Live: Jud

Kaiserslautern/Filmore, 24. Oktober 1998

Bevor das kalifornische Trio JUD die Bühne entern durfte, mußten die Zuschauer einen der schlechteren Lauterer Supports über sich ergehen lassen. PANSEN INC. (dämlicher Name übrigens) machten der Meisterstadt nicht viel Ehre. Noise Trash mit Metalverschlägen ohne viel Sinn und Verstand und zudem lieblos dargebracht. Das war nix und wurde dem Headliner in keiner Weise gerecht.

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Live: Chris Knox

München/Substanz 19.10.1998

Eingefleischte Provinzler (zugegebenermaßen bin ich einer davon) schauen mitunter doch neidisch auf das Kulturangebot der großen deutschen Metropolen. Wenn sich dann doch die Gelegenheit ergibt sich in solchen Zentren des medialen Angebots zu bewegen, dann greift man doch gerne zu. So hab ich mir dann eine Ladung Neuseeland-Pop-Noise, den guten Chris Knox nämlich, gegönnt. Straßenkarte rausgenommen, Zielort München-Südbahnhof anvisiert und erfolgreich erklommen. Die erste Schlacht ist geschlagen, das Auto ist geparkt (das ist ja schon was für die Leut aus der Provinz). Das Substanz selbst ist dann eher eine Enttäuschung. Auch in München spielen durchaus gute Leute auf kleinen Bühnen, mit kleinen Anlagen vor relativ wenig Leuten. Soviel zur Provinz, kommen wir zu Chris Knox.

Chris Knox gehört in die Schublade Neuseeland – Flying Nun. Auf dem Flying Nun Label (80% der Veröffentlichungen kann man blind kaufen) erscheinen neuseländische Bands in einer Anzahl, das man den Eindruck gewinnt, daß Neuseeland nur aus Schafen und Musikern besteht. Munter wechseln die Musiker zwischen verschiedenen Bands hin- und her und machen doch immer wieder diese wunderbar schräge und doch schöne Popmusik, die dann auf Samplern oder regulären Alben erscheint. The Clean, The Chills, Talldwarfs David Kilgour und eben Chris Knox sind einige Namen aus den Veröffentlichungen des Labels. Chris Knox ist vielleicht der schrägste Vogel unter den genannten, was er dann auch im Substanz in München unter Beweis stellt. Er beginnt das Konzert damit, daß er sich zunähst mal auszieht! In Shorts und französischen Strandschlappen schnallt er sich dann die Ovation E-Gitarre (!!!) um und schrammelt sich, als eine Art neuseeländischer Bob Dylan durch das Konzert. Bewaffnet mit Kopfmikro, Drumcomputer und Gitarre und mit einem Humor, der nicht aus Deutschland kommen kann, singt er seine Texte vom Notenständer ab und bietet nicht gerade das, was man schon mal als professionelles Konzert gesehen hat (aber vielleicht nie sehen wollte).

Eigentlich steht ein wichtiger Satz schon am Anfang des Konzertes (noch bevor er die Hose auszieht und lange bevor er zu singen anfängt). „He Leute: In der letzten halben Stunde ist hier mehr Musik aus Neuseeland gelaufen, als in Neuseeland selbst gespielt wird“ (Den gleichen Eindruck hatte ich auch immer bei den sogenannten Neo-folk Bands aus San Francisco) Vollkommen unkompliziert wird der Zuschauer Teil des Konzertes: „Soll ich die Gitarre etwas lauter machen? So? Laut genug?“ Ich kann mir nicht vorstellen, daß Mick Jagger so eine Frage stellen würde. Dann irgendwann steht Chris Knox mit seiner Gitarre zwischen den Zuschauern und rockt ganz heftig auf E-Dur, das kann man sich bei Keith Richards auch nicht mehr vorstellen. Ich bin dann immer wieder ganz gerührt, wenn neben dem schrägen Geschrammel eine Popmelodie erstrahlt, die nicht von dieser Welt zu kommen scheint. Zwischen den Liedern macht er immer mal wieder darauf aufmerksam, daß es anschließend noch wunderbare Platten von ihm zu kaufen gäbe „Nur fünundzwanzik Mak“. Ich hab mich dann auch brav angestellt und zwei Exemplare gekauft. Chris Knox hat dann noch jeweils ein Bildchen draufgemalt und ich bin gutgelaunt nach Hause gefahren. Klein aber mein.

(fw)

Live: Willie Nelson

Köln, E-Werk, 10.05.1998


Shakehands stundenlang…

Wenn Willie Nelson, Marihuana rauchende Country-Legende, mittlerweile fast 65-jährig und damit mit dem „unweigerlichen Abbau von Nierenfunktion, Augenlicht, Kniegelenken und sexuellem Ap- petit“ („Rolling Stone“) konfrontiert, neben Johnny Cash, Waylon Jennings und Kris Kristofferson einer der berüchtigten Outlaws der Country-Szene, in seinem hohen Alter noch mal auf Tournee geht, dann läßt man sich natürlich nicht zweimal bitten und setzt alle Hebel in Bewegung, um dabei zu sein. (Je älter der Künstler, desto länger die Sätze!) Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Ticket-Bestellung („Willie-wie war nochmal der Nachname?“) und dringend fälligem Ölwechsel stand der ganzen Sache dann nichts mehr im Wege und ich fand mich in der 5. Reihe im Kölner E-Werk wieder. Etwas abgehetzt zwar, aber für’s Erste zufrieden.

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Live: Tito & Tarantula

15.03.`98, München/Muffathalle

Ja, das Leben ist nicht leicht. Aus Ottonormal-Konzertbesucher wird nicht so leicht Richard Gecko, und die Muffathalle mutiert auch nicht zum Titty Twister. Somit sind die wichtigsten Dinge des Abends geklärt. Kein Vampir wird uns beißen, everyone gets out here alive. Genug gemeckert, daß es die Band aus Quentin Tarantinos Kultfilm „From Dusk till Dawn“ auch in real gibt, ist toll genug. „Tito & Tarantula“ machten in der knallvollen Münchner Muffathalle mächtig Stimmung. Und das nicht nur mit der bekanntesten Nummer „After dark“, diesem wunderbar-lässigen Song, der nach Sonne und Wüste schmeckt.

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Live: Jimmy Page und Robert Plant

Prag, Sportovni Hala, 25.02.1998

Die Zeitmaschine streikte

Alles hat ein Ende. Led Zeppelin haben sich bisher geweigert, nach dem Tod ihres Schlagzeugers John Bonham 1980 wieder aufzutreten. Wie ist also die kleine Tour durch Osteuropa zu verstehen, die Sänger Robert Plant und Gitarrist Jimmy Page unternahmen? „Die Gitarre und die Stimme von Led Zeppelin“ kündigte das Ticket zum Konzert in der Prager Sportovni Hala an: 16 000 Konzertbesucher kamen und sahen zwei exzellente Musiker, die immer noch voller Spielfreude stecken, aber die Zeitmaschine in die Siebziger nicht aktivieren können.

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Live: Portishead

München, Colosseum, 31.01.1998

Zwischen Himmel und Erde
Selten leuchteten die Sterne so schön. Zusammen mit nachtblauem Scheinwerferlicht bildeten sie den Hintergrund der Bühne des Konzerts der TripHopper „Portishead“ im Münchner Colosseum.
Ein paar Meter vor den Sternen ist ein Engel vom Himmel gefallen, goldene Lichtkegel vom Dach der Halle herab deuten an, welchen Weg er bestritten hat. Betörend singt er mit hoher Stimme von Liebe, Leid und Chaos. Der Engel ist eine Frau: Beth Gibbons. Die Hände über dem Mikrophon gefaltet, verharrt sie nahezu während des ganzen Konzerts in einer betenden, bittenden Pose.

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Live: Sisters of Mercy

Prag, 17.01.1998

Eine Insel im ewigen Eis
Auf dem Musikplaneten gibt es neben den Kontinenten auch kleine Inseln, die wenig erforscht sind. So auch die Insel, die Andrew Eldritch, Sänger der englischen Gothic-Rock-Band „Sisters of Mercy“, bewohnt.
Die Insel ist von Nebelschwaden verhüllt, liegt im ewigen Eis, ist voll von der Hoffnungslosigkeit der langen polaren Nächte. Auf ihr ist kein Platz für Liebe und Lachen. Eldritch vegetiert dort, schemenhaft seine Kontouren, gerade noch sichtbar in einer der Dimensionen, die das menschliche Auge sehen kann.

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Live: Brenda Kahn

München, Café der Muffathalle, 20.01.1998

Einfach zauberhaft
„Damn your good intentions“ – Ein Zitat aus einem Song von Brenda Kahn. Die Folksängerin aus New York weiß, was sie will. Ein Plattenvertrag mit einer Major-Firma stiftete Chaos, also zog die junge Sängerin erstmal durch die Staaten und tourte ausgiebig. Dabei entstanden eine Handvoll Songs, festgehalten auf der aktuellen CD „Outside the Beauty Salon“. Im Rahmen einer kleinen Tour durch Europa trat Brenda Kahn im Café der Münchner Muffathalle auf.

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Live: The Prodigy

München, Zenith. 29.11.1997

Maschinen für die Massen
„Seltsame Dinge passieren in einer Musik, die wir früher einmal, vielleicht voreilig, als Techno belächelt und abgetan haben“ bemerkte der „Rolling Stone“ in seiner April-Ausgabe. Und richtig: Daß zum Beispiel die englische Band „The Prodigy“ zu einem der wichtigsten Acts wurde – bei Konzerten wie auch am Plattenmarkt – sahen wenige voraus. Ein exzellenter Kurzauftritt beim „Go Bang!“-Open-air im Sommer ließ auf die Tour im November hoffen.

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Live: Savatage

28.11.1997, Passau, Music-Hall

Hardrock, der wehmütig macht
Der Ozean braust durch die Passauer Music-Hall. Ein alter Fischer begibt sich auf`s Meer, um dort zu sterben. Statt dessen rettet er einen Ertrinkenden und lernt den Wert des Lebens schätzen. Schöne Geschichte, die die Mitglieder der amerikanischen Hardrock-Gruppe „Savatage“ vor 800 Fans am Freitag abend musikalisch darzustellen versuchten, ehrlich.

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Live: Chris Cacavas

Café der Muffathalle, 10. November 1997.

Keine Ahnung, welche Atmosphäre die ersten Konzerte von Neil Young prägten. Ich stelle es mir so vor: Ein verrauchter Club, eine improvisierte Bühne, drei bis vier Musiker, die ruhig und ohne jeglichen Glamour ihre Songs spielen. Songs von Liebe und Tod, schräg, erdig und unwiderstehlich.
Wenn Musikgeschichte sich wiederholt, dann beim Auftritt von Chris Cacavas, im Cáfe der Münchner Muffathalle, mehr als drei Jahrzehnte später: Denn genau diese Atmosphäre herrschte.

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