Für den Regionalkrimi!

Sehr ordentlich gestern, der Münchner Tatort. Das Drehbuch? Von Friedrich Ani.
Okay, dass die Wies´n-Wirtstochter dem Batic einen Rilke schenkt, war überzogen, und vielleicht sogar, dass wir es auf einmal mit sprachkritischen Kommissaren zu tun hatten (mit hochgezogenen Augenbrauen gefragt: „voll umfänglich?“; „im Epizentrum der Macht?“), aber schön waren die vielen Auslassungen – Szenen, in denen nur Auto gefahren und nicht gesprochen wurde – und die wirklich schlauen und lustigen Dialoge. Fazit: Es bringt viel, wenn ein lokal ansässiger Autor vor Ort die Tatort-Drehbücher schreibt.

Das würde man sich auch für den Frankfurter Tatort wünschen, der leider keine Frankfurter Kommissare hat, und bei dem sich das Frankfurter Lokalkolorit regelmäßig mit einem Schwenk über die Hochhaus-Skyline begnügt. Also Frankfurter Krimiautoren: Schreibt Frankfurter Tatort-Drehbücher (ich hoffe, meine Pointe zielt nicht ins Leere, weil die Drehbücher von Frankfurter Krimiautoren stammen; dann würde ich erweitern auf: Schreibt gute Drehbücher für den Frankfurter Tatort!).

Was mich zu einem kleinen Schnippsel aus der Zeit führt: Nur ein kurzes Interview mit Björn Bollhöfer, der eine Doktorarbeit über den Kölner Tatort geschrieben hat (Geographien des Fernsehens. Der Kölner Tatort als mediale Verortung kultureller Praktiken, erschienen im Transscript-Verlag).

Die Krimiserie ist nicht authentisch genug, sagt er, und der Kölner Tatort spielt dauernd gar nicht in Köln, sondern viel zu oft in Bonn. Richtig. „Ein Fall für zwei“ („Matula“ – ZDF) spielte auch dauernd in Wiesbaden und nicht in Frankfurt.

„Das Konzept ist ja, dass jede ARD-Landesanstalt ihren eigenen Tatort dreht, der die Visitenkarte dieses Sendebereichs ist“, sagt Bollhöfer, und weiter über die mangelnde Authentizität: „Selbst die Straßennamen sind fiktiv, weil die Drehbuchautoren aus Berlin und München kommen und sich in Köln nicht auskennen. Manche gucken wegen solcher Fehler keinen Tatort mehr.“

Richtig. Da geht noch was. Da geht noch viel. Für einen strikt regionalen Tatortkrimi! Sonst wird er, wie andere Krimiserien, komplett austauschbar.

54 Gedanken zu „Für den Regionalkrimi!“

  1. das hätt‘ man sich denken können, daß die Playmobil-Wiesn und die Glasscherbenviertel-Wirte im VW-Passat-Kombi von Wiesbaden und seiner weiteren Umgebung aus gesehen als Lokalkolorit und Regionalkrimi durchgehen.

  2. Also, wenn das das einzige Kriterium für Nichtaustauschbarkeit ist, kann ich darauf verzichten.

    * verzichtet
    ** ist immer nur für GUTE Krimis. Wo sie spielen, ist doch wirklich egal.

  3. da merkt man wieder, dass ihr kein fernsehen guckt. der münchner tatort spielt in münchen, auch wenn ihr münchen vielleicht nicht mögt, weil ihr …

    *fängt sich ab

    … und er spielt immer nur in MÜNCHEN (**buchstabiert) und nicht in BONN, wenn es eigentlich KÖLN sein sollte, und nicht in WIESBADEN, wenns Frankfurt ist.

    ***lässt sich nicht von zwei TV-Phoben beirren
    ****hat einen p u n k t

  4. Was interessiert’s mich, wo ein Tatort spielt. Das ist doch nur ein Guckerbindungsargument, also ein wirtschaftliches, wg. Werbung. Mich interessiert nur Qualität. Und wenn der gute Krimi in Wiesbaden oder Obersteinbach oder Binz spielt, ist mir das alles recht. Die Straßen von Frankfurt oder Wiesbaden kann ich mir auch so angucken. Wenn sie mich denn interessieren täten.

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