Das, hüstel, erinnert mich an Sally Oldfield. Nein, wirklich! Und das ist keine Schimpfe! Ich mag die alten Sally Oldfield-Songs. Dem einfachen, klassischen Songwriting folgend baute sie aus zarten, vorsichtig arrangierten Klängen wunderschöne Melodienlinien voller Melancholie und Zärtlichkeit. So auch Carrie Newcomer: Akustik-Gitarre, Akustik-Bass, Gitarre und leichtes, beckenlastiges Schlagzeug fast ohne Bass-Drum, dazu Akkordeon, wo´s paßt. Ein Hauch, diese Musik, gut für den Frühling, gut für die Liebe!
WeiterlesenMichael Hall: Day
Auf seinen bisherigen Solo-LPs kombinierte Hall erd- und traditionsverbundene Rocksongs und melancholische Balladen. Ähnliches findet man auch auf seiner neuen CD.
Die rockigeren Stücke sind auf „Day“ aber eindeutig in der Minderheit. Hier bemüht er sich weniger darum, eingängige Melodien umzusetzen, als vielmehr Stimmungen zu erzeugen. Reduktion heißt das Motto, bei der überwiegenden Anzahl der Stücke verzichtet Hall sogar auf das Schlagzeuger. Statt dessen überrascht er mit Instrumenten wie Standbaß oder Trompete.
Victor Bockris: Lou Reed – Walk On The Wild Side
Victor Bockris? Klar doch, den kennen wir! Der hat Ende der 80er Jahre die exzellente VELVET UNDERGROUND-Story „up-tight“ verfaßt und bald darauf noch ’ne Warhol-Bio (auch ordentlich) auf den Markt geworfen. Seine Insider-Kenntnisse bezüglich der „factory“ und der New Yorker Künstlerszene überhaupt waren da natürlich sehr hilfreich, und sie sind es auch, was diese erste, eigenständige Biographie zu Ex-VU-Frontmann Lou Reed betrifft.
WeiterlesenSpeech: s/t
Speech war der kreative Kopf hinter der Hip Hop-Kommune ARRESTED DEVELOPMENT, die mit ihrem Debütalbum einen ziemlich großen Erfolg hatten (mehrere Platinauszeichnungen und ein Grammy) und mit ihrem zusammengewürfelten „Peace und Hip Hop-Konzept“ damals auch durchaus gefallen konnten. Inzwischen macht Speech alleine weiter und verfolgt mit seinem ersten Soloalbum den eingeschlagenen Weg von ARRESTED DEVELOPMENT. Die 16 Stücke der Platte sind musikalische zwischen Hip Hop, Spul, Funk, Jazz und Soul angesiedelt. Einige Gastmusiker (u.a. Foley am Bass – hat eigentlich irgendjemand dessen gigantische Solo-Platte gekauft?) veredeln das ein oder andere Stück mit „echten“ Instrumenten (wie es so schön heißt).
WeiterlesenChandeen: Light Within Time

Chandeen sind, glaub´ ich, Deutsche. Zumindest deutet das Innenleben des Booklets darauf hin (Recorded in Darmstadt, Namen wie Antje Schulz, Stephanie Härich, Dorothea Hohnstedt, Axel Henninger oder Harald Löwy). Dennoch wurde die Acht-Song-EP in Tuscon von Steve Roach re- mixed. Was erst mal nicht unbedingt viel heißen will.
WeiterlesenNiki Kopp/Timo Würz: XCT
Kultur ist wie eine Suppe, in der alles zu einer eigenwilligen Masse verrührt wird, was einem im Alltag begegnet. Zwei Köche, die diese Rezeptur betreiben, sind Timo Wuerz und Niki Kopp. Bereits mit „Aaron und Baruch“ haben sie ein Comic-Album vorgelegt, das sich aus den Inkredenzien von hippem Zeitschriftenlayout und Werbegraphik speist. Danach schien dieser Fluch vorbei. „Lula & Yankee“ waren zwar auf der Höhe der Generation-X-Zeit, graphisch jedoch recht brav. Mit XCT, das jetzt vorliegt, haben Kopp & Würz jedoch eine Suppe angerührt in der nichts verkommt: angetäuschter Klebeumbruch, Farben wie nach Pilleneinwurf, ein gehöriges Maß an Unschärfe und Fotorealismus sowie eine Girly-Gangsta-Action-Movie-Verschwörungs-SF-Story. Was will man mehr?
WeiterlesenOnly Living Witness: Innocents
Eine der ersten Bands, die bereits jetzt die Post-Hardcore-Ära lebt. Only Living Witness bewegen sich geschmeidig in der Schnittmenge von Metal, Hardcore und alternativem Hard Rock. Bombastisch arrangierte Songs drücken Killerriffs aus den Verstärkern, bestechen durch einen außergewöhnlichen Gesang und fast zerbrechliche Melodienlinien. Only Living Witness, endlich eine Band, die sich da aufhält, wo der Durchschnittsmensch sich eben aufhält: In der emotionalen Grauzone zwischen hart und weich, zwischen roh und sensibel.
Only Living Witness: Innocents
(Century Media)
Killrays: Space Giant
Huch! Das geht aber in die Beine! MelodyCore aus Frankfurt, schwungvoller wie Blasmusik im Bierzelt, temporeicher als Schumi in der Hochzeitsnacht, wuchtiger als die Aufschläge von Bobele in Wimbledon, technisch perfekter als die Dribblings von JayJay Okocha im Waldstadion, eingängiger als die Popsongs von Roxette im mainstreamverseuchten Äther und besser gelaunt als Jack the Ripper nach getaner Arbeit.
WeiterlesenSampler: Glad I´m a girl

„Houses in motion“ heißt eine kleine, unabhängige Frankfurter Plattenfirma, die sich spezialisiert hat auf kleine, unabhängige Produktionen aus den USA. Ihre neueste Veröffentlichung heißt „Glad I´m a girl“ und präsentiert eine Auswahl neuer amerikanischer Sängerinnen. Sängerinnen, die auch selbst texten, komponieren und Instrumente spielen. Sängerinnen zwischen Folk, Pop, Rock und Jazz.
Auch eine Zusammenstellung wie „Glad I´m A girl“ kommt – soll sie verkauft werden – nicht ganz ohne bekanntere Namen aus. So finden sich auf der CD als Appetithappen und Orientierungspunkte (nicht unbedingt brandneue) Titel von schon recht renommierten Musikerinnen wie Carla Torgerson, Sara K oder Penelope Houston.
WeiterlesenFrank Ronan: Dixie Chicken

„Dixie Chicken“, der Song von Little Feat tönt laut aus dem Autoradio, als der allseits beliebte Architekt Rory Dixon mit seinem Wagen über die Klippe schießt und von einer Felsnadel aufgespießt wird. Dieses Ereignis löst in dem kleinen irischen Kaff vor den Toren Dublins Bestürzung aus. Die Umstände des Unfalls sind rätselhaft und es dauert auch nicht lange bis gemunkelt wird, daß es sich um Mord handelt. Da aber niemand ein Motiv hat, ist die Neugier groß.
WeiterlesenDie Allergie – Gott ist tot
Metal meets Laibach und das mit deutschen Texten. Hier ist sich die Redaktion einmal einig: darauf haben wir wirklich nicht gewartet!
Nicolette – No Government
Talking Loud veröffentlichen wieder interessante Sachen, und „No Government“ killt Dich mit einem verführerischen Lächeln. Der Sound führt vorbei an Electro, Jungle, Jazz, HipHop und Dub, ohne diese für sich zu vereinnahmen. Immerhin ist Nicolette inzwischen über dreißig (31) und möchte daher eine Meta-Position einnehmen, was Pop-Untergründe betrifft.
Genau diese Position symbolisiert der Radio-Edit, während die Bud Brothers einen hervorragenden Drum’n Bass-, Plaid (ex Black Dog) einen Mix beisteuern, der auf geradezu unheimliche Weise das Phänomen der Gleichzeitigkeit erforscht. Dazu kommt ja auch noch Nicolette’s Stimme: sie pflückt in der Hölle Blumen.
Bones – When the night comes
Auch die gelegentlich lärmenden Gitarren täuschen nicht über die Tatsache hinweg, dass der Song doch eher seicht und charakterlos daher kommt. Dass die Band mehr zu bieten hat, ahnt man beim dritten Titel auch wenn dort offenbar auf Teufel-komm-raus ein Refrain in einen atmosphärisch angelegten Song eingebaut wurde.
WeiterlesenWuhling – Mondsound
Wahrscheinlich ist diese Veröffentlichung als Appetithäppchen gedacht. Wuhling sind die erste Berliner Band auf City Slang, und Ende Februar werden sie nach Chicago fliegen, um bei Steve Albini ihre Debut-Lp aufzunehmen. Diese Nummerngröße ist angesichts ihrer Liveauftritte etwas verwundernswert. Dort wurde zwar schon gezeigt, daß sie einmal sehr aufregende Musik machen werden können – aber noch lernen müssen, die Spreu vom Weizen zu trennen.
In ihren besten Momenten spielen sie silbrigen, introspektiven Rock in Triobesetzung. Dazu gehört „Dimdedimde“, die B-Seite- doch „Mondsound“ selbst klingt zu hölzern und hüftsteif, um schon mal eine Vorahnung für „Wuhling sind das neue Ding“ sein zu können. Die deutschsprachigen Lyrics sind mir zu esoterisch, aber die sind auch nur mit größter Mühe zu verstehen.
Rainbirds – Absolutely Free
Katharina Franck ist immer noch die Stimme der RAINBIRDS. Zusammen mit Ulrike Haage macht sie seit einigen Jahren sehr elektronische Popmusik ohne einem wirklich aufzufallen. Der Titelsong ist ein Stück von der demnächst erscheinenden CD „Making Memory“. Ohne die Stimme von Frau Franck würde wahrscheinlich niemand die RAINBIRDS hören. Entsprechend klingt auch die Musik. Geschmackssache!
Unemployed Ministers – Humperdinck
Maxi-CD! Aus Augsburg (Gruß an Walter und seine Parish Garden, das Szene Magazin und das Kerosin!)! „Humperdinck“ ist ein toller Ohrwurm, der – vielleicht nicht ganz so überdreht und shaken – in die Ecke Superchunk tendiert. Schon ihr vergangenes Album „Selfish“ bewies die Songwriterqualitäten von Alaska Winter, leider damals von der Mehrheit der Szene eher unbemerkt. Dabei bieten die Songs gitarrengeprüfte und orgelgetränkte Wirklichkeiten jenseits des allzuernsten äh Lebens (?, bitte nie zitieren!). Gitarrenpop goes Jahrmarkt und verjüngt dadurch angenehm stark.
Jeep Beat Orchestra: Treffpunkt der modernen Jugend
So also klingt es, wenn sich die moderne Jugend trifft – typisch deutscher Nichtgesang, scheppernde Gitarren, billige Keyboards und gelegentlich eine liebliche Geige.
Solltet Ihr jemals Bands aus der Region in Eurem hiesigen Jugendzentrum gesehen haben, dann kennt Ihr ja bereits den Treffpunkt der modernen Jugend anno 96. Tja, Dilettantismus ist eben nicht gleich Dilettantismus: Auch die Jungs von Tocotronic können ja bekanntlich nicht singen, aber da spielt’s keine Rolle, denn die sind originell und aufregend und erzählen von Dingen, die man schon immer hören wollte.
Ecoline Crush – Close
Da mischt einer Sisters Of Mercy mit Heroes del Silencio, mit Killing Joke, mit all den anderen Wave-Rockern. Alles in allem flach. Diese Maxi-CD kommt aus Toronto und enthält zuviele Samples und Compu-Beats. Deswegen: Nein!
Combustible Edison – Short Double Latte
Combustible Edison, angeblich eine ehemalige Rockband aus Chigaco, machen schon seit einigen Jahren Easy-Listening-Musik. Auch die neuen Stücke ihrer kommenden CD, drei Stück gibt es schon mal vorab auf Maxi, klingen musikalisch nach James Bond, Lalo Schifrin und 60er Jahre-Filmmusik. Eigentlich sind Combustible Edison eine sympathische Band, aber wegen dem ganzen Easy-Listening-Trend, den vor allem igendwelche trendgerechten Studenten und Studentinnen mit schlauen Sprüchen und Mützen derzeit pflegen, kann ich diese Art der Musik im Moment nicht ohne ein laues Gefühl im Magen hören.
White Devil: Reincarnation

Die NYHC-Legende Harley Flanagan hat eine Band: Mit den alten Cro-Mags-Streitern Parris Mayhew und Dave DiCenso sowie dem Biohazard-Gitarristen Bobby Hambell bollert der Stützpfeiler des New York Hardcore, der Papst des White Trash, der Vorzeige-Brooklyner, der Wahl-Bronxer, der laufende Tattoo-Katalog, als White Devil eine Fünf-Track-CD auf den deutschen Markt.
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