Die Einblicke in seine „Blue Notebooks“ wissen sicherlich nicht an jedem Tag zu gefallen. Aber am richtigen Tag, zur richtigen Zeit und zur richtigen Stimmungslage, dann dürften auch mal zehn Fritten gezogen werden, könnten wir dies denn an dieser Stelle tun. Doch wir sind hier nicht bei den Kurzkritiken.
„The Blue Notebooks“ erfordert weitaus mehr Worte und Zuwendung.Der als Kind nach Großbritannien emigrierte deutsche Musiker (beziehungsweise Komponist) ist gelernter Pianist. Was seinen anmutig arrangierten Songs anzumerken ist. Richter ist ein Genie, dessen traurige Musik den Tränenfluss massiv fördert. Sakrale Musik trifft einsamen Pianisten trifft poetische Klassik. Zu Piano und Textauszügen aus der Feder von Franz Kafka und Czeslaw Milosz, gelesen von Tilda Swinton, gesellen sich Cello und Violine. Der Held ist tot, der Vorhang fällt, der Zuschauer ist bedrückt, weint vielleicht und tritt schweigend den Rückzug durch die verregnete Nacht in Richtung Einsamkeit an. So klingen die „Blue Notebooks“.
Wer glaubt, dem Namen Max Richter schon einmal begegnet zu sein, der könnte dies im Zusammenhang mit Roni Size und dessen Track „In The Mode“ oder mit The Future Sound Of London und ihren „Dead Cities“ getan haben.
Max Richter: The Blue Notebooks
130701/FatCat/Hausmusik
VÖ: 1.4.2004