Man muss nicht rundum perfekt sein, um als Musiker beziehungsweise Band Erfolg zu haben. Das durften die Sportfreunde Stiller, drei sympathische Rock-Musiker aus dem Bayerischen, freundlicherweise und verdientermaßen am eigenen Leib erfahren.
Ihr letztes Studioalbum ‚Burli‘ brach alle Sportfreunde-Rekorde und avancierte binnen kürzester Zeit zum erfolgreichsten in der Bandgeschichte. Im Frühjahr 2004 waren sie wie fast jedes Jahr seit ihrer Gründung auf Tournee. Und überall das gleiche Schild am Eingang: Ausverkauft!. Ein besonderer Abend war der Auftritt vor heimischem Publikum in der Münchner Olympiahalle. Und genau diese Show erscheint dieser Tage auf CD. Aus diesem Anlass sprach amm mit Schlagzeuger Florian „Flo“ Weber.
Warum aber veröffentlichen sie ein Live-Album? Wollte man ihnen böse kommen, könnte man argumentieren, das sähe nach einer Überbrückungsstrategie aus. Was natürlich nicht zutrifft. Flo dazu: „Wir hatten das Konzert in der Olympiahalle in der Hoffnung mitschnitten, dass vielleicht ein paar der Aufnahmen für eine B-Seite zu verwenden seien. Nachdem wir uns die Bänder angehört hatten, waren wir dermaßen begeistert, dass wir beschlossen, den Hörern, die es interessieren mögen, ein Livealbum zu geben. Es ist ja auch eine Art Best Of-Werk, das auf acht Jahre Bandgeschichte zurückblickt“.
Eine unglaubliche Karriere liegt hinter Flo, Gitarrist und Sänger Peter S. Brugger und Bassist Rüdiger Linhof. Sie fingen anno 1996 ganz klein an und hatten sich nicht in ihren kühnsten Träumen ausmalen können, eines Tages von einer „Tagesthemen“-Moderatorin in der halbstündigen Nachrichtensendung erwähnt zu werden. Das geschah zur Überraschung aller Bandmitglieder und Fans am 26. Mai 2004, als Anne Will die Musik der Sportfreunde Stiller treffender Weise mit den Worten „schrammelige Gitarrenmusik und deutsche Texte“ umschrieb. Dem vorausgegangen waren Jahre der ständigen Progression. Anfangs tingelten sie durch die kleinsten Clubs und spielten Songs der ersten Minialben ‚Macht Doch, Was Ihr Wollt, Ich Geh Jetzt…‘ und ‚Thonträger‘. Langsam kam der Stein ins Rollen. Und wie. Kaum hatte der Major Motor Music Lunte gerochen, war auch schon das Debütalbum ‚So Wie Einst Real Madrid‘ veröffentlicht. Jetzt war Beharrlichkeit gefragt. Das hieß im Falle der Sportfreunde: touren, touren, touren.
Über Mund-zu-Mund-Propaganda wurde die Kunde von der sympathischen, vielleicht nicht rundum perfekten, aber bestens unterhaltenden Band aus dem Süden der Republik in die entlegensten Ecken des Landes hinaus getragen. So kam, was kommen musste: Album Numero zwo, ‚Die Gute Seite‘, übertraf ‚So Wie Einst Real Madrid‘, und wurde seinerseits wieder von dem aktuellen Studioalbum ‚Burli‘ in den Schatten gestellt. Und jetzt gehen sie wieder auf Tournee. Verrückt. „Ja, diese Tour nehmen wir noch mit. Da freuen wir uns drauf. Aber dann ist wirklich der nötige Urlaub fällig“, erklärt Flo. Den dürfen sie nach ihrem vorerst letzten Konzert am 21. Dezember in Düsseldorf feiern. Dann steht drei Monate Regenerieren an. In dieser Zeit wird Rüdiger Südamerika bereisen, Peter wird die meiste Zeit mit der Erziehung des Hundes beschäftigt sein, den er sich just zugelegt hat, und Flo wird zur Abwechslung mit seiner anderen Band Musik machen. Ist das denn Erholung? „Ja, da bin in einem anderen Element. Ich versuche mich als Sänger beziehungsweise Mikrofonbenützer. Wir machen Hardcore. Die Band habe ich mit meiner Familie, meinem Bruder und meinem Schwager, sowie dem Schlagzeuger von Notwist gegründet. Das sehe ich schon als Ausgleich. Das Projekt bedarf auch nicht so intensiver Behandlung wie die Sportfreunde“, räumt Flo ein und ergänzt: „Nächstes Jahr soll das Material erscheinen. Aber im ganz kleinen Rahmen“.
Zurück zu der Live-CD. Was ist Flos Meinung nach das Besondere daran?
„Nun, man merkt einfach, dass wir keine Virtuosen an den Instrumenten sind. Aber es den Leuten trotzdem sehr gut gefällt“.
Wahrscheinlich macht euch das gerade so sympathisch?
„Das verstehe ich als Kompliment. Wir nehmen uns nicht zu ernst. Wir wollen keinen Schrott abliefern. Wir versinken aber auch nicht im Boden, wenn sich Fehler einschleichen. Es soll schlichtweg authentisch sein.“
Was ‚Live‘, das schlicht betitelte Album, definitiv ist. Von der ersten bis zur letzten Sekunde – man möge mir diese Floskel verzeihen – ist die Stimmung auf dem Siedepunkt, geht das Publikum vollends mit und feiert sich und die Sportfreunde. ‚Live‘ ist damit eines der raren Werke, die das dreidimensionale Live-Erlebnis rein akustisch einfangen konnten. „Mir gefällt daran, dass es ein Potpourri unserer besten Lieder ist. Also Lieder vom ersten bis zum aktuellen Album. Insofern ist es in gleichem Maße für Fans wie Neueinsteiger ein attraktives Produkt“, wirbt Flo.
Dem ist rein gar nichts hinzuzufügen. Jetzt müsst ihr euch nur noch entscheiden, ob ihr die limitierte Doppel-CD haben wollt, der ein von den Sportfreunden gestalteter Jahreskalender beiliegt und die das Münchner Konzert in seiner Gänze in eure vier Wände bringen wird, oder die reguläre Einfach-CD-Version.