28.04.2004, Forum Bielefeld.
Eigentlich bin ich ja gar nicht mehr so heiß auf Konzerte. Hätte es nicht die Möglichkeit einer Rezension gegeben, hätte ich die 15€ wohl kaum zusammengekratzt. Das Forum ist mit Gästelistenplätzen etwas knauseriger als andere Veranstalter in Bielefeld, weswegen es bei dem Preis diesmal gar nicht so einfach war, Leute zum Mitkommen zu motivieren – hat aber letztendlich geklappt.
Die waren dann erstmal gelangweilt von „The Devastations“ – eine eher ruhige, junge, australische Band, die ein wenig nach der heutigen Musik von Nick Cave klingen, nur ohne Geige, aber sehr wohl mit Piano, Bass, Gitarre, Schlagzeug und Gesang. Das Publikum strafte die poetische Langsamkeit mit Gequatsche und hörte nur bei den letzten beiden krachigeren Songs zu. Dabei wirkte die Band ganz interessant auf mich, ging halt nur nicht so richtig nach vorn. Vielleicht mal in einer schummerigen Kneipe oder zu Haus mit Kuscheldecke hören.
Inzwischen war das Forum im Zuschauerraum gut gefüllt, vor der Theke war dafür noch viel Platz, so dass es kein großes Gedränge gab. Mein letztes Dead Moon Konzert vor ein paar Jahren in Bremen habe ich genervt verfrüht verlassen: Eine Mischung aus unterschwellig aggressiver und extrem spießiger Atmosphäre ging von den Mittdreißiger Proll-Rock-Pärchen aus, die hauptsächlich das Publikum stellten und sich darüber unterhielten, wie cool das doch ist, verheiratet zu sein und trotzdem noch auf der Bühne Jack Daniel’s zu trinken wie Toody und Fred. Da war das Bielefelder Provinzpublikum seltsamerweise gemischter und sympathischer, von 16 bis 60, Rocker, Normalos, Alternative-Rock-Kids, Rockabillies, etc.
Dann kamen Andrew, Toody und Fred und rockten, wimmerten, kreischten und lamentierten sich durch fast alle ihre großen Hits und gekonnt vereinnahmte Coverversionen. Die Songs vom neuen Album paßten sich nahtlos ein, schließlich passiert ja stilistisch nicht so viel bei dieser Band. Nachdem ich Dead Moon gerade unter „gar nicht mehr sooo großartig, eben ganz nett“ einsortiert hatte, haben sie mich live vollkommen überzeugt und von den Füßen gerissen. Das Publikum zwang die Band dann auch noch zweimal zu Zugaben zurück auf die Bühne, und zwar nicht mit kollektivem Rhythmusgeklatsche, sondern mit schieren Begeisterungsstürmen. Super Konzert!