Live: Sonny Vincent

Saarbrücken/Hellmut , 12.2.2001
Trier/Ex-Haus, 15.2.2001
Backnang/JUZ, 23.2.2001

Wie man wahrscheinlich schon an der Zahl der Konzerte erahnen kann, wird hier von Objektivität (wenn es überhaupt so was gibt) nicht die Rede sein. Den Sonny kenne ich ein bisschen aus gemeinsamen Tagen in Minneapolis und ich bin immer noch ein überzeugter Fan. Mit zahllosen Bands ist er schon 25 Jahre lang dabei, Punkrock-Krach (früher mit New-Wave-Pop Lieder gemischt) zu machen, und er ist sich die ganze Zeit treu geblieben.

Also keiner beschwört die alten Punk-Klischees – man muss sein Ding durchsetzen, ohne Kompromisse, fuck everyone else, u.s.w. – so gut herauf wie Herr Vincent. Sein Effektivität hängt aber immer davon ab, wen er überreden kann, mit ihm auf Tournee bzw. ins Studio zu gehen. Ins Studio ist eigentlich weniger das Problem, denn in den letzten Jahren haben sich namhafte Gäste wie die Asheton-Brüder, Wayne Kramer und Captain Sensible die Zeit genommen, um Sonny zu helfen, erstklassige Platten aufzunehmen (Wer sich für Punkrock interessiert, soll mit dem 1998er Album „Parallax in Wonderland, auf Munster Records aus Spanien, anfangen).

Auf der Bühne aber spielt man besser mit einer Band, die sich schon auskennt und zusammen Erfahrung gesammelt hat. Und das war das Erfolgsrezept von Sonnys gerade beendeter Marathon-Europatournee: als Begleitband dienten ihm die Safety Pins aus dem spanischen Baskenland, eine Band, die schon 3,4 messerscharfe, wenn auch sehr schräge, Punk-Platten hinter sich hat und die auch ohne ihren Kopf „Biffs“, der wegen persönlicher Probleme frühzeitig nach Hause musste, mächtig Gesäß treten kann, weil Bassist „Martini“ und Schlagzeuger „Guanche“ wie besessen spielten. Endlich Leute, die der Energie und der Selbstvergessenheit von Sonnys Gitarrenspiel in nichts nachstehen.

Sonny selbst hat sicherlich geahnt, dass es eine besondere Kombination war, denn er war bei allen drei Konzerten besonders gut drauf. In Saarbrücken bekam man eher das „straighte“ Programme – Kein Glitter-Makeup, korrekter Sound, (relativ) nüchtern.

In Trier herrschte dank einer hoffnungslos überforderten Proberaumgesangsanlage ein wunderbares Chaos-Gefühl, wobei Sonny entschied, das Problem zu lösen, indem er einfach lauter schrie. Das aber trug dazu bei, dass er auch acht Tage später in Backnang noch ziemlich heiser war und einen etwas kürzeren Set spielte. Aber egal, an allen drei Abenden hörten sich alte Klassiker wie „Bad Attitude“ und „Phantom“ besser an als je zuvor an, und auch neue Lieder wie „Power Ride“ und „Bringin‘ the Psycho Back Home“ haben bewiesen, dass Sonny bis zur Rente einer der Punkrock-Könige bleiben wird.

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