Das Unplugged-Live-Album „Crossroads“ war für Roots-Freunde aus allen Richtungen zugänglich, für das neueste Studiowerk von Calvin Russell muss man eine gewisse Liebe zum Country mitbringen. Wenn er alleine mit einer Gitarre auf einem Barhocker sitzt und singt, gefällt er mir besser, aber trotzdem sind auf „Rebel Radio“ ein paar nette Songs dabei. Immer dann, wenn er von den Country-Insignien abrückt und in den Blues-Rock überschwenkt wie bei „It Is What It Is“ und „I’ll Be Here In The Morning“, ist es recht kernig, was das Knautschgesicht hier abliefert.
Dagegen wirkt „No Expectations“ wie eine Klischee-Erfüllung; das hat nichts von New-Country oder dem Schmerz, der diesem Musikstil so eigen ist. Da Calvin Russell songtechnisch nie der ganz große Wurf gelingt, muss er sich wohl damit abfinden, in seinem hohen Alter immer noch als einer zu gelten, der es irgendwann mal packen wird, ein richtig großes Werk zu veröffentlichen. Bis dahin steht er in der zweiten Reihe hinter Merle Haggard und Konsorten.
Calvin Russell
Rebel Radio
(Perdanales/SPV)