Rämouns

Saarbrücken, Hellmut. 21.4.2001

Natürlich mag ich die Ramones sehr, würde aber nie behaupten, der weltgrößte Ramones-Fan zu sein; einige ihrer späteren Platten habe ich immer noch nicht und leider muss ich zugeben, die Band live nie gesehen zu haben.

Eins ist mir aber bewusst: die Ramones haben wesentlich dazu beigetragen, eine ganze Kultur zu prägen, in der meine Freunde und ich leben. Als ich nach Saarbrücken umgezogen bin, ohne Leute zu kennen und ohne Deutsch richtig sprechen zu können, war es mir trotzdem klar, wie ich Freunde finden kann: geh doch in den Indie-Schallplattenladen! Geh doch in die Musik-Kneipe! Und so ging ich ins Gimmix und Rex Rotari und Short Egg; in den Karate Klub Meier (damals Elch genannt) und ins Hellmut (damals Haifisch). Die Namen kennt man vielleicht nur in Saarbrücken, aber jede Stadt, egal ob in Amerika oder Europa, hat solche Orte. Wäre das aber so, wenn es die Ramones (und Sex Pistols und Clash, klar) nie gegeben hätte?

Das war mein erster Gedanke, als ich von dem Tod Joey Ramones im Internet gelesen habe. Ein wenig später habe ich mich gefragt: soll ich doch zu diesem (schon lange geplanten) Nachahmer-Ramones-Konzert hingehen? Ist es nicht ein bisschen morbid? Trotz meiner Zweifel bin ich hingegangen, und darf jetzt berichten, dass die Rämouns solide Arbeit geleistet haben; von Perücken und einer Mosrite-Gitarre bis zu einem sehr kompetenten Sänger war alles dabei. Oder doch, es hat etwas gefehlt, nämlich das Eingeständnis, dass dieser Auftritt etwas Außergewöhnliches für die vier Möchtegern-Ramones sein könnte, weil eines ihrer Vorbilder kürzlich gestorben ist. Nur ein einziges „This one goes out to Joey Ramone“ haben sie sich erlaubt; mir wäre eine ausgiebigere Widmung lieber gewesen.

Aber ein richtiges Tribut war es trotzdem. 41 Top-Hits gespielt, und das Hellmut-Publikum (ein volles Haus war es) hat bei jedem Stück mitgesungen. Wie Menschen Woody Guthrie-Lieder am Lagerfeuer singen, nur mit ein bisschen Crowd-Surfing dazu. Also: die Musik der Ramones beweist sich wieder als die wahre Volksmusik, und es war ein tolles Volk an jenem Abend im Hellmut.

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