Ich bin ja immer zu spät mit allem, also auch mit der 64 Seiten und Schluss!– Reihe des Nautilus-Verlags, aber das Buch von Gabriele Wolff habe ich eben in einem Zug gelesen. Kann sein, dass es daran liegt, dass die Protagonistin mit einer Zaunwinde kämpft, die alle anderen Pflanzen im Garten ersticken will und die ich auch im Garten habe. Kann aber auch sein, das es daran liegt, dass die Geschichte in Neuruppin spielt, und dass das das Fontaneland (und Schinkelland) ist, dass ich so liebe und gar nicht genug drüber lesen kann. Kann schließlich noch sein, weil die Autorin sich mit Würstchen auskennt und die Wiener den Bratwürsten (grob, fett, grauenhaft; Anmerkung von Anobella) vorzieht.
Jedenfalls hat mir das Büchlein gut gefallen und ich habe es in einem Stündchen ausgelesen. Die Perspektiven wechseln zwischen einer Frau (der Zaunwindenbekämpferin) und dem Ermittler (Ich-Erzähler) ab. Viele schöne Beobachtungen werden geteilt, zum Beispiel das Unbehagen einer Mutter an ihrem halbwüchsigen Sohn: „Als sie die Haustür öffnete, stand ihr Sohn bereits davor. Nein, er stand nicht, er kippelte auf seinem Skateboard hin und her, wobei er, den Kopf gesenkt, in einer der vielen Taschen seiner unförmigen Hose kramte. Er trug einen Helm, Knieschützer und das Trikot der deutschen Nationalmannschaft“ oder dies: „Es tat gut, Dinge anzusehen. Zuckerschoten, Paprika, Weintrauben. Eingelegte Weinblätter, Oliven, Schafskäse, Lammkoteletts, Wildschweinleberwurst und Roastbeef.“
Genau. Wenn man in Neuruppin ist – einem grandios verschlafenen, hübsch klassizistischen Provinzstädtchen in Brandenburg – dann schaut man sich nach sowas die Augen aus.
Suspense ist es, Suspense mit einem Ermittler.