Interview: Rockterrine

Wer als Musiker im Großraum Trier gastiert, hat große Chancen, von der Rockterrine bekocht zu werden. Die wurde 2003 von Katrin Lauter und Simone Voigt initiiert. Im September 2008 kam sogar ein erstes Rockterrine-Kochbuch in den Handel: →„Rockterrine: So schmeckt Rock ’n‘ Roll!“. Hinter-Net! sprach mit Simone Voigt über die Anfänge der Rockterrine, das Buch und die Zukunftspläne.

Hinternet: Wie sind Sie seinerzeit auf die Idee gekommen, für Bands zu kochen?

Voigt: Als Teenager haben wir angefangen in einem Trierer Jugendzentrum (Exzellenzhaus) für Bands zu kochen. Die Veranstalter waren Freunde von uns und aus diesem Grund war das Bekochen der Bands ein Freundschaftsdienst. Für uns war es natürlich auch sehr interessant, Backstage hinter die Kulissen zu schauen. Und dann ist irgendwann aus ‚Reis mit Scheiß‘ eine große Leidenschaft geworden. Schließlich bekamen wir 2003 den ersten professionellen Auftrag. Der örtliche Konzertveranstalter Popp Concerts betreute uns mit dem Catering für Air, das französische Elektropop-Duo. Mithin war der Name Rockterrine geboren.

Hinternet: Gibt es irgendwelche kulinarischen Vorbilder sprich Köche, deren Arbeit Sie geprägt haben?

Voigt: Vorbilder gibt es eigentlich nicht. Klar schaut man sich auch mal einige Kochshows im Fernsehen an und liest das ein oder andere Kochbuch. Aber es bleibt dann bei der Inspiration. Gleiches gilt auch für solche Fälle, bei denen wir mit unterschiedlichen Tourköchen zusammenarbeiten.

Hinternet: Was ist das Besondere an Ihrer Küche bzw. an Ihrem Essen?

Voigt: Wir sind vielfältig in unserem Angebot und machen uns sehr viele Gedanken darüber. Da wir uns vegetarisch ernähren, befassen wir uns natürlich sehr intensiv mit der vegetarischen Küche. Viele Künstler sind ja ebenfalls Vegetarier, das passt dann zusammen.

Hinternet: Sie studieren noch bzw. haben andere Berufe oder streben diese an. Heißt das, die Rockterrine wird künftig nur nebenher beitrieben? Einen Fulltime-Job sehen Sie nicht darin?

Voigt: Wir haben uns unseren persönlichen Rock’n’Roll-Traum über den Suppentopf-Umweg erfüllt. Als Teenies waren wir auf jedem Rock-Konzert, und unser erster größerer Auftrag als Catering-Hilfen war für Manowar. Das hat uns schon ein bisschen angefixt. Jetzt sind wir mittendrin und schauen mal, was die Zeit so bringt. Vielleicht wird die Rockterrine auch schon bald unsere Hauptaufgabe sein. Wer weiß?!

Hinternet: Was hat den Ausschlag gegeben, ein Kochbuch zu veröffentlichen? Das ist ja nicht unbedingt naheliegend…

Voigt: Ein guter Freund von uns hatte die Idee, seine Diplomarbeit im Bereich Kommunikationsdesign als Kochbuch zu verwirklichen. Damit ist er auf uns zu gekommen. Wir fanden das natürlich super. Er hat uns dann bei jedem Einsatz begleitet, Fotos gemacht und unser Essen gekostet. Durch diese intensive Zusammenarbeit ist letztendlich dieses Buch entstanden: mit den unterschiedlichen Bands, mit Live-Fotos, Auszügen aus unserem Gästebuch und Interviews. Glücklicherweise haben wir sehr schnell einen Verlag dafür gefunden.

Hinternet: Nun gewähren Sie dem Leser und damit auch der Catering-Konkurrenz einen kleinen Einblick in Ihre „Erfolgsrezepte“. Sehen Sie nicht die Gefahr, dass nun alle anderen Caterer Ihre Rezepte abkupfern werden? Oder war das vielleicht sogar der Masterplan, damit die Bands künftig nicht nur in Trier und Umgebung bestens bekocht werden?

Voigt: Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Aber ich glaube nicht, dass sich andere Caterer unsere Rezepte abkupfern. Ich empfände es als Kompliment, wenn sich ausgebildete Köche bei uns etwas ‚abgucken‘ würden.

Hinternet: Welches war der bisher schwierigste Gast in punkto Speiseplan bzw. Tourrider – nicht bzgl. seines Egos?

Voigt: Die größte Herausforderung hatten wir bei dem Festival ‚Tag am See‘ in Losheim. Da hatten wir einen Musiker, der allergisch gegen Salz, Pfeffer, sämtliche Gewürze und Zucker war. Da haben wir uns natürlich Gedanken machen müssen und schlussendlich frische Kräuter als Würzmittel genommen. Die Band Pennywise wollte eine australische Gewürzwurzel, aber trotz intensiver Recherche haben wir nicht herausgefunden, ob diese wirklich existiert. Ansonsten stehen immer mal ein paar Sonderwünsche auf dem Tourrider wie z.B. aromatisierte Zahnstocher, Socken oder vorfrankierte Postkarten.

Hinternet: Sie kochen für Bands bzw. Künstler im Großraum Trier und bieten sich auch als Caterer für Jedermann an. Sind Sie denn schon mal mit einer Band auf Tour gegangen oder können Sie sich vorstellen, das irgendwann einmal zu machen?

Voigt: Angebote gab es bereits. Jedoch waren diese eher als Floskeln zu verstehen. Beispielsweise: ‚Boah, war das lecker, kommt ihr mit auf Tour?‘ oder ‚Wer hat die Suppe gemacht, die will ich heiraten!‘. Der Gedanke, auf Tour zu gehen, ist kein ungeliebtes Kind von uns. Momentan wäre dies jedoch nur schwer realisierbar, aufgrund des noch nicht vollständigen Equipments – wir mieten uns die Utensilien in den meisten Fällen noch an – und aufgrund der Tatsache, dass wir beide die Cateringsache ’noch‘ als Nebenberuf machen.

Hinternet: Für wen wollen Sie unbedingt mal kochen?

Voigt: Depeche Mode.

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