Tja, wir leben schon in einer kuriosen Welt. Schauspieler wollen rappen, Susan Stahnke will als ernsthafte Journalistin anerkannt werden und Rudi Carell glaubt immer noch, er wäre lustig. Und jetzt kommen Celtic-Rock-Bands auch noch aus Kanada. Genauer gesagt aus dem kleinen, unbedeutenden Staat Nova Scotia. Aber im Gegensatz zu all den Obengenannten wird hier nicht einfach ein Anspruch erhoben, sondern erfüllt.
Die Presse-Info schwärmt von „der besten keltischen Folk-Rock Band, die es derzeit auf der Welt gibt.“ Mit Superlativen dieser Art sollte man sehr vorsichtig sein, aber Rawlins Cross haben in ihrer Heimat beachtliche Erfolge vorzuweisen; die Band hat rund 100.000 CD´s verkauft und in fünf Kategorien den East Coast Music Award verliehen bekommen, u.a. als beste Live-Band, bestes Album und „Entertainer Of The Year“. Wenn man ihre beiden Alben „Make It On Time“ und „Living River“ (Magnetic Musik/Inakustik) hört, spürt man sofort dieses Flair, das von keltisch inspirierter Musik ausgeht.
Stilistisch ist das Sextett nicht so bierselig wie die Pogues und weit entfernt von dem Pseudo-Celtic-Rock, den die Nervbacken No. 1, Paddy Goes To Holyhead, fabrizieren. Obwohl Rawlins Cross in Kanada beheimatet sind, versprüht ihre Musik einen authentischen Charme. Klanglich unterscheiden sie sich von vergleichbaren britischen Bands durch einen latenten amerikanischen Einfluß. In fast allen Songs blitzen Westcoast- oder Country-Einflüsse durch, die aber sofort „niedergeflötet“ werden. Wer jemals auf dem Konzert einer guten Celtic-Rock-Band war weiß, daß man solche Parties nicht versäumen sollte.