Nobodys: Generation XXX

Die ersten Takte dieses Album sind Geschrammel und krachende, scheppernde Becken-Tuschs, die normalerweise das Ende eines verschwitzten und erfolgreichen Konzertabends beschließen. Nicht aber bei den Nobodys. Hier bilden sie den Auftakt für 25 Stücke puren Rock’n’Rolls – und das frei nach dem Motto: „Chuck Berry was born to create rock-n-roll, we were born to destroy it.“ Dieser Devise folgen die Nobodys, die heftigst mit einem leicht durchschaubarem Proletenimage kokettieren und mit arroganten (oder doch nur provokanten?) Songtiteln um sich werfen.

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Sleep: Jerusalem

Die Doom-Ikone Lee Dorrian, Besitzer und Gründer des Labels ‚Rise Above‘, hat sich den Zuschlag für das letzte Werk von SLEEP gesichert. Leider ist die Band kurz nach den Studioaufnahmen in die ewigen Jagdgründe abgetaucht. Schade, denn was ich bis dato von SLEEP kannte, hat mich immer überzeugt. „Jerusalem“ also heißt das Abschiedswerk der Amis und darauf befindet sich offiziell ein einziger Song (obwohl mein CD-Player immerhin sechs Stücke anzeigt!), der sage und schreibe 52 Minuten und acht Sekunden lang ist. Das nenne ich Doom. Kann man länger für einen Song brauchen? Okay, allerhöchstens 74 Minuten, denn dann ist die CD schließlich voll. Aber immerhin. Ich frage mich nur, wie die Jungs dieses Mammutstück eingespielt haben? Wochenlange Versuche und dabei wieder und wieder von vorne angefangen? Oder haben sie kleinere Fehler einfach in Kauf genommen?

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Everlast: Whitey Ford Sings The Blues

House Of Pain are no longer in tha house. House Of Pain are fucking dead (ebenso wie die schwedische Über-Hardcore-Band Refused übrigens). Bevor er nach dem Dahinscheiden seiner Band und somit der Trennung von Danny „Danny Boy“ O’Connor und Leor „DJ Lethal“ Dimant in ein tiefes kreatives Loch fallen konnte, hat Everlast, der im normalen Leben Erik Schrody heißt, lieber zu Gitarre und Mikrophon gegriffen, um erneut (vor acht Jahren bereits kam sein Debüt „Forever Everlasting“ auf den Markt) seine Eigenkompositionen in Wort und Ton zu fassen. Dabei herausgekommen ist „Whitey Ford Sings The Blues“.

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Bone Thugs-N-Harmony: The Collection – Volume One

Im Gegensatz zu vielen meiner schreibenden Kollegen habe ich nahezu einen Narren an den Cleveland-HipHoppern BONE THUGS-N-HARMONY gefressen. Seit ihren beiden Hits „1st Of Tha Month“ und „Tha Crossroads“ bin ich ein überzeugter Anhänger und ständiger Verehrer. Ebenfalls überzeugt von den Jungs zeigte sich vor ein paar Jahren der ausgemusterte N.W.A.-Rapper Eric Wright, a.k.a. Easy-E, der die Jungs entdeckte und ihre ersten beiden Outputs „Creepin‘ On Ah Come Up“ und „E. 1999 Eternal“ produzierte.

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Cypress Hill: IV

Die Dauerkiffer unter dem Herrn haben die Geschwindigkeit in der Musik für sich entdeckt. Von Hanf auf Speed umgestiegen könnte man meinen. Was hat CYPRESS HILL nur dazu bewogen, ihre Songs mit schnittigen Beats zu unterlegen? Nun, B-Real selbst gibt die Antwort auf diese durchaus angebrachte Frage: „Wir wollten ein Album machen, das sich total von unseren vorherigen drei Alben unterscheidet. (…) Dennoch glaube ich, daß es noch nach CYPRESS HILL klingt, und so lange die Musik für uns spricht und wir unsere Masken aufbehalten, erhalten wir uns auch das Mysterium CYPRESS HILL. Die Leute sollten uns einfach mal wieder von einer anderen Seite kennenlernen.“ Ihr habt es gehört.

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Ronin

„Ronin“ heißt der neueste Streich von Regisseur John Frankenheimer. Der (als Hommage an die Ausdrucksstärke von Schwarzweißfilmen) zumeist nur in dunklen Farben gehaltene Film erzählt die Geschichte einer Gruppe von freischaffenden Agenten, die einem ihnen unbekannten Auftraggeber einen Metallkoffer besorgen soll. Ihre einzige Verbindung zum Auftraggeber: Dierdre (Natascha McElhone). Zu der „Söldner“-Gruppe gehören Sam, (Robert De Niro), Vincent (Jean „Der Profi“ Reno), Gregor (Stellan Skarsgard), Larry (Skipp Sudduth) und Spence (Sean Bean). Nach kurzem Kennenlernen werden sie instruiert und (ohne den unprofessionell erscheinenden Spence) auf die geheimnisumwitterte Mission geschickt.

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Live: Jud

Kaiserslautern/Filmore, 24. Oktober 1998

Bevor das kalifornische Trio JUD die Bühne entern durfte, mußten die Zuschauer einen der schlechteren Lauterer Supports über sich ergehen lassen. PANSEN INC. (dämlicher Name übrigens) machten der Meisterstadt nicht viel Ehre. Noise Trash mit Metalverschlägen ohne viel Sinn und Verstand und zudem lieblos dargebracht. Das war nix und wurde dem Headliner in keiner Weise gerecht.

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Main Concept: Genesis, Exodus, Main Concept

Neben Hamburg und Stuttgart, die derzeitigen Hochburgen in Sachen deutscher HipHop, ist seit langem in München eine Band namens Main Concept aktiv, die mit ihrer aktuellen Scheibe „Genesis, Exodus, Main Concept“ abermals Lob einfahren konnte (da auch schon etwas länger auf dem Markt – räusper!). Bereits 1990 gegründet, sorgten sie in regelmäßigen Abständen für Anerkennung innerhalb der stetig wachsenden Szene. Main Concept, das sind David Pe, DJ Explizit und der Produzent Glammerlicious, der unter dem Pseudonym Human D schon zahlreiche Remixe unters Volk streute.

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Straight Outta Compton

Easy E, Dr. Dre, MC Ren (bürgerlich: Lorenzo Patterson), DJ Yella (bürgerlich: Antoine Carraby) und (nicht zu vergessen) Ice Cube waren N.W.A., die Niggaz Wit‘ Attitude. Sie waren wohl das, was man heute gemeinhin als die Begründer des Gangsta Rap angesehen würde. Irgendwie verständlich, schließlich handelten ihre Texte zuhauf von Beschimpfungen der Polizei, anderen MCs sowie Frauen, die stets herablassend als „bitches“ betitelt wurden. Ihr Debüt „Straight Outta Compton“ war der krasse Gegensatz zum New Yorker East Coast, der sich verstärkt politisch korrekteren und politisch motivierteren Themen zuwandte, und zeichnete sich dementsprechend durch plakative Gewalt, Sexismus und simple House-Party-Mucke aus.

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The Cruel Sea: Over Easy

Einer der wohl besten australischen Exportartikel überhaupt, gibt sich wiederum die Ehre, unsere bescheidenen Hütten mit wohltuenden Klängen zu erfüllen. The Cruel Sea haben ihr fünftes Album im Kasten: „Over Easy“. Zusammen mit dem Produzentenpaar Daniel Denholm und Phil McKellar haben sie dieses in insgesamt drei Studios eingespielt. Was als „instrumentale Partyband“ begann hat im Laufe der Jahre feste Bandstruktur erlangt. Anstatt nur ab und an spontane Textzeilen in das Mikro zu hauchen, ist Tex Perkins (Beasts Of Bourbon) mittlerweile so etwas wie das fünfte Bandmitglied. Er verleiht den als Instrumentals gedachten Songs mit seiner charismatischen, von Whiskey-Exzessen gezeichneten Stimme das vokale Gewand.

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The King: Gravelands

The king is dead, pah, von wegen, auferstanden isser und hat sein neues Werk bezeichnenderweise „Gravelands“ getauft und darauf ausschließlich Songs schon lange verstorbener Sänger der Rock’n’Roll-Geschichte intoniert. Jeder einzelne Song – egal welch musikalischer Couleur – klingt verdammt nach Elvis.
Dazu The King: „Die alten Schinken sind zwar klasse, aber irgendwann muß sich jeder Künstler einmal von seinen früheren Werken distanzieren – das ist einfach so. Aus Solidarität zu all den anderen Kollegen, die in den letzten Jahren von der Bildfläche verschwunden sind, singe ich jetzt ein paar von deren besten Songs, und zwar so, wie ich sie interpretieren würde – im unverwechselbaren Kingstyle.“

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Beginner: Bambule

Die Hamburger Beginner dümpelten bislang im deutschen Underground und haben heuer die Chance, mit einem Major-Deal in der Tasche und einem überzeugenden Album in der Hinterhand, das HipHop-Feld von hinten aufzurollen. Wollten sie früher so viel wie möglich experimentieren, heißt das diesjährige Motto „weniger ist mehr“. Insofern wurden die Tracks auf das Grundgerüst Samples-Beats-Rap reduziert und mit sehr flüssigen, groovigen Ergüssen versehen (dank der beiden sahnigen MCs Eißfeldt und Denyo übrigens), die sich schon beim ersten Hören ins Ohr bohren. Ohrwürmer produzieren die Beginner anscheinend am Fließband, denn bereits beim zweiten Hördurchgang überzeugen die Tracks durch hohen Wiedererkennungswert.

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Interview: Beginner

Musikalisch paaren

1992 fand sich auf der deutschen Compilation „Kill The Nation With A Groove“ der Song „K.E.I.N.E.“, die erste Veröffentlichung aus dem Hause Absolute Beginner. Ein Jahr später stand die EP „Gotting“ in den Läden, der Monate darauf die Single „III Stylez“ folgte. Zwei Jahre gingen (wegen einiger Nebenaktivitäten) ins gelobte Land bis „Flashnizm (Stylopath)“, das Debüt, im Kasten war. Das Warten hatte sich gelohnt; das Album wurde mit Lob überschüttet. Mit dem Erfolg kam der Major auf den Plan.
Schnitt! Die Zeitrechnung zählt 1998. Es hat sich was getan. Der neueste Stand der Dinge: „Bambule“ heißt auf hochdeutsch „Krach“. Mit Krach hat das zweite Album der Hamburger HipHop-Crew Beginner jedoch absolut nichts gemein. Und absolut sind die Beginner auch nicht mehr, da Martin, der dritte MC im Bunde, zuletzt das Handtuch warf. Das Adjektiv wurde in Folge gedroppt.

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Soundtrack: Kurz und schmerzlos

Der zu diesem Soundtrack gehörige Film ist gerade erst in deutschen Kinos gestartet und wird in der Filmpresse bereits mit einer gehörigen Portion Lob überschüttet. Ob dieser Streifen, der hauptsächlich in Altonas krimineller Szene spielt, die durch Hollywood (im Besonderen durch Herrn Tarantino) verwöhnten Kinogänger überzeugen kann, bleibt abzuwarten. Unabhängig davon könnte dieser Soundtrack durchaus die oberen Plätze der Charts erreichen.

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Interview: Sophia

Die Ungerechtigkeit Des Seins

Es gibt zwei Gruppen deren Weiterbestehen ich mir von Herzen gewünscht hätte (was aber leider nie passiert ist und wohl nie passieren wird). Die eine kommt aus der heißen, trockenen Wüste und heißt Kyuss, die andere trägt den imposanten Namen The God Machine und stammt aus dem meist kühlen, verregneten London. Zwei Orte, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Dennoch haben beide Bands einige Gemeinsamkeiten. Erstens teil(t)en sie sich größtenteils die selben Fans, zweitens boten beide Bands zeitlose Musik, deren Genuß jede einzelne Synapse des Körpers anregt(e). Kopfmusik könnte man dazu auch sagen, obwohl in beiden Bands keineswegs Meister des Filigranen werkelten, die ständig vom Notenblatt ablesend in sich versunken auf der Bühne musizierten. Ganz im Gegenteil, sie bedienten sich einfacher Mittel, die sie effektvoll einzusetzen imstande waren.

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Saving Private Ryan – Der Soldat James Ryan

Eins vorweg: Dies ist meine erste Filmrezension. Ansonsten befasse ich mich ausschließlich mit Musik. Trotzdem hier mein erster Versuch einer Filmkritik.
Die Storyline dieses 168-minütigen Films dürfte mittlerweile den meisten bekannt sein: Captain Miller (Tom Hanks, bekannt durch Filme wie „Philadelphia“, „Forrest Gump“, „Apollo 13“) erhält vom Chief of Staff der US Army den Auftrag, James Ryan (Matt Damon, bekannt durch „Good Will Hunting“ (Drehbuch/Hauptrolle)) in der Normandie ausfindig zu machen und den jungen Soldaten unversehrt nach Hause zu bringen. Denn dort wartet seine Mutter auf ihn. Sie hatte Tage zuvor die schreckliche Nachricht erhalten, daß Ryans drei Brüder innerhalb einer Woche im Kampf ihr Leben verloren hatten (zwei in der Normandie, einer in Neu Guinea). Miller ist von diesem Selbstmordkommando wenig begeistert, sammelt dennoch die loyalsten und besten Soldaten seiner durch die Landung in Omaha Beach (6. Juni 1944) stark dezimierten Kompanie um sich und macht sich auf die Suche. Begleitet wird er dabei u.a. von Sergeant Horvath (Tom Sizemore, „Heat“ und „Natural Born Killers“).

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Fuck: Conduct

Sie gelten bei der amerikanischen Journaille als schwer zu definieren, die vier Komiker, die unter dem treffenden Namen FUCK ziemlich abgefuckte, coole Musik schreiben, die sich tatsächlich in keine Schublade zwängen läßt. Mit Gitarren-Rock könnte diese Musik ausreichend umschrieben sein, würde dem Ganzen aber keineswegs gerecht werden. 1994 wurde mit der ersten Single der Grundstein für eine Fülle von Veröffentlichungen gelegt, die momentan in dem Release des vierten Albums eine kurze Pause erfährt.

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Marylin Manson: Mechanimal Animals

Eins will ich gleich klarstellen: Das Image des Herrn Manson, die alberne Kostümierung, sein idiotisches Verhalten auf der Bühne und sein Drang zur Selbstzerstörung gehen mir gehörig auf die Nüsse. Seit ein paar Wochen habe ich eigentlich die Nase gestrichen voll von dem Manson-Trubel. Ob es nun die einschlägigen Musikmagazine waren, oder die bekannten Musiksender, überall sein Gesicht und sein Gelaber. Das nervte! Tja, und dann kam dieses Album in meine Hütte geschneit.

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