Michael Weston King: A New Kind Of Loneliness

Lächelt er oder lächelt er nicht? Auf der CD-Hüllenrückseite schaut er, der Melancholiker aus Birmingham, dich nachdenklich an. Das kann ja heiter werden, und in der Tat ist nicht nur der Albumtitel programmatisch zu verstehen. Wie schon viele seiner „alten“ Lieder setzen sich auch die neuen meist mit den bitteren Seiten des Lebens, mit Verlust(ängsten), mit Einsamkeit, mit Enttäuschungen aller Art auseinander.

Fast schon typisch eine Zeile in dem Song „This Man Can Break So Easily“: „I’m losing my way, I’m losing it all/The phone never rings, no one ever calls…“ Happy-go-lucky-Lieder sind nicht sein Ding. Michael Weston King (ver)steht (sich) in der Tradition von Singer/Songwritern wie Townes VanZandt und hält bewusst innigen Kontakt zu „verwandten“ Kollegen wie Jackie Leven und Ron Sexsmith. Letztere sind bei dieser Produktion – nebenbei das erste richtige Studioalbum seit über drei Jahren – auch mit von der Partie.

Gleichwohl ist es King gelungen, die Stimmung nicht nur in Depro-Sphären zu halten, sondern bei aller Nachdenklichkeit auch hin und wieder lichte und optimistische Momente zu setzen. Der Opener „Here’s The Plan“ z. B. gibt Anlass zur Hoffnung, und bei „Let The Waves Break“, mit einer ordentlichen Portion cajun-getränktem Louisiana-Flair, kommt gar beschwingte Fröhlichkeit auf. Auch „My Heart Stopped Today“, ein wahres Country & Western-Juwel, geadelt durch Ex-BYRD Chris Hillman (Mandoline, Gesang) und Session-Ass Herb Pedersen (Banjo, Gesang), verströmt eher „positive vibrations“.

Den Gegenpart bilden dann natürlich Songs wie „Lost“, „It Will End In Tears“ oder die einzige Coverversion „Alone Again Naturally“ – genau, die Ballade von Gilbert O’Sullivan, dessen tiefgründiger Text durch das verlangsamte Tempo und die herbe Instrumentierung (mit Harmonium und French Horn) endlich kongenial arrangiert ist. Überhaupt fällt auf, dass neben Kings mal eindringlicher, mal sanfter Stimme die backing band – fast durchweg seine DECENT MEN-Leute mit Bassist Kevin Foster, Drummer Steve Jackson, Sängerin (und Gattin) Lou Dalglish, Saiten-Spezi Alan Cook (brillant seine Pedal Steel Guitar!) und Multiinstrumentalist Mike Cosgrave (Keyboards u.v.m.) – den Sound in besonderem Maße prägen.

Gewiss, die zwölf Songs gehen beim ersten Anhören nicht unmittelbar ins Ohr (das ist auch gut so!), aber sie bleiben sehr wohl haften und animieren, sich auch den nicht immer leicht verständlichen Texten zuzuwenden. Nach den diversen Compilationen mit Raritäten und Coverversionen ein in sich stimmiges und ausgewogenes Opus, das nicht nur Liebhaber des „Americana“-Genres ansprechen dürfte.

Michael Weston King
A New Kind Of Loneliness
Floating World/Soulfood
VÖ: 5.1.2007
Link: www.michaelwestonking.com

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