Leser der Marseille-Trilogie von Jean-Claude Izzo hatte der Zorn und die Wut, die sich in den Krawallen der unterprivilegierten Einwanderer in den französischen Banlieues letztes Jahr artikulierten, nur wenig überrascht. Rickie Jenks aus Jack Lamars Buch „Rendezvous Eighteenth“, jedoch, seit Jahren in Paris lebender Afroamerikaner, hatte nie Rassismus in Paris erlebt. Was wohl daran läge, so meint seine afro-marokkanische Freundin, dass sein Gang, sein Auftreten und sein Akzent ihn als US-Amerikaner identifizieren und diese seien halt, im Gegensatz zu den afrikanischen Brüdern, auch schwarz noch hoch willkommen.
Paris also als Fluchtpunkt. Keine Schikane durch die Polizei und relaxtes Leben. Jenks hat dort wieder zu sich gefunden, hat sein Auskommen und seit gewisser Zeit auch eine Freundin. Er war aus den USA ´rübergekommen, nachdem er dort am Traualtar auf die Anzutrauende vergeblich gewartet hatte und diese sich längst mit seinem Cousin, dem Idol der Familie über alle Berge gemacht hatte.
Plötzlich ruft eben jener Cousin bei Jenks an und bittet ihn um seine Hilfe. Widerwillig nur erklärt sich Jenks bereit, dessen in Paris abgetauchte Ehefrau zu suchen. Und während er sich auf die Suche begibt, stolpert er im Hausflur über die Leiche einer transsexuellen Prostituierten und bezieht infolge dessen mehr Aufmerksamkeit durch die Pariser Polizei als ihm lieb ist.
Eine derartige Aufmerksamkeit würde er sich auch durch seine Freundin wünschen, diese jedoch teilt ihm mit, dass sie schwanger ist und nicht so recht wisse, ob sie das Kind wolle und wie es mit ihnen beiden weiter gehen soll, schließlich sei er kein Moslem.
Das alles hört sich an wie das Rezept für einen der typischen zeitgenössischen Krimis und genau das ist „Rendezvous Eighteenth“ auch. Sein „forte“ liegt weniger im Rätselteil: Die Rätselarbeit ist etwas zäh und nicht besonders gut im sonstigen Geschehen eingebunden und die Auflösung am Ende wirkt, um es milde auszudrücken, etwas weit hergeholt. Die Verwicklungen Jenks mit seiner Freundin, einer emanzipierten und kulturell festverankerten Muslimen, seine Geborgensein in der starken afroamerikanischen Gemeinschaft und Paris selber sorgen allerdings dafür, dass „Rendezvous Eighteenth“ mit einem Extrapfund Atmosphäre wuchern kann. Im Gegensatz zu anderen amerikanischen Autoren, die Paris in den Zentrum ihrer Bücher stellen, weiß Jake Lamar auch genau wovon er schreibt, schließlich lebt er seit über zehn Jahren in der Stadt.
„Rendezvous Eighteenth“ ist ein Buch, dessen Beurteilung dem Leser schwer fällt. Die gelungene Atmosphäre strahlt literarisches Qualität aus, Spannung will aber nicht so recht aufkommen. Mit einem spannenden und knackigen Krimiplot könnte der Autor es weit bringen. Einen weiteren Leseversuch, so scheint es, ist Jake Lamar deshalb noch wert.
Jake Lamar: Rendezvous Eighteenth. St. Martin´s Minotaur 2005. 311 Seiten. 13,50 € (bisher keine deutsche Übersetzung)