Eigentlich unglaublich: da klopft das deutsche Filigran-Pop-Label „Marina“ mal auf Verdacht bei der längst aufgelösten New Yorker Sixties-Kapelle The Free Design (1967-1973) an, ob die Herren-Damen nicht einen Song zu einem Brian Wilson-Tribute Album beisteuern wollen – und wenn die Band anschließend womöglich mal wieder ein Album einzuspielen gedächte, würde man sich bei Marina im übrigen freuen, es zu veröffentlichen. Fragen kostet schließlich nichts… et voilà! Auf „Cosmic Peekaboo“ präsentiert sich das Quartett nahezu in Originalbesetzung.
Fragil, fast ätherisch gestalten The Free Design ihre Edel-Folksongs (mit Streichern, Flügelhorn und Saxophon an der Grenze zum Bar-Jazz), herausragendstes Kennzeichen aber ist die gedrechselte Vokalartistik: perfekt arrangierte, sphärische Harmoniegesänge tragen die schwelgerische Melodienseligkeit der Band in Dimensionen, die reiner Instrumentalistik versagt bleibt. In guten Momenten klingt´s wie die Beach Boys mit den Stimmen der Mamas&Papas, in schlechten wie Manhattan Transfer: exaltiert, leer und kalligraphisch. Im Guten haben The Free Bands wie Stereolab, The High Llamas, Saint Etienne und Cornelius beeinflusst, im Schlechten haben sie die glatte Softness der Corrs und die schlimmsten Momente von Tori Amos zu verantworten. Die Musik von Free Design ist eine Gratwanderung. Auf „Cosmic Peekaboo“ überwiegen die Tritte auf der sicheren Seite.
The Free Design: Cosmic Peekaboo
(Marina/EFA MA 52)