Happyend

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Dass auch im harten Krimigeschäft etwas ein gutes Ende nehmen kann, ist heute zu berichten. Der →an dieser Stelle freudig begrüßte Roman „Tod in Arkadien“ von Jens Luckwaldt, letztes Jahr als „book on demand“ erschienen, kann ab sofort als Buch in einem „richtigen Verlag“ erworben werden. Schön so. Da verzeiht man dem Verlag auch die etwas euphorische Werbung, Luckwaldt sei „der neue Stern am Himmel des historischen Kriminalromans“.

Denn das hat er nicht verdient. Was sich heute „historischer Kriminalroman“ schimpft, ist zumeist die unfruchtbare Kreuzung einer mehr oder weniger spannenden Krimistory mit einem Geschichtsbuch auf dem Niveau der Obersekunda. „Guido Knopp goes crime“, stöhnte / fluchte Thomas Wörtche anlässlich einer einschlägigen →Besprechung.

Krimischreiben als Fleißarbeit (größtes Lob für die AutorInnen historischer Krimis ist stets das „akribische Recherchieren“, als sei dies nicht Grundlage jeden Romanschreibens, das auf Welt- und Wirklichkeitskenntnis basiert), Krimilesen als Geschichtsunterricht mit anderen Mitteln, man denkt sogleich an „Infotainment“, wogegen nicht einmal etwas zu sagen wäre, bedeutete die Vermengung von Unterhaltung und Wissen nicht fast zwangsläufig einen Niveauverlust hier wie dort.

Nein, da ist Luckwaldts Roman von anderem Kaliber und deshalb vielleicht Modell für Nachfolgewerke, die so etwas wie Denk- und Handlungsweisen vergangener Zeiten rekonstruieren. Immer nur als Annäherungswert, aber mehr ist eh nicht zu schaffen. Und vielleicht wird dann Jens Luckwaldt der neue Stern am Himmel eines revidierten Konzepts zum Schreiben historischer Kriminalromane. Wir wünschen es ihm. Er hat das Zeug dazu.

Jens Luckwaldt: Tod in Arkadien. 
Bebra Verlag. 352 Seiten. 14,90 €

6 Gedanken zu „Happyend“

  1. quote dpr:
    … als sei dies nicht Grundlage jeden Romanschreibens, das auf Welt- und Wirklichkeitskenntnis basiert …

    Deswegen geben übrigens Kriminalautoren gern als Erstberuf Journalismus an.

    😉

  2. Der Regisseur Christian Petzold sagte in einem Interview:

    „Ich muss gestehen, ich recherchiere nicht gerne. Wenn man zu stark recherchiert, dann versucht man diese gesamte Recherche im Film unterzubringen, das tut dem Film nie gut. Überrecherchierte Filme sind ganz grauenhaft.“

  3. Ich bin da ganz pragmatisch: Wenn ich einen Protagonisten zum „Datenbankentwickler PHP/MySQL“ mache und erzähle, wie sein Gegenspieler dauernd diese Datenbank knackt, dann muss ich a) über PHP/MySQL Bescheid wissen und b) wissen, wie man die Dinger crackt. Wenn ich das dann dazu verwende, mein Wissen auszubreiten, bin ich ein schlechter Autor. That’s all.
    @Ja, mein unvergesslicher Schatz: Auch Journalismus schützt vor Weltwissen nicht…manchmal…

    bye
    dpr

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