Mrs. Hippie: Lotus

Die Rohaufnahmen von Mrs. Hippie stammen von 1996 und wurden erst jetzt nochmal überarbeitet, um veröffentlicht zu werden. Sänger der Formation ist Joacim Cans, der mit seiner jetzigen Band Hammerfall auf der True-Metal-Front ziemlich abräumt. Musikalisch hat „Lotus“ aber nicht viel mit Dauerwellen-Metal zu tun. Retro-Rock mit dem vollen 70er Jahre Feeling, gepaart mit Haarspray-Vocals aus den 80ern – so könnte man Mrs. Hippie umschreiben.

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Lotte Ohm: 17º

Ein neuer Tag, ein neues Glück. Oder: Ein neues Album, ein neues Glück. So könnte man das Vorhaben von Lotte Ohm auf den Punkt bringen. Fast im Alleingang kommt er daher. Songs und Texte sind allesamt aus seiner Feder, die Produktion hat Mario von Hacht überwacht, den viele vielleicht durch seine Arbeit mit Fischmob und Fettes Brot kennen werden. Ein kooperatives Team, wie sich nach mehrmaligem Hören der CD erweist. Mario produziert phantastisch komplett und vollkommen und gibt dadurch den teils skurrilen Ideen von Herrn Ohm die nötige Plattform.

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Dipsomaniacs: Braid of Knees

Als „catchy Beatle-infected popmusic“ bezeichnen die Dipsomaniacs selbst ihren Stil. Tatsächlich finden sich auf ihrem schrägen Lofi-Psychedelic-Werk außer den späten Fab Four aber auch noch die Hollies auf LSD, knochentrockene Anleihen an Grateful Dead, an den amerikanischen West Coast-Sound und vieles, was sich nach Lennon im Alleingang anhört. Pop und Rock trennt das Quartett nicht immer so genau, fast jeder Song aber ist in einen wärmenden Mantel aus exotischen Geräuschen gehüllt.

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Unter Unserem Himmel 2

Im letzten Jahr erschien „Unter Unserem Himmel“ anlässlich des 25jährigen Geburtstages des Jugendsenders Zündfunk vom Bayerischen Rundfunk. Alexander Schaffer, Redakteur des Senders, hat jetzt ein weiteres Mal bayerische Bands, Projekte und Künstler ausfindig gemacht, die er unterstützenswert findet. Bedingung war alleinig, dass die Band aus dem Einzugsbereich des Senders also aus dem Süden der Republik stammt.

„Unter Unserem Himmel 2“ ist dennoch grenzüberschreitend, insofern als süddeutsche Musiker mit solchen aus dem hohen Norden kooperiert haben. Console treffen zum Beispiel auf Tocotronic, Blumentopf gesellen sich zu Fettes Brot, Miles begrüßen Rocko Schamoni und Erobique.
Das Hauptaugenmerk des Samplers liegt weitestgehend auf elektronischer Musik – was allerdings Zufall und nicht Konzept war. Neben einigen (Semi-) Hörspielen (Da Blumentopf vs Fettes Brot, Sportfreunde Stiller und einer Dalli Dalli-Huldigung), haben zudem ein paar HipHop-Tunes (Kaleidoskop alias Total Chaos und Blumentopf, Square One) ein neues Zuhause gefunden. Irgendwie ist fast alles klasse und vor allem Beanfield aus München, das funkige Trüby Trio mit Sitz in München wie Freiburg, das Soundsystem Lions Den aus des Bayerns Hauptstadt, Slut auf den Spuren von Robbie Williams (Bandinfo, du hast Recht behalten!), unser geliebtes Tied & Tickled Trio sind extra klasse. Es lohnt sich, diese CD nicht im Regal eures Dealers versauern zu lassen. Zwanzig mal mehr oder weniger originell den Süden repräsentiert, das kann schon schön sein – sieht unsereins von ein, zwei deplazierten Repräsentanten ab.

V.A.: Unter Unserem Himmel 2
(Virgin)

Nativity In Black II

Wir kennen das Spielchen bereits von der ersten Version der Black Sabbath-Huldigung, die im Jahre 1994 auf den Markt kam. Seinerzeit löste sie einige heiße Diskussionen aus. Warum diese oder jene Band sich nun von Black Sabbath inspiriert fühlt und warum sie auf diesem Sampler vertreten sein musste waren die Fragen. Ich denke insbesondere an Biohazard (!) und Ugly Kid Joe (!!). Im Grunde sind wir doch alle von den guten alten Heroen des Metal beeindruckt und beeinflusst.

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Snuff: Numb Nuts

Im Moment bin ich „schwer auf Punk“ und wie immer, wenn ich diese Phase habe, fällt mir auf, wie hart es ist, brauchbare neue Acts „zu entdecken“. (Sollte jemand diese Seerosen-Giesser-Bands, die den ganzen Tag auf Viva gespielt werden, als Punk bezeichnen, möge er sich bitte einen Tag vor die Anlage schnallen und Nachhilfe bei den alten Meistern nehmen.) Da freut es einen schon, wenn sich Bands auf die Ursprünge besinnen.

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The Want: Greatest Hits Vol. 5

Mir fliegt der Helm weg und das sogar mit Ansage. Der zuständige Herr von der Plattenfirma lag goldrichtig, als er mir dieses Meisterwerk mit Entzücken anzupreisen versuchte. „Greatest Hits Vol. 5“ ist ganz nach meinem Geschmack. Da wird noch in traditioneller Art und Weise schweinegerockt. The Want sind der bis vor kurzem mir unbekannte Bastard aus Led Zeppelin und Black Sabbath.

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Modest Mouse: The Moon & Antarctica

Eines ist gewiß: wenn dieses Jahr zu Ende geht, wird „The Moon & Antarctica“ zu den spannendsten Longplays der vergangenen 12 Monate gehören. Weil das vierte „Modest Mouse“-Album davon erzählt, wo die Rockmusik der Zukunft sich hinbewegen könnte. Noch sitzt das Seattle-Trio zwischen allen Stühlen. Zwischen der Folk-Seligkeit des Americana, zwischen der poetischen Tristesse des Grunge und der rohen Kraft der Noise-Fraktion. Mit „The Moon & Antartica“ erfinden die drei zwar nicht das Rad neu, aber ihre behutsamen Verschmelzungen und versteckten Fährten weisen den Weg voraus. Vor allem aber in Sachen Klarheit und Intensität setzen sie Maßstäbe, „Moon…“ ist von atemberaubender Dichte und geradezu beunruhigender Energie. ´Hypnotisch´ nennt man es, wenn Songs unter einem Übermaß an Atmosphäre trotzdem nicht zur formlos wabernden Masse mutieren. Und ´episch´, wenn ein Werk auch beim dritten Duchlauf noch immer Neues zu sagen hat. Ja, Modest Mouse malen Landschaften. In düsteren, aber frischen Farben.

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Happy Revolvers: Suicide Nation

Das Leben ist ja bekanntlich ein Kampf zwischen Ying und Yang: das ewige Hin und Her. Wenn man sein Wohlgefühl, seine Lebensbedeutung nicht in dem einen Bereich findet, muss man in dem anderen Gebiet suchen.
Für die meisten Männer sind diese Bereiche Cars and Girls, aber für einen nicht-autofahrenden Schwächling wie mich sind sie klar Sport und Musik. Oder genauer gesagt: Fußball und Punk-Rock.

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Carnivals of Souls: Ritorno a Casa

Die neue „Carnival of Souls“ (COS) ist nicht irgendein Album, sondern das Comeback des Jahres! Sechs Jahre hatten sich die Gitarren-Gringos des Instrumental-Rocks dünne gemacht, von Auflösung war die Rede. Doch jetzt sind sie wieder da, und mit ihnen knapp 60 Minuten, in denen man keine Sekunde lang den Gesang vermisst.

Carnival of Souls sind immer noch auf dem Retro-Trip, pflegen die Gitarrentraditionen der 50er- und 60er-Jahre. Rock´n´Roll und Italo-Western lassen grüßen, auch die Shadows, Dick Dale, Ukulelen-Künstler aus der Südsee und sämtliche Tex-Mex-Gitarreros. Carnival of Souls sprühen nur so vor Ideen, düsen rasant mit ihren Twangy-Gitarren durch die Surf-Musik, feuern Maschinengewehr-Salven aus ihren Saiten oder lassen es sich auf Hawaii gutgehen.

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John Hiatt: Crossing Muddy Waters


Gleich zu Beginn verschreckt John Hiatt bei „Lincoln Town“ die Zuhörer erstmal mit einer knödeligen Stimme, an der schon echte Fans schwer zu schlucken haben. Aber was danach kommt, gehört zu dem Besten, was der amerikanische Songwriter in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Back to the roots – purer Folk, Country und Blues – außer Fußstampfen ohne Drums eingespielt.

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Interview: Rocko Schamoni

Hinter-Net!: Nie hat man Rocko Schamoni so scharf und unverblümt Kritik äußern hören, wie auf dem aktuellen Album „Showtime„. Täuscht der Eindruck, oder bist Du in Deiner Musik politischer den je? Und wenn ja, woher kommt das?

Schamoni: Das hat unter anderem damit zu tun, dass sich meine private Situation komplett verändert hat. Ich bin seit vier Jahren Vater und hab eine andere Einstellung zur Welt bekommen. Es sind Dinge in den Vordergrund gerückt, die ich vorher nicht so genau betrachtet habe, vor allem der Aspekt „Gesellschaft“. Aber es hat auch mit einer Art „Delay“ zu tun. Ich gerate immer zwei Jahre später an die Themen, an die Jochen (Distelmeyer, „Blumfeld“-Sänger und Schamoni-Freund, d. Red.) zwei Jahre vor mir gerät. Wenn man so will, ist die letzte Platte von mir meine private „L´état et moi“.

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Lolita No. 18: Yalitamin

Vier durchgeknallte, rotzfreche Japanerinnen kommen daher und wollen uns vormachen, wie Punkrock auf Japanisch gemacht wird. Das kann mitunter ganz seltsam klingen – zumindest was den Gesang betrifft. Da ist das Geschrei der Damen aufgrund der besonderen asiatischen Intonation noch kreischender und hysterischer als man das ansonsten von All Girl-Punkrockern gewohnt ist. Sängerin Masayo, Gitarristin Ena, Bassistin Kim Rin und Schlagzeugerin Aya sind – das kann ich dem Cover der CD entnehmen – typische Ausgeburten des Punkrock. Verrückte Kleidung, bunte Haare (einmal die Farbpalette rauf und wieder runter bitte) und geben sich in frechen, wilden Posen.

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Giant Robot: Crushing You With Style

„Erzähle es weiter: Giant Robot sind eines der interessantesten Ereignisse dieses Jahrzehnts. Das ist Tatsache“, meinte Monsieur Laurent Garnier zu Giant Robot. Das Wort „interessant“ beschreibt die Aktivitäten der Band punktgenau-ungenau! Denn das ist eine der CDs, die Du selbst nach dem siebten Hören nicht gerne rezensierst. Nicht etwa, weil sie schlecht wäre. Im Gegenteil! Nein, weil sie so schwer zu greifen ist.

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