Anfangs faltet Charlotte Justice noch einen weißen Streifenpolizisten zusammen, weil dieser, taschenbillardspielend, seiner jüngeren Kollegin großmäulig erklärt, dass die Intensität des „kleines Todes“ eh nur an der Größe des Gemächts hängt. Kurz darauf muss sie den Mord an einer jungen Amerikanerin koreanischer Abstammung aufklären und sich erneut mit den Unwägbarkeiten der Polizeiarbeit `rumplagen.
Mit „Dirty Laundry“, ihrem dritten Buch, zeigt Paula L. Woods, dass sie immer besser wird. Konnte man schon im zweiten Band ihrer Serie um die afroamerikanische Polizistin Charlotte Justice beobachten, wie ihre schriftstellerische Kühnheit wuchs, verlässt sie nun auch thematisch ein wenig das angestammte Gebiet. Nichts ist es mehr mit dem dichotomen Konflikt zwischen Weiß und Schwarz, der ihre Bücher bisher dominierte, und der Latinos, wie im zweiten Band noch, nur eine kleine Nebenrolle zugesteht.
In diesem Buch zeigt sich der undurchsichtige „Frontverlauf“ zwischen Weißen, Latinos, Koreanern und Afroamerikanern, der sich auch in den Rodney King Unruhen offenbarte, die 1991 in Los Angelos für mehrere Tage tobten und einige Bezirke der Stadt schwer verwüsteten, wobei Schwarze auch die Geschäfte der Koreaner plünderten.
Die Handlung findet nur wenige Monate nach den Unruhen statt. Ungefiltert fallen die verschiedenen Ethien übereinander her. Und plötzlich sind sich Weiß und Schwarz ganz nah. [Sinnbildlich, könnte man meinen, deshalb auch der beziehungsreiche Titel des Buches nach einem Lied von Don Henley, also eher aus der „weißen“ Musiktradition.] Denn beide fürchten die koreanischen Aufsteiger mit ihrem Arbeitsethos genauso wie sie den Anspruch auf Machtteilhabe der Latinos fürchten.
Die Leiche einer jungen Frau ist in Koreatown gefunden worden. Sie arbeitete im Stab eines Kandidaten für die anstehende Bürgermeisterwahl. Im Weiteren kreisen die Ermittlungen um zwei Komplexe. Einmal eben um dieses Wahlkampfteam, zum Anderen wurde die Leiche in der Nähe eines Massagesalons gefunden, der im Zusammenhang mit einer geheimen Operation der Polizei steht und möglicherweise, so stellt sich `raus, gibt es da einen „schmutzigen“ Polizisten, der den Erfolg der Operation gefährdet.
Die beiden Ermittlungen laufen parallel und sind doch miteinander verbunden. Ein weiterer Todesfall beschäftigt die Abteilung, als der Vater eines japanstämmigen Bürgermeisterkandidaten erschossen aufgefunden wird; und der Leser wird Zeuge einer geheimen Sitzung in einer Bar, bei der die Ermittlungsbeamten über die geheimen Welten einer geheimen Abteilung der Polizei informiert werden.
Politiker in den USA müssen andere Voraussetzungen erfüllen als bei uns um Erfolg zu haben. Woods hätte die Tatsache, dass Kandidaten grundsätzlich große Mengen Geld herbei schaffen müssen, zu einer billigen Actionsequenz oder zu burlesken Klamauk nützen können, aber tatsächlich ist es eine der besten Szenen des Buches, als der Kandidat für das Amt, ein Latino, ohne Spott und Häme von der Erzählerin zu ernten, ganz nüchtern seine Wahlkampfstrategie erläutert, die hauptsächlich darin besteht, mit zielgruppenspezifischen Politikprodukten einzelne regionale „Bevölkerungsmärkte“ in der Art und Weise zu besetzen, wie es Automobilkonzerne tun, wenn sie ihre Produktpalette diversifizieren … mit Charakter, Meinungsführerschaft und Menschenführung hat das alles natürlich nichts zu tun.
Politischer Unrat und das brüchige Fundament, auf dem die multiethnische Gesellschaft der USA aufgebaut ist, hochdynamisch, rasant und spannend verpackt in einem „police procedural“, dabei ihre Blickrichtung als Teil einer „minority“ nutzend: Woods Bücher wollen ausgedeutet werden.
Paula L. Woods: Dirty Laundry.
Fawcett Books 2005, 288 Seiten. 6.98 €
(noch keine deutsche Übersetzung)