Lena, Krimi, Pop und der Rest

Wenn drei Leute eine CD, einen Film, ein Buch mögen, ist das noch lange kein Pop. Pop bedeutet Masse, Dynamik, Hype und Täuschung, bedeutet, sich auf einen Nenner zu einigen, ungeachtet der Struktur und der möglichen Komplexität eines Gegenstandes. Lena ist Pop, weil sie Lena ist und sonst nichts. Ein trotz des medialen Irrsinns auf zwei, drei Begriffe reduzierbares Wesen: natürlich, hübsch, eigensinnig.

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ESC 2010: Finale

Unsere Gemeinschaftspraxis macht heute Überstunden. Zum ersten Mal wird hier auf Hinternet live gebloggt. Stay Tuned!

Oh, Alexander Rybak fiedelt mit völlig ramponiertem Bogen. Ein Trickbogen ganz im Sinne der ESC-Trickkleider? Oder ein Wink mit dem Zaunpfahl – sprich ein galliger Gruß an alle Nachahmer, die dieses Jahr auch mit Gefiedel antreten/antraten?

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ESC 2010: Deutschland

Lena: „Satellite“

Uh, Befangenheitsalarm. Halb Deutschland hat sich in dieses Zauberwesen verliebt, das so lustige Interviews gibt und eine schmerzliche Lücke im deutschen Musikmarkt füllt. Ganz zu schweigen von den Wochen, in denen Lena Gelegenheit hatte, uns televisional ans Herz zu wachsen. Aber beim ESC gehts nicht um den steinigen Weg nach Oslo, nicht um lustige Interviews, und ob wir zwischen Pe Werner und Silbermond dringend was Neues brauchten, interessiert im Eurovisions-Ausland auch niemanden. Weiterlesen

ESC 2010: Norwegen

Didrik Solli-Tangen: „My heart is yours“

Ist schon Weihnachten? Kommen gleich Marianne und Michael? Ist das „Little drummer boy“? Kommt jedenfalls so rüber. Ein schmalztriefender, geknödelter Schmachtfetzen mit Autotune-Verdacht. Norwegen will auf keinen Fall wieder gewinnen, soviel ist klar. Was ist mit der vielgepriesenen skandinavischen Frische? Hat Lloyd-Webber hier einen Titel untergebracht? Weiterlesen

ESC 2010: Frankreich

Jessy Matador: „Allez! Ola! Olé!“

Gute Laune-Song mit viel Ethnopop. Es gibt schlimmeres Ballermannfutter, aber der große Wurf ist das hier nicht. Hat schon jemand gezählt, auf wieviel verschiedene Worte es der Text bringt? Nicht viele, scheint es. Nicht, dass epische Lyrics ein Zeichen für Qualität sind, aber das ist schon ein bisserl schlicht, was Frankreich hier bietet. Da sind wir aus den letzten Jahren Besseres gewohnt. Weiterlesen

ESC 2010: Großbritannien

Josh Dubovie: „That sounds good to me“

Ein blasses Jüngelchen mit einer pomadigen Popnummer, die sich quälend hinschleppt. Schrecklich, das. Gut möglich, dass Josh Dubovie beim ESC den ein oder anderen Ton sogar trifft. Im Video wirkt er diesbezüglich etwas schwach auf der Brust. Und mit einer Art Groove-Sagrotan ist auch das Kunststück gelungen, diesen Song rhythmisch völlig steril ihnzukriegen. Hier geht nichts in die Beine. Weiterlesen

ESC 2010: Das zweite Halbfinale

Oha, das war also das vorher so gehypete zweite Semifinale. Aus dem laut Expertenmeinung auch der spätere Sieger hervorgehen wird. Nun. Erstmal müssen wir wieder etwas Abbitte leisten. Miro aus Bulgarien war ein toller Performer, der auch noch total sympathisch rüberkam. Sein Trick: er hat gelächelt. Schmelz! Top Gesang, top Show, trotz des vielen Nebels und der lustigen weißgekleideten Tänzer und trotz des schwachen Songs. Ihm hätten wir das Weiterkommen trotzdem gegönnt. Respekt auch vor dem Folklore-Rock-Crossover aus Slowenien, das sowas von lässig und souverän on stage geben wurde. Hier kam der Witz der Nummer absolut rüber, alles war stimmig und hörte sich klasse an.

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ESC 2010: Spanien

Daniel Diges: „Algo pequenito“

Von wegen Flamencofeuer, Kastagnetten oder Ähnliches. Nix da, mit einem süßen kleinen zuckrigen Walzer kommt Spanien zum ESC. Zirkusmusik, zugegeben. Und schon wieder so ein Song, der ganz leise angefängt und dann zum dramatischen Finale mit Pauken und Trompeten Anlauf nimmt. Bleibt aber verteufelt lang im Ohr und lässt einen noch lange schwelgend den Kopf hin und herwiegen. Es braucht ein bisschen Mut, um zuzugeben, dass einem dieses Lied richtig gut gefällt, aber heimlich still und leise werden es viele lieben. Weiterlesen

ESC 2010: Das erste Halbfinale

Au backe. Da haben wir ja wieder prächtig daneben gelegen. Aber das war abzusehen. Weißrussland weiter und Finnland raus – wie konnte das passieren??? Die Finninnen waren hier nach ihrem grandiosen Semifinalauftritt schon zum Finalfavoriten avanciert, und dann scheiden sie einfach aus? Hmpf. Dickes Lob und heftige Abbitte an Belgien: das war eine super Performance! Kein Vergleich mit dem öden Video. Reift hier der nächste Finalfavorit heran? Bosnien-Herzegowina weiter – oh no! Das war eine schlimme Ansammlung überalterter Rockismus-Gesten, das kann doch nicht wahr sein. Der blonde Serbe weiter – hurra!!!! Sehr sympathischer Auftritt, auch wenn der Gesang manchmal ein paar Mikrotöne danebenzuliegen schien. Daumendrück, daumendrück!!! Weiterlesen

ESC 2010: Zypern

Jon Lilygreen and the Islanders: „Life looks better in spring“

Geheimtippalarm! Wunderschöne Pophymne, klingt trotz relativ üppigem Line up sympathisch unpathetisch – diesem Song verzeiht man sogar die Chöre im Hintergrund. Straighte bittersüße Melodie, herzzerreißender Refrain – einfach klasse Popmusik, höchstens im Klang ein bisschen milchgesichtig. Hätte auch in „La Boum“ der Hit sein können, zu dem Sophie Marceau und Pierre Cosso engtanzten. Weiterlesen

ESC 2010: Irland

Niamh Kavanagh: „It´s for you“

Irland schickt eine Ex-Siegerin zum ESC, dafür erstmal: Lob. Das traut sich nicht jeder(r) – bloß nicht abgeschlagen und beschädigt aus dem zweiten Versuch hervorgehen. Niamh Kavanagh kann singen, das hat sie im Off – wenn wir richtig informiert sind – schon bei den Commitments getan. Aber ihr Song ist nur solides Handwerk, kein großer Wurf. Große irische Emotionen mit hymnischen Melodiebögen, so weit wie das Hochmoor hoch. Weiterlesen

ESC 2010: Slowenien

Ensemble Roka Zlindra & Kalamari: „Narodnozabavni Rock“

Huch, ist das der zweite Beitrag der Schweiz? Gitti und Erika beim Grand Prix? Nö. Das ist der ziemlich originelle Versuch von Slowenien, Europa zum Hinhören zu zwingen. Volksmusik mit hohem Schunkelfaktor, gekreuzt mit schrammelnden E-Gitarren. Optisch erinnern die Sängerin mit dem beachtlich glockenklaren Organ und der komische Rockmusikzausel ein bisschen an Dänemark. Da soll ja offenbar auch der Kontrast à la die Schöne & das Biest fatzen. Naja. Hier gibts also zwei Bands und zwei Songs in einem. Irgendwie lustig (hoher Novelty-Faktor), aber merkwürdig herzlos, eher holzschnittartig. Weiterlesen

Martin Mucha: Papierkrieg

Irgend wann jenseits von Seite 100 bin ich dann aus der Nummer ausgestiegen. Da gibt es einen Autor, der ganz nett schreiben kann, manchmal direkt witzig, und also schreibt er einen Kriminalroman, einen österreichischen, einen wienerischen, und wahrscheinlich hat er sie alle gelesen, diese ganze Spezerl- und Stritziwirtschaft, und das kann er halt auch und warum also nicht. Nun, darauf gibt es eine Antwort.

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ESC 2010: Rumänien

Paula Seling & Ovi: „Playing with fire“

Die bizarrste der diesjährigen Europop-Nummern. Extrem gepimpt mit stampfenden Beats und schrillen Piano-Tönen, was wohl irgendwie sexy wirken soll. Ohne das ganze anproduzierte Beiwerk bleibt vom Song nicht viel übrig. Ob das merkwürdige durchsichtige Doppel-E-Piano irgendwie von der Dürftigkeit des Titels ablenken soll? Oder der hautenge Lederdress der Sängerin? Nein. Bestiiiiiiiiiimmt nicht. Weiterlesen