Wilco – Summerteeth

Britannia rules auf der ´99er-Scheibe der einstigen Americana-Heroen. „Summerteeth“ ist Wilcos Beatles-Album! Verschroben und von einer erfrischenden Unbekümmertheit wie früher, aber auch sehr viel poppiger in Melodien und Arrangements. Harmonika- und Banjo-Klänge sind noch nicht zu reinen Special Effects verkommen, aber gegen die Walls of Sound, die sich gelegentlich auftürmen, kommen sie kaum noch an.

Zumal sie sich gegen einen Wilco-Neuling wehren müssen, der sich als echter Tausendsassa entpuppt: das Keyboard! Das zaubert mal weiche Orgelteppiche, mal ein kleines Streichorchester, mal Flöten, ein Melotron und schneidende Sirenentöne. ELO winken von fern, die Beach Boys leben in den wunderbaren Harmonievocals fort, hier und da ein wenig West Coast, und ein Rest von Honky Tonk hat sich so hartnäckig festgeklammert, dass er auch noch mit drauf durfte. Die Bläser, by the way, kommen nicht aus der Konserve, die sind echt. Ja, ganz recht, die Bläser!

Was wie ein wehmütiger Abgesang auf den „alten“ Wilco-Sound klingt, ist in Wahrheit das Intro einer euphorischen Eloge! „Summerteeth“ ist ein schluffiges Meisterwerk mit jahrmarkthaft simplen Melodien, verblüffenden Harmonie-Wendungen und viel, viel Soul. Auch mit noch so verschlafenem Genöle kann Jeff Tweedy nicht über die Hingabe hinwegtäuschen, die aus den Boxen tönt. Gegen allzu hohe Chartspositionen schützt vermutlich allein schon der schlammige Sound, der sich wie ein Wischer über die Produktion legt. Entwarung an alle Puristen: „Alternativ“ ja, „Low Fi“ nein.