Schön, daß es noch Bands gibt, die sich nicht entscheiden können, ob sie nun Rock oder Pop machen. „Cinerama“ hätte ich genau zwischen Amerika und dem Vereinigten Königreich angesiedelt, zwischen alternativem College-Rock und independent Prä-Brit-Pop, jedenfalls blitzsauber produziert. Ein Blick ins Booklet belehrt mich, daß ich sie den britischen Inseln zuzuschlagen habe, irgendwo in die Nähe von Leeds.
Cinerama sind innerhalb ihres Rock-Pops oder Pop-Rocks erstaunlich wandlungsfähig und lassen bisweilen Erinnerungen an selige Beautiful South- und Cure-Zeiten wachwerden. Wenn da nicht noch dieser knackige Rock wäre, der die nötigen Power-Bleifüße dranhängt. Und da sind sie auch wieder, die guten alten Rock-Hymnen mit euphorisch strahlenden Keyboards (scheint, als könnten sich die alten Tastenkünstler bald wieder aus ihren Löchern wagen…). Cinerama erfreuen darüberhinaus mit hübschen, eingängigen Melodien, die sie harmonisch-dramatisch äußerst intelligent umsetzen, auch mal balladesk und melodisch-bittersüß.
Ein weiterer Blick ins Booklet überrascht aufs Neue, denn was hier klingt wie eine klassische Fünf-Mann-Combo ist in Wahrheit ein Duo, bestehend aus Sally Murrell und David Lewis Gedge, allerdings ergänzt um zwölf additional players und eine Sprecherin bzw. eine Sängerin.
Alles in allem ein kurzweiliges Album, das vielleicht nicht das Rad neu erfindet, aber keine Sekunde Langeweile aufkommen läßt!