Tag 20

Aus den dunkelsten Ecken eines Wandschranks gefischt: ein knappes Dutzend analoger Datenträger des vorigen Jahrtausends.

Gerade in Sachen Film kann ich schon ein konservativer Knochen sein. Ich mag Schwarzweiß-Filme, schätze Fred Astaire und Bette Davies und freue mich, wenn in einem Eddie Constantine-Film der Oberschurke nach einem Kinnhaken liegen bleibt und nicht immer wieder von Neuem aufsteht. Ich war noch nie in einem Kinofilm weil „die special effects einfach unglaublich“ waren, würde aber über den Kauf einer 2D-Brille ernsthaft nachdenken. Wie gesagt: konservativ. Aber den guten alten Videokassetten weine ich keine Träne nach: mäßige Qualität, endloses Spulen und immer wieder einmal Bandsalat.

Bevor dieser 10er-Pack auf dem Müllhalde meiner persönlichen Filmgeschichte landet, mal ein Blick auf die Highlights:

Die schönsten Geschichten von Ernie und Bert
haben einfach den Geist aufgegeben. Was Hinternet jr., der sich über Telefonate mit Bananen und Quietscheentchen immer wie Bolle amüsierte, sehr betrübt hat. Ja, das gibt´s auch auf DVD. Aber mehr als 25 Euro für gerade mal 45 Minuten ist doch Wucher. Das kann der kleine Mann mal schön aus der eigenen Tasche bezahlen…

Vic Reeves‘ Bigh Night Out
Channel 4-Kult-Comedy im Original. Hat mir vor fast zwei Jahrzehnten ein Bekannter ganz nachhaltig ans Herz und in den Videorekorder gelegt. Ich habe kein Wort verstanden.

Im Zeichen des Bösen
Eigentlich ein Muß: schwarz/weiß, mit einem grandios-fiesen Orson Welles und der beeindruckenden Eröffnungssequenz – aber das ist leider die alte, vom Studio zerstückelte Version. Wenn die vor zwei Monaten erschienene ↑Blu-Ray auch in Deutschland erhältlich sein wird, führt kein Weg an der Blu-Ray (und einem Blu-Ray-Player) vorbei.

Star Trek – Treffen der Generationen
Ich mochte Malcolm McDowell, der den sympathischen Bösewicht Soran geben durfte und so schöne Sätze hatte wie: „Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Captain. Ich habe eine Verabredung mit der Ewigkeit, und ich möchte nicht zu spät kommen.“ Sollte ich noch mal in eine Star Trek-Phase kommen, kaufe ich mir einfach die ersten 10 Spielfilme in der DVD-Box zum Preis von gerade mal 90 Minuten Ernie & Bert (die übrigens – nutzloses Wissen kostenlos abzugeben – in den USA Bert & Ernie heißen).

Zeugin der Anklage
Billy Wilders sehr unterhaltsames Gerichtsdrama mit Charles Laughton in der Hauptrolle kommt so oft im Fernsehen (und fast so oft habe ich ihn mir angeschaut), dass man auf diese Videoaufnahme getrost verzichten kann.

Carnival Of Souls
Angeblich einer der Lieblingsfilme von Elfriede Jelinek. Billig gedrehter, aber sehr stimmungsvoller Horrorfilm, den ich unbedingt behalten würde – wenn es ihn nicht als ↑legalen Download unter einer CC-Lizenz bei archive.org gäbe.

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Fans eines der oben genannten Filme mögen bitte ihre Füsse ruhig halten, denn die Kassetten gehen in die Restmülltonne, auf dass mir die Contentindustrie keinen Strick aus meiner Großzügigkeit drehe.