Eine der wichtigsten Underground-Bands aller Zeiten. Wichtig – kaum eine Kritik oder ein Artikel über PERE UBU kommt ohne dieses Wort aus.
Gegründet wurde die Band 1975 in Cleveland/Ohio. Von der Ur-Formation wirken heute noch David Thomas, Sänger, Texter und Kopf der Band und der Gitarrist Jim Jones mit. PERE UBU verstanden sich in ihren Anfangstagen als ein liberales Musikerkollektiv, das Fragmente aus Rock, Blues, Punk und Elektronik zu einem dissonanten Industrial-Rock, so nannte man das Jahre später, zusammensetzte. Anfangs verfremdete die Band Material der STOOGES und von VELVET UNDERGROUND (natürlich).
Ihre ersten Singles „30 Seconds over Tokyo“ und „Final Solution“ präsentierten 1976, ein Jahr vor der Punk-Explosion, einen infernalischen Sound, der mit gängigen Pop-Konventionen aufräumte und bizarre Erinnerungen an Captain Beefheart und Frank Zappa hervorrief. Das erste Album der Band „The Modern Dance“ ist eines der großartigsten Momente des Art (im positiven Sinn)-Punk-Rock. David Thomas, Nicht-Sänger und Ufo-Fanatiker sang provozierend, zerstörend, dekonstruierend, aufwühlend. PERE UBU spielten dazu einen Großstadt-Lärm-Rock von unglaublicher Kraft und Intensität.
In „Final Solution“ forderte Thomas „Guitars gotta sound like a nuclear destruction“. Dieser Aufforderung sind in den vergangenen (fast) zwanzig Jahren unzählige Bands nachgekommen. Die von PERE UBU entwickelte Zukunftsperspektive für die Pop-Musik, die anfangs nur von wenigen verstanden wurde, hat die Underground-Musik der 80er und 90er Jahre mitgeprägt.
Nachdem die Band nach offizieller Trennung 1982 im Jahr 1987 wieder aktiv wurde, tauchte sie auch gleich im Dunstkreis von Bands wie Firehose auf, die den musikalischen Geist der UBUs inzwischen weiterentwickelten. Nach diversen Bandalben, von denen die letzten wegen starker Orientierung zu gängigen Popstrukturen etwas unbefriedigend ausfielen und zahllosen Umbesetzungen ist die Band mittlerweile bei dem kleinen Label „Cooking-Vinyl“ gelandet. „Raygun Suitcase“ ist zumindest stellenweise eine Rückbesinnung auf alte Tage. Seit ihrer ersten Platte nehmen PERE UBU im gleichen Studio (Suma) mit dem gleichen Engineer auf: Tradition im besten Sinne. Auf dem Innencover von „Raygun“ schreibt David Thomas „To print lyrics is a Bad Thing“. Dafür beschreibt er ausführlich, wie man die Band oder das Label über E-Mail oder normalen Postweg erreichen und Verbindung aufnehmen kann mit dem „Ubu Projex“.
Die Platte (CD – macht aber nichts) beginnt fulminant. „Folly Of Youth“, „Electricity“ und „Beach Boys“, ein Tribut (?) an die Lieblingsband von Thomas, sind großartige Stücke und gottseidank nur bedingt Songs. Nicht alle Stücke sind so gut. Produktion und Herangehensweise sind traditionell unmodern. Typisches Merkmal der Musik ist nach wie vor der Gesang und die Analog-Synthie-Piepser vor, während und zwischen den Stücken. Die Musik ist oft verhalten – meditativer Avantgarde-Rock oder was auch immer. Über 60 Minuten der besten Musik seit …- soll jeder selbst entscheiden. Reich und berühmt wird David Thomas auch mit dieser Platte nicht. Wichtig? – jawoll!
Pere Ubu: Raygun Suitcase
(Cooking Vinyl)