Das haben Sie ganz schön versemmelt, Mr. Dunning. Hätte vom Thema her eine spannende Geschichte werden können, aktueller Whodunnit trifft historischen Krimi oder so, aber herausgekommen ist am Ende nur ein ziemlich beliebiger und teilweise dröhnend grotesker Langweiler. Schade, doch.
In „Das Geheimnis des Buchhändlers“ geht es um Bücher. Wertvolle Bücher. Erstausgaben des bekannten Forschers Richard Burton aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die dieser einem amerikanischen Freund mit persönlichen Widmungen übersandt hat. Irgendwann waren die Bücher weg. Aber nun tauchen sie wieder auf – und die Jagd beginnt.
Eine reichlich dröge Jagd. Cliff Janeway, früher Polizist und jetzt Antiquar vulgo Altpapierhändler, wird in den Fall verwickelt. Er ist primus inter pares der Guten, denen die Bösen gegenüberstehen. Etwas anderes gibt es nicht. Das ist natürlich weder spannend noch wirklich interessant, was auch der Autor wusste und der erfahrene Leser mit ihm weiß. Also wird am Ende der Joker aus dem Ärmel gezogen – der Leser, die Leserin haben nur drauf gewartet – und als eine Mischung aus Familiengeheimnis und tödlicher Leidenschaft präsentiert. Ach ja.
Ganz komisch wird es, als die letzte Nachfahrin des amerikanischen Burton-Freundes sich in Hypnose daran erinnert, was ihr Großvater über das Zusammentreffen mit Burton kurz vor Beginn des amerikanischen Bürgerkriegs einst erzählt hat. Da sie schon mal dabei ist, mixt sie Auszüge aus Tagebucheinträgen dazu und präsentiert das Ganze druckreif in Trance. Wir erfahren unter anderem, dass Burton irgendwie diesen Krieg ausgelöst hat. Lächerlich.
Natürlich bevölkern lauter „interessante Charaktere“ diesen Roman. Man kennt sie aus mindestens 5000 anderen Krimis. Natürlich gibt es eine love story. Natürlich gibt es Intrigen. So viele, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, wer jetzt mit wem warum gegen wen intrigiert. Aber leider gibt es auch den Anspruch der Leserschaft, eine stimmige Geschichte erzählt zu bekommen. Aber auf dem bleibt man sitzen.
John Dunning: Das Geheimnis des Buchhändlers.
Rütten & Loening 2007
(Original: „The Bookman’s Promise“, deutsch von Thomas Haufschild).
438 Seiten. 22,90 €
Fand ich auch. Schade um die gestohlene Lese- und Lebenszeit.