Michael Marshall: Engel des Todes

Ganz sicher: Michael Marshall ist Fan der Lindenstraße. Jedes Kapitel wird mit großen Spannungsaugen beendet und in einen neuen Handlungsstrang geführt, damit Mutti auch ja nicht mit dem Gucken aufhört.
In der Spannungsliteratur gehört dieses Modell schon seit ein paar Jahren ins
Museum, aber das scheint Marshall nicht zu kümmern. Nicht, dass → „Der zweite Schöpfer“ die Krimi-Welt aus den Angeln gehoben hätte, aber die trockene, angedeutete Erzählweise hatte ihren Reiz.

Jetzt liegt mit „Engel des Todes“ die Fortsetzung vor, die völlig überraschend mit absoluter Ideenlosigkeit auf sich aufmerksam macht. Die Weiterführung der Geschichte wirkt zerfahren, die Charaktere unglaubwürdig und Marshall unschlüssig worauf er eigentlich hinaus will. So quält sich das Buch zum Finale hin, ohne wirklich Interesse beim Leser zu wecken. Der mysteriöse Geheimbund „The Straw Men“ findet in der Handlung kaum statt, wird aber in der Bedeutung aufgeblasen, als hätten sich alle Verschwörungstheoretiker der Welt zum Brainstorming eingeschlossen.

„Engel des Todes“ verfängt sich in zu vielen Handlungssträngen, absurden Ideen und kommt einem kreativen Offenbarungseid schon sehr nahe. Unterhaltsam sind einzig die gesellschaftspolitischen Anmerkungen, die Marshall zu allerlei Themen in die Geschichte einfließen lässt.

Michael Marshall: Engel des Todes. 
Droemer Knaur 2007 (deutsch von Reinhart Tiffert).
455 Seiten. 16,90 €

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