[Red.: Die zweite Folge von Rolands Kolumne Talking about the revolution wurde zwar schon vor einigen Tagen geschrieben (als die Temperaturen am höchsten waren). Das handschriftliche Manuskript konnte leider erst jetzt vollständig entziffert werden. Trotzdem gelten die Empfehlungen auch für den Spätsommer.]
Summertime – where the living is easy!
Jetzt hat’s ja doch noch geklappt: die ersten Sätze für dieses Jahr, die im Freien geschrieben werden. Ich hoffe, ihr habt eure Rechner schon rausgestellt und könnt beim Lesen dieser Zeilen mein Gefühl für Außentemperaturen teilen. Ich habe mir auch extra vorgenommen, diesen Monat nichts Böses zu besprechen. Wie könnte ich auch, jetzt da die Büroräume in meinem Hinterhaus auch am Wochenende vermietet worden sind und ich glücklich bin, dass Saarbrücken, auch als Landeshauptstadt, mal wieder gerade so eben an Frankfurt in punkto Lebensqualität vorbeigeschlittert ist. Im übrigen verbreitet die neue Roni Size auf meiner Anlage ebenfalls ein angenehmes Lebensgefühl (ähem). Aber dazu an →anderer Stelle mehr.
Beginnen möchte ich diesmal mit dem Sommer in New York.
Thievery Corporation – Sounds from the Thievery Hifi (Groove Attack). Wie auch schon die letzte George Michael ist diese Platte Antonio Carlos Jobim gewidmet. Was auch immer das bedeuten mag, denn Jobim (sprich Brasil-) Einflüsse hört man hier auch keine. Eher Dub-HipHop der entspannten Art, den aber vom Feinsten. Bekannt dürften Rob Hilton und Bob Gazra den meisten von euch vom Kruder und Dorfmeister DJ Kicks-Album bekannt sein. Die Corporation hatte das Glück, von den beiden in ihren Mix eigebettet worden zu sein.. „Shaolin Satelite“ hieß das Stück und ist auch auf der Doppel-LP enthalten. Und genau da paßt es soundmäßig auch hin. Also Flausch-Sound vom Feinsten.
A propos Flausch-Sound: die neue (und vierte) Freezone-Compilation (SSR/Efa) paßt auch sehr gut in diese Ecke der Schublade, die wieder mal viel zu groß geraten ist. Wieder von DJ Morpheus, diesmal unter dem Motto „Dangerous Lullabies“ zusammengestellt, weiß die Sampler-Reihe wieder ein entspanntes Raum-Zeit-Gefüge zu erzeugen. Das Gefühl stellt sich allerdings nur für CD-Käufer ein (man tendiert ja beim CD-Höen eher zum stimmigen Gesamtbild). Beim einzelnen Durchhören der Tracks für sich alleine kan von „Dangerous“ nicht die Rede sein. Aber wenn’s im Gesamtbild stimmt (s.o.). „It’s the DJ, not the song“ und das obwohl die Stücke auf CD nur lose miteinander verknüpft sind.
In punkto DJ-Kunst toppen diesen Monat eindeutig Rockers Hifi mit ihrem Beitrag zur DJ Kicks-Reihe (K7/RTD). Mit Farda P als Toaster beweisen die Rockers Um- und Übersicht. Hervorragend und unbedingt zu empfehlen. Von New York über Heidelberg nach London. Und das alles in einer knappen Stunde.
Bleibe wir doch noch ein Weilchen in New York mit der hervorragend zusammengestellten Compilation „Deep Concentration“ (OM Records/99). Nenn‘ es Illbient, nenn es experimental Hip Hop – egal, es kickt. In der Silberling-Version sogar mit CD-ROM, die ich allerdings noch nicht ausgetestet habe. Laut Cover-Info enthält die angeblich „OM’s Digital Beat-Box“.
Naja, Heidelberg ist zwar nicht Hamburg, aber da will ich nun mal hin. Natürlich zum Mojo-Club, der diesmal gleich zwei Sampler ins Rennen schickt. Und zwar den gewohnt gut zusammengestellten Mojo Club Dancefloor Jazz Vol. 6 (Motor/PMV) mit Stuff der 60er und 70er (braucht man wohl nicht mehr näher zu erläutern) und Electric Mojo (Motor/PMV).
Man hat die elektronischen Zeichen der Zeit jetzt wohl auch in Hamburg-Rock-City erkannt und bemüht sich um Anschluß an Köln. Für Einsteiger nicht schlecht, nur Prodigy und Method Man im Prodigy Remix hätte man sich echt sparen können, Ja, ja, ich weiß, große Namen ziehen halt verkaufstechnisch besser (Dafür zwei Minus-Punkte!). Sonst ok.
Zum Abschluß noch was aus der Rubrik „Deutschland rockt“: die aktuellen 12″-Veröffentlichungen von The Notwist und Kreidler. Erstere schaffen es tatsächlich vier Tracks ohne die Spur einer Gitarre abzuliefern. Und es funktioniert. Rock wird unpeinlich ins elektronische Zeitalter gerettet. Gibt’s bei Community, heißt „Day 7“ und dürfte beim Lesen dieser Zeilen schon vergriffen sein.
Kreidler bringen gleich zwei 12″ an den Start. Zum einen „Fechterin“ (Kiff SM/RTD) mit drei neuen Stücken, die den gewohnt guten ähem, handgespielten „Techno“ bieten und zum anderen „Resport“ (Stewardess/Efa) mit Remixen von bereits bekannten Stücken. Unter anderem vom Pyrolator( ja, der!) und LAN. Macht Spaß und kostet wenig.
So jetzt aber wieder ab in den Biergarten. Bis dann!
(rk)