Kaiserslautern Benderhof, 11.5.2001
Ich bin ja ein alte Schwede. Die von mir höchst gespannt erwarteten Jones spielten ein Konzert am Samstag 12.5. im Hellmut hier in Saarbrücken. Ich wusste aber, dass ich an dem Tag Kusel mit Loony rocken musste. Also habe ich herausgefunden – ohne Internet-Hilfe, da die Band noch keine richtige Webseite hat – dass die Jones einen Tag früher im nahliegenden Kaiserslautern ein Konzert vor hatten. Zu meinen weiteren Glück ist an dem Abend eine Arbeitskollegin nach K-Town gefahren, die Zughinfahrt konnte ich mich also auch sparen.
Ich kam rechtzeitig an, um Thermo King Diesel zu sehen. Die Kaiserslauterer haben sympathisch und kompetent gespielt und den Löwenteil des Publikums angelockt, ich habe mich die ganze Zeit aber auf den Jones gefreut. Wer sie nicht kennt, soll unbedingt das „Gravity Blues“ Album (in Deutschland durch Flight 13 Vertrieb/Mailorder verfügbar) der Briten anhören. Von der Musik her erinnern sie mich an Chicago-Bands wie Naked Raygun und Effigies; d.h. sie spielen Punkrock laut und kompromisslos aber auch mit Anspruch und Komplexität. Von Text und Gesang her kommt mir Superchunk als Vergleich in den Sinn – ernst, nachdenklich, und gefühlvoll, aber völlig ohne die Verlässlichkeit, die „Emo“ bezeichnet.
Vor dem Konzert habe ein bisschen mit dem Merchandising-Man gesprochen und trotz seines starken walisischen Akzentes mitbekommen, dass der Sänger kurz vor der Tournee ausgestiegen ist und kurzfristig durch einen anderen ersetzt wurde. Eigentlich war sein Akzent schön und gar nicht so stark, aber als die Band anfing, war ich mir sicher, dass ich ihn falsch verstanden hatte, so gut passte den Sänger zu den Liedern. Er war sogar noch besser als der auf der Platte! Die anderen nannten den neuen Mann „Ginger“ und erzählten, dass er früher mit einer Hardcore-Band gesungen habe, deren Namen ich aber vergessen habe. Auf jeden Fall war Samstag 12.5. sein Geburtstag, worin fast so heftig (rein-)gefeiert wurde wie Berichten zufolge am nächsten Tag in Saarbrücken. Dass man ihn überhaupt gehört hat spricht schon Bände, da der Kopf der Jones, der ehmalige Leatherface/HDQ/Doctor Bison-Gitarrist Dickie Hammond, mit einer solchen Kraft und Lautstärke spielt, dass der resultierende Wind mir ein Dauergrinsen ins Gesicht trieb.
Nach dem Konzert wurde das Warten auf den ersten Zug zurück nach Saarbrücken dadurch erleichtert, dass die Jones ihr Freibier teilten und bis Ladenschluss fröhlich und freundlich über Fußball (Let’s Go Sunderland!), Politik (Bush is a Wanker!) und Musik (Augen auf nach einer walisischen Band namens The Duvals!) geplaudert haben. Auf den nächsten Besuch von den Jones freue ich mich schon.