ans Tageslicht, die besser verborgen geblieben wären, und je mehr diese Welt ins Wanken gerät, desto bedrohlicher schiebt sich eine andere in die harmlose Topografie Monteseccos. Eine Welt ohne Ordnung, ohne Gesetz, eine Welt am Rande des Archaischen.

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La Linea 2

Ja, das kleine Strichmännchen ist wieder da. Noch mehr des ewig schimpfenden, plappernden und manchmal schadenfroh lachenden Männchens auf und aus der Linie.Wieder hat es seinen Zeichner fest im Griff. Wenn´s auf den Roller regnet, muss es zeichnerisch zum Auto aufgestockt werden. Und wenn das über zu holprigen Untergrund rattert, kriegt es Rotoren und Heckflosse und wird zum Hubschrauber. Aber Vorsicht – nicht jeden überstehenden Zipfel der Linie darf man einfach abschneiden. Manchmal ribbelt sich dann die gesamte Linie weg. Auch die Kontur des Männchens…

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La Linea 1

Ich hab gestern abend fast zwei Stunden lang eine Linie angeguckt. Hör ich da schon die Pfleger, die mich gleich abholen kommen? Ja, wahrscheinlich. Denn dieser Abend war auch ein Selbstversuch: wie lange ertrage ich einen bewegten Strich, der cholerische Ausbrüche kriegt, wenn irgendwas nicht nach seinem Gusto läuft?

Ziemlich lange. Und es geht mir wunderbar dabei. Denn die Linie ist natürlich La Linea. Das kleine Knollenmännchen, das nur aus einem weißen Umriss besteht. Jeder kennt es: es schlendert immer auf einer weißen Linie entlang, die eigentlich eine Fortsetzung von ihm selbst ist. Im Hintergrund wechseln die Farben, es klimpert lustige Jazzmusik, und aus der Linie wachsen die unmöglichsten und überraschendsten Dinge: eine Treppe, ein Fernseher, Tiere, Frauen, Wellen, Gitter und – Löcher! Ende Gelände. Dann kann das Strichmännchen nicht weiter, denn ohne Linie kein La Linea! Und schon geht das wütende Gezetere los. Geduld ist nicht die Sache des Männchens. Erst wenn die Hand des Zeichners erscheint und die Linie verlängert, kehrt wieder Ruhe ein.

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