Staksige Beat-Boxes, Elektronik-Klänge, so schüchtern wie der Morgentau, und unschuldige Low-Fi-Simmen. Die Musik von Phantom Ghost hat etwas bezaubernd Naives, obwohl zwei ausgebuffte Profis dahinterstecken: Thies Mynther (Stella, Egoexpress) und Dirk von Lowtzow (Tocotronic).
Sperrig und spröde klingen die meisten PG-Songs, ihr Pop-Wesen springt einen nicht wirklich an. Man harrt aus, lässt sie auf sich wirken und guckt, was sie mit einem anstellen. Schräg und ungeübt scheinen sich Phantom Ghost besonders gern zu geben, sie kokettieren mit ihrer längst vergangenen (?) Pubertät.
Schwebend und kontemplativ startet das Album, aber der Chill-Charakter wird flott torpediert durch altmodisch pluckernde Synthie-Linien. Simpelste Hooks hängen seltsam zusammenhanglos im Raum. Komplexität und Melodiösität scheinen erstmal verboten, was der Musik etwas Entrückt-Staunendes verleiht. Eine düstere, spartanische Fassung des Mick Jagger-Klassikers „Memo from Turner“ ist die einzige Cover-Version des Albums: Message from Outer Space. Und immer wieder sakral emporsteigende, sphärische Synthie-Schwaden. Changierend zwischen Kitsch und Avantgarde.
Ausreißer des Longplays sind „Phantoms and Ghosts“, ein sonniger Pop-Ohrwurm mit verregneter Stimme und nervösem Groove, und „Buon Giorno Inferno“: ein martialisches Klang-Gewitter aus Gewehrsalven, Hi-Hats, Piano, Sprachfetzen und Gitarren-Riffs.
Zäh, kindlich und provozierend gleichmütig. Das ist der erste Eindruck, den „Phantom Ghost\“ hinterlässt. Aber die ständige Wiederholung einfachster Schemata öffnet auch den Zugang zu einer irrealen, harmlos wirkenden Welt. Arglos tritt man ein und tappt in die Falle: Phantom Ghost bereiten nur den Angriff plötzlich aus dem Dickicht schießender Grooves vor, die man dann – ausgehundert nach vertrauten Pop-Strukturen – mit vollkommen anderen Ohren hört. Phantom Ghost machen keine Musik – sie spannen auf die Folter und thrillen. Immer abwechselnd. Die ganze Zeit.
Phantom Ghost: Phantom Ghost (Ladomat 2119-2) VÖ: 10.9.2001