Etwas kurzfristig: Tote haben keine Lobby

Ein Elektriker hat seine vier Ehefrauen umgebracht und keiner hat was gemerkt. Dokumentation auf >>>3sat um 20.15 Uhr.

Der zweiteilige Film von Manfred Uhlig geht der Frage nach, ob es den perfekten Mord gibt. 1.200 bis 2.400 Fälle werden jedes Jahr nicht aufgeklärt, jeder zweite Mord in Deutschland bleibe unentdeckt. Die Gründe: Arbeitsüberlastung, Desinteresse und Geldmangel bei Polizei/Staatsanwaltschaften. Außerdem koste eine Obduktion 500 Euro und Hausärzte – Totenschein! – seien in der Regel nicht dafür ausgebildet, Mordspuren wie Würgemale, Strommarken und Vergiftungserscheinungen zu erkennen.

Den zweiten Teil von „Tote haben keine Lobby“ zeigt 3sat am Montag, den 21. Mai um 20.15 Uhr.

10 Gedanken zu „Etwas kurzfristig: Tote haben keine Lobby“

  1. das hat wahrscheinlich keiner außer mir geguckt. ein elektriker bringt also vier ehefrauen um, dazwischen zündet er erfolgreich sein haus an, zeugt einige kinder, von denen er zwei mädchen missbraucht. wenn der letzte mord nicht entdeckt worden wäre, wären auch die ersten drei nicht entdeckt worden. der letzte mord wurde nur deshalb entdeckt, weil der zuständige kommissar mit einer kollegin aus einem anderen landkreis telefonierte, die wollte, dass er ihr hilft, er aber sagte, geht nicht, ich sitze gerade an dem pillinger, die leiche seiner ehefrau sieht komisch aus. merkwürdig, sagte die kollegin, den kenne ich, der hat hier mal ein haus angezündet, und da sah die leiche der ehefrau auch komisch aus. das muss dann aber eine andere ehefrau gewesen sein, überlegt der kommissar, die hier ist noch nicht lange tot. u.s.w., der stein kommt ins rollen.

    was ich mich nun erstens frage, ist, wie man einen mann heiraten kann, der lauter verstorbene ehefrauen hat (darüber könnte ich schön in wut geraten). okay, er hat seine vergangenheit vernebelt, aber ich würde auch keinen mann heiraten, dessen vergangenheit ich nicht kenne. die KINDER aus den unterschiedlichen ehen haben sich auch nicht kurzgeschlossen, was eigentlich los ist, dass ihnen ihre mütter reihenweise wegsterben.

    in dem bericht wurde gesagt, der hausarzt stellt den totenschein aus. der sei aber gar nicht dazu ausgebildet, unnatürliche tode festzustellen.

    *wirft die arme hoch

    der hausarzt soll die todesursache feststellen, wird aber nicht dazu AUSGEBILDET, natürliche von unnatürlichen toden zu unterscheiden? was ist denn das für ein quatsch? dann sollte man damit vielleicht mal anfangen.

    nö, könnte nur der rechtsmediziner. okay … *ich bin ja flexibel … dann soll doch der RECHTSMEDIZINER in der landschaft rumgurken und die totenscheine ausstellen.

    3 frauen mussten sterben, weil man bei der ersten nicht festgestellt hat, dass der elektriker mit einem selbsterfundenden stromstoßapparat ihr 220 volt durch den körper gejagt hat.

    *hat sich in den videoraum zurückgezogen, da in dpr`s crime school nichts abgeht
    **ANALYSIERT die sendung

  2. Liebe Anobella, wenn Sie grad analysieren, dann können Sie mir vielleicht auch helfen: wenn ich richtig sehe (ich mag mich irren), dann fallen in der BRD pro Jahr etwa 800.000 bis 900.000 Leichen an. Wieviele von denen werden heute schon obduziert (wenn z. B. Ihre Mutter allein in ihrer Wohnung stirbt, ist sie ein Kandidat)? Wieviele zusätzliche Obduktionen müßte man vornehmen, um die heutige Verurteilungszahl wg. §§ 211, 212 (einschl. der Versuche) von rd. 700 auf rd. 1.400 zu verdoppeln?

    Dank im voraus!

  3. also die vier ehefrauen waren alle kerngesund und sind angeblich an herzversagen gestorben.

    aber an einem merkwürdigen herzversagen, nämlich an einem solchen, das auf der haut verbrennungen hinterlässt, die von innen kommen.

    ich behaupte, dass ich die verbrennungen erkennen würde, nachdem ich sie gestern in der sendung gesehen habe. da müsste ich gar nicht groß rumobduzieren.

    also wenn man mir als arzt sagen würde, wenn du solche verbrennungen auf den unterarmen siehst und das opfer war eigentlich guter laune und wollte am nächsten tag zum frisör (sagt der sohn aus), dann würde ich da nicht einen natürlichen tod auf dem totenschein ausfüllen.

  4. Liebe Anobella,

    nur weil ich Krimis lese, bin ich ja nicht unbedingt zynisch, aber ich möchte doch darauf hinweisen, dass Hausärzte sich natürlich bei der Totenschau nur wenig Mühe geben. Machte man diese ordentlich, könnten die Kollegen, angesichts der Entlohnung, die Bude zusperren.

    Beste Grüße

    bernd

    * Wenn mich meine Erinnerungen nicht trügen, ist Herzversagen bei prämenopausalen Frauen eine Rarität.

    ** Ulla ich liebe Dir

  5. also in dem beitrag hieß es, sie werden nicht dazu ausgebildet, unnatürliche todesursachen zu erkennen. klar, dass die da jetzt im heimischen wohnwagen nicht losobduzieren sollen, aber in diesem fall fragte die tochter die hausärztin nach den komischen flecken („brandflecken“) auf der haut ihrer mutter und bekam die antwort: leichenflecken.

    (abgesehen davon, dass da kein info von der tochter kam, dass schon eine ehefrau dieses kerls an herzversagen starb)

    also an OBERSTER stelle – korrigier mich, wenn ich mich irre – sollte doch bei dieser totenscheinausstellerei für den hausarzt die frage stehen: gibt es hier anzeichen für einen mord oder nicht. (besonders bei den toten, die harmlos aussehen;bei einem eingeschlagenen schädel brauchst du ja nicht groß rumraten). dann checkt der eine anzeichen-für-mord-liste ab und füllt im zweifel „unklarer tod“ aus.

    dann geht das an die polizei und evtl. weiter an die rechtsmedizin.

  6. Ich glaube, es geht um den nicht-natürlichen oder unklaren Tod, dieser zieht weitere Untersuchungen nach sich.

    Rein statistisch gesehen, sind Morde für den einzelnen Hausarzt wohl ein seltenes Ereignis. Stell Dir ‚mal vor, was passiert wenn Du dreimal in kurzer Zeit „unklare Todesursache“ angegeben hast. Dann hast Du ein Problem, mit den Patienten und deren Verwandten.

    Ein interessanter Text ist z.B. dieser

    http://www.thieme-connect.com/ejournals/html/notfallmedizin/doi/10.1055/s-2003-39620

    Beste Grüße

    bernd

  7. Ressourcenfrage: Wenn ich den ganzen Zahlenverhau richtig zusammengesucht habe und ebenso interpretiere, dann waeren gut 1000 zusätzliche Obduktionen nötig, um 1 Pillinger zu entdecken. (Der Hausarzt kann ja nicht einfach sagen: Hallo, Mordverdacht, Polizei, Verhaften …) So lange bei uns mehr Menschen an Armut vorzeitig sterben als an Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen zusammengenommen, so lange halte ich den Ruf nach flächendeckenden Obduktionen aus Strafverfolgungsgründen mindestens für begründungsbedürftig. (Daß die Sendung mit Pillinger einen hochgradigen Ausnahmefall zum Exempel macht, das entspricht der üblichen medialen Desinformation.)

  8. schöner link, bernd, habe ich mir gleich auf meine favoritenliste gelegt.

    ich hatte nicht den eindruck, dass die sendung über den hochgradigen ausnahmefall pillinger zum exempel für flächendeckende obduktionen gemacht werden sollte. die haben sehr den kommissar und die staatsanwältin gelobt, die misstrauisch wurden und zwei und zwei zusammenzählten und auf vier ermordete ehefrauen kamen. da fingen zwei leute an, frei zu denken … auf desinformation wäre ich in dem zusammenhang nicht gekommen.

    ich frage mich nach wie vor, warum hausärzte flecken, die so signifkant sind wie malignome – die ich immer sehr genau beim hausarzt studiere, nicht erkennen und leichenflecken draus machen.

    *wiederholt sich?

  9. Liebe Anobella,

    ich habe natürlich keine Ahnung, habe aber `mal gelernt, dass Leichenflecken mit einiger Grundkenntnis als solche zu erkennen sind – und ebenso nicht-Leichenflecken.

    Lieber JL,

    verstehe ich Ihre Rechnung richtig ? 1000 unentdeckte Morde, 800.000 Tote macht 1000 Obduktionen um einen Mord zu entdecken ?

    Das wäre nun aber nur die apriori-Wahrscheinlichkeit, nun argumentiert aber Anobella (vollkommen zurecht, meine ich), dass die Trefferwahrscheinlichkeit a posteriori (nach einer guten Leichenschau) deutlich höher ist. Ist doch logisch, dass es Zeichen gibt, die ein geübter (!) Leichenschauer (siehe den Artikel oben) erkennen könnte. Da müßte dann die Zahl der Obduktionen nur minimal erhöht werden. Und dieses wäre den Instituten für Rechtsmedizin, soweit ich weiß, auch recht.

    [Mehr Obduktionen würden, nebenbei gasagt, der Qualität der medizinischen Arbeit zugute kommen, nur die Angehörigen machen da nicht mit.]

    Ansonsten haben Sie natürlich recht, solange wir nur den Mangel medizinisch und sozialpolitisch verwalten, müssen wir dieses klug tun. Dieses Thema steht sicher nicht oben auf der Prioritätenliste.

    Beste Grüße

    bernd

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