„Aus meiner Gedanken eig’nem Streben / flackert ein alleiniges -mein- Erleben. / Und ist dies auch meine einz’ge Würde, / es bleibt zugleich meine letzte Bürde, / denn, wenn mein Sturzesschrei in mir – verhallt, / war all mein „Ich“ vergeb’ner Halt.“
Was für ein kleines poetisches Meisterwerk! Dabei gibt sich das Trio alle Mühe, so düster und verwirrt wie nur möglich zu erscheinen. Die Bilder im Booklet zeigen drei junge Männer, die wirken, als würden sie schonmal gern mit aufgeschnittenen Armen durch den nächtlichen Wald laufen. Musikalisch im Wechsel zwischen brutal und fragil, stimmlich irgendwo zwischen geifern und Rammstein’scher Theatralik haben Dornenreich ein Album aufgenommen, das vor Allem durch seine lyrischen Qualitäten besticht. Die Rahmengeschichte vom „Menschwesen, das zu sich kommt“ und sich in 9 Stücken durch Selbsterkenntnis kämpft, kann man etwas seltsam finden, aber die lyrische Kraft, die Gitarrist Evígas Texte haben, ist fürwahr beeindruckend.
Schade nur, dass der Mix dem Zuhörer keine Chance lässt, irgend etwas zu verstehen. Die Musik steht entweder krass im Vordergrund oder Sänger Valñes haucht so sehr, dass man auch Nix versteht. „Her von welken Nächten“ ist vor Allem ein interessantes Album, das man zwingend in der Symbiose aus Musik und Text erfassen muss. Das Werk endet dann auch -wie sollte es anders sein?- mit dem Tod:
„… / Ich fiel hinein in die Zeit, doch leider nicht unendlich weit… / Mein Schmetterfels: Vergänglichkeit. / Und während mein Blick nun jahrelang durch Gedankenscherben strich, / sich nur schmerzlich weiten konnte, flog die Zeit in meinem Schatten, und drängte traurig heimlich mich.“
Dornenreich: Her von welken Nächten
(Prophecy Productions )