Zu Besuch bei Playboys

WIB-Schaukel, 26.1.2003. ZDF.

Die lustigsten Geschichten schreibt bekanntlich das Fernsehen, momentan unter anderen bei Wigald Bonings Vip-Schaukel, kurz: WIB. Da war diese Woche Rolf Eden zu Gast, Sie wissen schon: der mit dem „Big Eden“ in Berlin. Playboy, bestimmt schon über 70 und hundertmal geliftet. Und jetzt endlich mal ein Blick hinter die Kulissen.

Es fing an mit einer Kamerafahrt durch eine Straße irgendwo im feineren Berlin. Viele hübsche, einfache Häuser mit viel Grün – und ausgerechnet vor dem hässlichsten, einem weiß-blauen Flachbau, bleibt die Kamera stehen: hier wohnt Rolf Eden.

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Bohlen spricht

Noch was Lustiges bei „Deutschland sucht den Superstar“ gesehen: Dieter Bohlen hat sich erinnert, wie er die kleine Vanessa zum ersten Mal gesehen hat. Optisch hat sie ihm sowieso gleich „hammermäßig“ gefallen, und er dachte sich, „wenn die jetzt noch singen kann – das wär echt der goldene Schuß!“ Jetzt mag es ja sein, dass Dieter Bohlen in seiner Jugend viel Lou van Burg gesehen hat. Aber als Mensch, der schon mit den „Kindern vom Bahnhof Zoo“ aufgewachsen ist, muss ich doch sagen: merkwürdiges Kompliment.

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WIB-Schaukel

WIB-Schaukel, 22.1.2003. ZDF.

Sag doch mal, ZDF, wieso versteckst Du eigentlich eine Sendung wie „Die WIB-Schaukel“ des nächtens, wenn alle potenziellen Zuschauer sich entweder ins Nachtleben oder in Morpheus‘ Arme stürzen? Vertraust Du Deinem eigenen Format nicht? Ok, anfangs hatte ich auch Zweifel, war Herr Boning ja als alberner Kasper mit Vorliebe für augenkrebserzeugende Kleidungskombinationen bekannt. Seinen Kleidungsstil hat Boning immer noch nicht geändert, aber ansonsten ist „Die WIB-Schaukel“ ein kleines Juwel in der ZDF-Ödnis.

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Absolut Schlegel

Die Frau war müde und ungesellig. Der Bummel über die Kunstmesse hatte sie angestrengt. Das Päuschen in der Sitzecke würde gut tun. Von einer Lesung stand nichts im Programm. Die startete der junge Mann auf eigene Faust. Das unwirsche „Nein danke“ erwiderte er mit einem fröhlichen „Los geht´s“ und fing an zu lesen. Aus einem Comic-Band.

Als TV-Provokateur im Außendienst hatte Tobi Schlegl seine besten Momente. Das Format war bei Hape Kerkeling geklaut und vereinfacht worden. Und das Viva-Milchgesicht Schlegl – beliebte Zielscheibe von „Kalkofes Mattscheibe“ – zeigte ungeahnte Fähigkeiten: als Improvisationstalent im Anarcho-Nahkampf.

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Kettenreaktionen

Die Affäre Semmeling, ZDF
Vielleicht hat die „Affäre Semmeling“ ja auch ihr Gutes: fast sechs Millionen Fernsehgucker sitzen jetzt zu Hause und denken „Das kann ich auch.“ So holzschnittartig, klischee-überladen und konstruiert wirkte die Story, dass auch Otto Normalzuschauer das Gefühl bekommt, einen TV-Sechsteiler aus dem Ärmel schütteln zu können. Virtuosität ist nicht gefragt, ungelenke Flickschusterei reicht schon. So könnte Dieter Wedel zur Punkbewegung in der Geschichte des Fernsehspiels werden.

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Vom Kosovo bis Rußland

Der Chefredakteur warnt schon lange vor Heiner Bremer, aber nie konnte er Dr. Zapp überreden, mal gemeinsam das RTL-Nachtjournal zu glotzen – doch jetzt (in der Nacht zum 7. April) ist es passiert, und prompt muß der Ressort-Leiter der Abteilung „Fernsehkritik“ das Gesehene in seiner Kolumne therapeutisch verarbeiten.

Hilfe, hilfe, hilfe! Wie oft kann man in die Scheiße greifen bei der Präsentation der neuesten Kosovo-News? Sehr oft, und nicht alle Fahrlässigkeiten gehen dabei auf das Konto Heiner Bremers, nein, er hat auch genau die Berichterstatter, die sein Magazin verdient!

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Guildo

Guildo Horn – Superstar. 71% aller Deutschen halten ihn für ein Medienprodukt und wie sollten sie auch nicht. Nach dem Sieg in der nationalen Vorausscheidung war die Berichterstattung heftiger als man sie bei einem neuen Golfkrieg hätte erwarten können. And the hype goes on and on and…

Nach der Walpurgisnacht der Abend des (Hexen-)Meisters: Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, war es soweit – die Zeitenwende im Personenkult. Früher widmete man diesen Tag dem bekanntesten Sohn der Stadt Trier: Karl Marx. Heute hat Trier einen anderen bekanntesten Sohn und der hat sich diesen Tag gleich mit unter den Nagel gerissen.

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Olympia und Fasching

Auch ein so ausgeglichener Mensch wie Dr. Zapp hat mal eine schlaflose Nacht. Dann greift er zur Fernbedienung und freut sich, daß gerade die Olympiade im fernen, rätselhaften Japan tobt. Das verspricht doch immerhin einen gewissen Neuheiten- und Unterhaltungswert und nicht die übliche Nachtmischung aus tausendfach wiederholten Serien, Telefonsexwerbung und den schönsten Bahnstrecken Ostfrieslands.

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Der König von St. Pauli

Da will sich Dr. Zapp mal einen fernsehfreien Abend mit gepflegten Telefongesprächen unter Hinter-Net! Kollegen gönnen und dann so etwas: Wohin man auch ruft, überall das gleiche Echo: „Da läuft gerade ‚Der Dingsda von St. Pauli‘. Vielleicht können wir ja später…“ Nach dem dritten Anruf gibt man seufzend auf, greift wieder zur Fernbedienung und beteiligt sich am Sat.1-Quotenhoch.

Jetzt – nach sechs Folgen und ungezählten Werbeunterbrechungen hat „der neue Wedel“ ein Ende. „Und?„, höre ich die Redaktion schon rufen, „Was ist Dein Fazit?„.

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Tunnel-Effekt

Kaum kommt Dr. Zapp frohgelaunt, braungebrannt und voller Energie (d.h. mit neuen Batterien für die Fernbedienung aus dem Duty-free-Shop) aus dem wohlverdienten Urlaub (nein, nicht Ballermann!) zurück, erwartet ihn hier der Lady Di-Medien-Gau.

Blitz, das Boulevardmagazin ist tief getroffen und legt Sonderschichten ein. „Wir trauern“, sagt der Jungboulevardconferencier mit tieftraurigem Dackelblick. In einer Sondersendung zeigt man noch einmal all die Bilder, mit denen man sich schon früher über inhaltsleere Sendeminuten gerettet hat. Nur diesmal unterlegt mit Musik, die gut zur Schlußszene aus „Love Story“ gepaßt hätte. „Sie wird uns fehlen“. Das glaube ich aufs Wort.

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Gigantomanie der guten Laune

Ich weiß nicht, wie es ist, die Love Parade live zu erleben. Vor der Mattscheibe sitzend löst der organisierte Frohsinn jedenfalls eigenartige Assoziationen aus: Menschen stehen auf fahrenden Wagen und hampeln rum, unten tummeln sich hunderttausende an der Strecke und sind gut drauf. Am Reporter-Mikrofon spielen sich zwei gut aufgelegte Pappnasen die verbalen Bälle zu und sprühen geradezu vor Originalität und Raffinesse. Und wenn die Kamera mal durch die Gegend schwenkt, dann sehen wir in erster Linie Titten und Ärsche. Woran erinnert das? Genau – an den Karneval. Ob in Rio, Mainz-Gonsenheim oder Berlin: Es geht doch nichts über die Gigantomanie der guten Laune.

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