Georg Haderer: Der bessere Mensch

Der_bessere_Mensch.jpgDeutschland 2011. Eherne Gesetze geraten ins Wanken, ehemals orthodox gläubige Menschen wechseln ihre Überzeugungen mit der Unterwäsche, nichts ist mehr so, wie es einmal war. Ausnahme: österreichische Krimis. Die sind lustig. Immer, mal so, mal anders, aber lustig. Und dann das: Georg Haderers „Der bessere Mensch“. Österreicher, aha. Man beginnt mit der Lektüre und irgendwann, sagen wir auf Seite 38, schaut man ungläubig in die Kurzbio des Verfassers. Österreicher. Aber nicht österreichisch lustig. Schulterzucken. Die Welt ist endgültig und komplett aus den Fugen geraten.

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Franz Xaver Roth: Böser Mann

boesermann.jpg Dieses Werk ist mir auf der Buchmesse zugetragen worden, als hätte die edle Überbringerin gewusst, dass mir eine dröge zweistündige Zugfahrt bevorstand. „Soll irgendwie wolfhaasig sein“, kam die Zusatzinformation. Und angesichts des Covers – verkaufsförderndes bayrisches Weißblau -, der erschütternden Erinnerung an eine Probeseite Rita Falk und des Autorenfotos – so sehen Bayern aus! – machte ich mir keine großen Hoffnungen auf nennenswertes Leseamüsement. Aber zwei Stunden im ungeheizten ICE… Kaffeenachbau zu Champagnerpreisen… „Sänkyou for träwweling wiff se Deutsche Bahn“-Durchsagen… also las ich, knappe 100 Seiten. Und lebe noch.

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Buchmesse 2011

Prolog vor dem Theater

„Die Mayonnaise ist wieder glatt“: mit diesem enigmatischen Satz versuchte ich vor einigen Tagen auf Facebook, Freitagsbesucher der Buchmesse an den Conte-Stand zu locken. Wer mir zwischen 11 und 12 Uhr als erste/r die fünf Wörter präzise ins Ohr wispern / raunen / säuseln / tirilieren würde, der oder dem wäre ein Exemplar des fulminanten „Mord(s)kalenders 2012“ sicher. „Tolle Marketingstrategie“, lobte der Verleger und Mitherausgeber.

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ETA Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi (Graphic Novel)

cover_scuderi.jpg ETA Hoffmann? Über den ließen sich erbauliche Dinge berichten. Ein „Klassiker der Romantik“ (sofort denken wir an idyllische Landschaften und dekorative Vollmonde), „Erfinder des Krimis“ (und sein „Fräulein von Scuderi“ die vornehmere Version der Miss Marple), des Regionalkrimis gar (Paris!), des „literarischen Krimis“ also sowieso. Das könnten wir alles behaupten, ohne groß Gefahr zu laufen, von Hoffmann, der aufbrausend gewesen sein soll, Jurist eben, körperlich sanktioniert zu werden, denn der Mann ist tot und „gemeinfrei“, sein Werk nicht nur nach Belieben interpretier-, sondern auch druckbar, neuerdings als Graphic Novel. Weltliteratur in Sprechblasen! Oh weh! Gut, dass ER das nicht mehr erlebt hat! Ach was. Gefreut hätte er sich.

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Letzte Warnung, Frau Biermann

Auf nüscht mehr kannste dir verlassen. Nicht einmal darauf, dass, sobald man den Namen ETA Hoffmann in Krimikreisen auch nur erwähnt, dortselbst gleich vom „ersten Krimi“ gefantert wird, „noch vor Poe, jo“. Und was macht Frau Biermann →anlässlich ihrer Besprechung der zeichnerischen Umsetzung von ETA Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“? Sie stellt gewissermaßen den Kopf auf die Füße oder so. Klaut mir nebenbei den wagenholenden Harry und, schlimmer noch, weiß sogar, dass Hoffmanns Novelle etwas mit entfremdeter Arbeit und der Autonomie des Kunstwerks zu tun hat. Dabei wollte ICH doch damit punkten… Okay, lass ich mir eben einen anderen Aufhänger einfallen. Aber dass mir so etwas nicht noch einmal vorkommt, Frau Biermann!

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Dominique Manotti: Einschlägig bekannt

manotti_bekannt.jpg Jetzt, wo auch der Gerichtsmedizinerthriller so allmählich den Weg allen Hypes geht, wäre es an der Zeit für einen Werbeslogan. „Dominique Manotti! Die Frau, die das Skalpell durch die noch warme Leiche der französischen Gesellschaft zieht! Achtung, es kann zu Übelkeit erregender Gasentwicklung kommen!“ Das lassen wir dann in Leuchtschrift über alle Prachtstraßen und –plätze dieser Welt glitzern, von der Pariser Innenstadt, die weit entfernt von den Banlieues vor sich hin träumt bis zur New Yorker Wallstreet, wo gerade die Verarschten des amerikanischen Traumes aufzuwachen beginnen.

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Uwe Schimunek: Katzmann und die Dämonen des Krieges

schimunek.jpg Ausgerechnet mir einen „historischen Krimi“ aus der Frühzeit der Weimarer Republik andienen zu wollen, ist schon ein dreistes Stück. Ich schätze dieses sogenannte Subgenre in seiner üblichen Ausprägung nicht sonderlich hoch und gerade die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war eine Hoch-Zeit deutscher Kriminalliteratur, Ware aus erster Hand also und keine mehr oder weniger didaktischen Belehrungen über „die Vergangenheit“. Nun sind, wir wissen es alle, diese Romane ebenso mehr oder weniger von einem Markt gefegt worden, der sie von Anfang an nur unter dem Label des Schnellvergänglichen vorrätig hatte und nicht archiviert hat. Also ein wenig Nachsicht mit den „historischen Krimis“. Sie stoßen in eine selbstverschuldete Marklücke.

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