LTJ Bukem hat nicht nur mir die Augen geöffnet, was es heißt, guten Drum’n’Bass schätzen zu lernen. Seine bis dato drei Werke, die unter dem Serientitel „Earth“ erschienen sind, machen sich nicht nur optisch gut in meinem CD Regal. Der Junge weiß, was er kann. Und nett ist er nach meinem Empfinden auch. Ich habe ihn mal in einem von ‚BBC‘ gedrehten Special über ihn, seinen Manager und das Label gesehen. Da wirkte er durchaus sympathisch. Bevor ich abschweife, sollte ich zurück zum eigentlichen Thema kommen.
WeiterlesenAutor: Kai Florian Becker
Ice Cube: War & Peace Vol. I
In den vergangenen Monaten agierte Ice Cube, alias O’Shea Jackson, öfter vor oder hinter der Kamera als auf der Showbühne bzw. im Musikzirkus. Lange, viel zu lange mußten seine Fans auf ein neues musikalisches Lebenszeichen des Eiswürfels warten. Die einzige Ausnahme bildete da der Soundtrack zu seinem Film „Player’s Club“. Jedenfalls hat sich Ice Cube zum Zeichen der Wiedergutmachung etwas ganz Besonderes ausgedacht. Gleich zwei thematisch miteinander verknüpfte Alben sollen innerhalb weniger Monate auf seine Fans losgelassen werden.
„The War Disc“ ist demnach nur der Anfang. Er beschreibt auf diesem die kriegerische Seite des menschlichen Daseins, während „The Peace Disc“ die andere Art und Weise des Lebens betrachten soll (Cube: „It’s a different record than any I have done.“).
Ice Cube lag mir schon immer. Besser als sein eisiger Namenskollege mit dem großen T war/ist er allemal. Leider hat er ab und zu einen starken Anflug von Pathos und Selbstüberschätzung, was sich vor allem in aufgemotzten und gezwungen böse und ernst wirkenden Hörspielen niederschlägt. Nicht unbedingt jedermanns Sache. Daß er ausgerechnet beim Titelstück „War & Peace“ auf ein Sampel aus No Doubts Nervhit „Don’t Speak“ zurückgriff dürfte ebenfalls größeren Unmut bei seinen Fans erwecken. Ansonsten jedoch meidet Ice Cube das Glatteis. Selbst die Zusammenarbeit mit Korn in „Fuck Dying“ ist als gelungen zu werten. Natürlich hat sich der Stil des ehemaligen N.W.A.-Rappers gewandelt und den modernen Strömungen unweigerlich angepaßt. Sein Gesicht hat er sich trotz kleinerer Patzer und einer gehörigen Überportion Gettosprache trotzdem bewahrt. Wahrscheinlich war die dirty language nötig, um das thematische Konzept der ersten CD realistisch umzusetzen. Ich bin schon auf die Wortwahl auf der zweiten CD gespannt. Peace, love and happiness?
Ice Cube: War & Peace Vol. I (The War Disc) (Priority Records/Virgin)
Timbaland: Tim’s Bio:
Hey, yo, Timbaland is da man. Was Puff Daddy kann, kann er schon lange. Und wahrscheinlich wohl besser. Timbaland kommt auch ohne biedere Samples aus und produziert gern und viel. Seinen ganz eigenen Stil hat er auch und sogar ein Label (‚Z-Man/Blackground Records‘). Wer kennt sie nicht diese sonderbaren Aha-Laute und die alles beherrschenden abgehackten, wummernden bassigen Beats, die Alben wie Missy „Misdemeanor“ Elliotts Überraschungshit „Supa Dupa Fly“, Aaliyahs „One In A Million“ und Ginuwines „The Bachelor“ schmücken.
WeiterlesenSleep: Jerusalem
Die Doom-Ikone Lee Dorrian, Besitzer und Gründer des Labels ‚Rise Above‘, hat sich den Zuschlag für das letzte Werk von SLEEP gesichert. Leider ist die Band kurz nach den Studioaufnahmen in die ewigen Jagdgründe abgetaucht. Schade, denn was ich bis dato von SLEEP kannte, hat mich immer überzeugt. „Jerusalem“ also heißt das Abschiedswerk der Amis und darauf befindet sich offiziell ein einziger Song (obwohl mein CD-Player immerhin sechs Stücke anzeigt!), der sage und schreibe 52 Minuten und acht Sekunden lang ist. Das nenne ich Doom. Kann man länger für einen Song brauchen? Okay, allerhöchstens 74 Minuten, denn dann ist die CD schließlich voll. Aber immerhin. Ich frage mich nur, wie die Jungs dieses Mammutstück eingespielt haben? Wochenlange Versuche und dabei wieder und wieder von vorne angefangen? Oder haben sie kleinere Fehler einfach in Kauf genommen?
WeiterlesenNobodys: Generation XXX
Die ersten Takte dieses Album sind Geschrammel und krachende, scheppernde Becken-Tuschs, die normalerweise das Ende eines verschwitzten und erfolgreichen Konzertabends beschließen. Nicht aber bei den Nobodys. Hier bilden sie den Auftakt für 25 Stücke puren Rock’n’Rolls – und das frei nach dem Motto: „Chuck Berry was born to create rock-n-roll, we were born to destroy it.“ Dieser Devise folgen die Nobodys, die heftigst mit einem leicht durchschaubarem Proletenimage kokettieren und mit arroganten (oder doch nur provokanten?) Songtiteln um sich werfen.
WeiterlesenNeurosis: Times Of Grace
NEUROSIS sind und bleiben (vielleicht) für alle Ewigkeit eine meiner absoluten Favoriten im Bereich „harte Musik“. Ihren die Seelen reinwaschenden, produktiven Szenarien zu lauschen ist für mich immer und immer wieder ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Vor allem wenn ich mal nicht die Sonne in mein Herz gelassen habe und lieber schmolle und den Rest der Welt hasse, dann lege ich gerne eine Platte besagter Band auf. Und mit dieser Vorgehensweise bin ich nicht ganz allein, denn meines Wissens nach erfreuen sich NEUROSIS ständig wachsender Beliebtheit. Das kommt nicht von ungefähr. Ihre Alben und ihre Auftritte versprechen höchste Qualität. Von den alles andere als oberflächlichen Interviews ganz zu schweigen.
WeiterlesenModest Mouse: The Lonesome Crowded West
Die Zukunft der Rockmusik scheint in den Händen von Sebadoh, Built To Spill und Modest Mouse zu liegen. So prophezeien es je nach Deutung der Rezensionen und der Interviews die Kollegen der Printmedien. Das aktuelle Werk von Built To Spill konnte mich nicht überzeugen, das von Sebadoh zuerst auch nicht, ein voreiliges Urteil, das ich später schnell revidieren mußte.
WeiterlesenEverlast: Whitey Ford Sings The Blues
House Of Pain are no longer in tha house. House Of Pain are fucking dead (ebenso wie die schwedische Über-Hardcore-Band Refused übrigens). Bevor er nach dem Dahinscheiden seiner Band und somit der Trennung von Danny „Danny Boy“ O’Connor und Leor „DJ Lethal“ Dimant in ein tiefes kreatives Loch fallen konnte, hat Everlast, der im normalen Leben Erik Schrody heißt, lieber zu Gitarre und Mikrophon gegriffen, um erneut (vor acht Jahren bereits kam sein Debüt „Forever Everlasting“ auf den Markt) seine Eigenkompositionen in Wort und Ton zu fassen. Dabei herausgekommen ist „Whitey Ford Sings The Blues“.
WeiterlesenBone Thugs-N-Harmony: The Collection – Volume One
Im Gegensatz zu vielen meiner schreibenden Kollegen habe ich nahezu einen Narren an den Cleveland-HipHoppern BONE THUGS-N-HARMONY gefressen. Seit ihren beiden Hits „1st Of Tha Month“ und „Tha Crossroads“ bin ich ein überzeugter Anhänger und ständiger Verehrer. Ebenfalls überzeugt von den Jungs zeigte sich vor ein paar Jahren der ausgemusterte N.W.A.-Rapper Eric Wright, a.k.a. Easy-E, der die Jungs entdeckte und ihre ersten beiden Outputs „Creepin‘ On Ah Come Up“ und „E. 1999 Eternal“ produzierte.
WeiterlesenCypress Hill: IV

Die Dauerkiffer unter dem Herrn haben die Geschwindigkeit in der Musik für sich entdeckt. Von Hanf auf Speed umgestiegen könnte man meinen. Was hat CYPRESS HILL nur dazu bewogen, ihre Songs mit schnittigen Beats zu unterlegen? Nun, B-Real selbst gibt die Antwort auf diese durchaus angebrachte Frage: „Wir wollten ein Album machen, das sich total von unseren vorherigen drei Alben unterscheidet. (…) Dennoch glaube ich, daß es noch nach CYPRESS HILL klingt, und so lange die Musik für uns spricht und wir unsere Masken aufbehalten, erhalten wir uns auch das Mysterium CYPRESS HILL. Die Leute sollten uns einfach mal wieder von einer anderen Seite kennenlernen.“ Ihr habt es gehört.
WeiterlesenRonin
„Ronin“ heißt der neueste Streich von Regisseur John Frankenheimer. Der (als Hommage an die Ausdrucksstärke von Schwarzweißfilmen) zumeist nur in dunklen Farben gehaltene Film erzählt die Geschichte einer Gruppe von freischaffenden Agenten, die einem ihnen unbekannten Auftraggeber einen Metallkoffer besorgen soll. Ihre einzige Verbindung zum Auftraggeber: Dierdre (Natascha McElhone). Zu der „Söldner“-Gruppe gehören Sam, (Robert De Niro), Vincent (Jean „Der Profi“ Reno), Gregor (Stellan Skarsgard), Larry (Skipp Sudduth) und Spence (Sean Bean). Nach kurzem Kennenlernen werden sie instruiert und (ohne den unprofessionell erscheinenden Spence) auf die geheimnisumwitterte Mission geschickt.
WeiterlesenLive: Jud
Kaiserslautern/Filmore, 24. Oktober 1998
Bevor das kalifornische Trio JUD die Bühne entern durfte, mußten die Zuschauer einen der schlechteren Lauterer Supports über sich ergehen lassen. PANSEN INC. (dämlicher Name übrigens) machten der Meisterstadt nicht viel Ehre. Noise Trash mit Metalverschlägen ohne viel Sinn und Verstand und zudem lieblos dargebracht. Das war nix und wurde dem Headliner in keiner Weise gerecht.
WeiterlesenCake: Prolonging The Magic

Wer es noch nicht wußte, das ’96er Album „Fashion Nugget“ war keineswegs das Debüt der Kuchenliebhaber, sondern bereits deren Zweitwerk. Den Anfang machte 1994 „Motorcade Of Generosity“. Das nur mal so am Rande. Rezensenten protzen bekanntlich gerne mit ihrem immensen Fundus an Fachwissen. Protzen müssen Cake natürlich nicht; das haben sie nicht nötig.
WeiterlesenMain Concept: Genesis, Exodus, Main Concept

Neben Hamburg und Stuttgart, die derzeitigen Hochburgen in Sachen deutscher HipHop, ist seit langem in München eine Band namens Main Concept aktiv, die mit ihrer aktuellen Scheibe „Genesis, Exodus, Main Concept“ abermals Lob einfahren konnte (da auch schon etwas länger auf dem Markt – räusper!). Bereits 1990 gegründet, sorgten sie in regelmäßigen Abständen für Anerkennung innerhalb der stetig wachsenden Szene. Main Concept, das sind David Pe, DJ Explizit und der Produzent Glammerlicious, der unter dem Pseudonym Human D schon zahlreiche Remixe unters Volk streute.
WeiterlesenStraight Outta Compton
Easy E, Dr. Dre, MC Ren (bürgerlich: Lorenzo Patterson), DJ Yella (bürgerlich: Antoine Carraby) und (nicht zu vergessen) Ice Cube waren N.W.A., die Niggaz Wit‘ Attitude. Sie waren wohl das, was man heute gemeinhin als die Begründer des Gangsta Rap angesehen würde. Irgendwie verständlich, schließlich handelten ihre Texte zuhauf von Beschimpfungen der Polizei, anderen MCs sowie Frauen, die stets herablassend als „bitches“ betitelt wurden. Ihr Debüt „Straight Outta Compton“ war der krasse Gegensatz zum New Yorker East Coast, der sich verstärkt politisch korrekteren und politisch motivierteren Themen zuwandte, und zeichnete sich dementsprechend durch plakative Gewalt, Sexismus und simple House-Party-Mucke aus.
WeiterlesenThe Cruel Sea: Over Easy
Einer der wohl besten australischen Exportartikel überhaupt, gibt sich wiederum die Ehre, unsere bescheidenen Hütten mit wohltuenden Klängen zu erfüllen. The Cruel Sea haben ihr fünftes Album im Kasten: „Over Easy“. Zusammen mit dem Produzentenpaar Daniel Denholm und Phil McKellar haben sie dieses in insgesamt drei Studios eingespielt. Was als „instrumentale Partyband“ begann hat im Laufe der Jahre feste Bandstruktur erlangt. Anstatt nur ab und an spontane Textzeilen in das Mikro zu hauchen, ist Tex Perkins (Beasts Of Bourbon) mittlerweile so etwas wie das fünfte Bandmitglied. Er verleiht den als Instrumentals gedachten Songs mit seiner charismatischen, von Whiskey-Exzessen gezeichneten Stimme das vokale Gewand.
WeiterlesenThe King: Gravelands
The king is dead, pah, von wegen, auferstanden isser und hat sein neues Werk bezeichnenderweise „Gravelands“ getauft und darauf ausschließlich Songs schon lange verstorbener Sänger der Rock’n’Roll-Geschichte intoniert. Jeder einzelne Song – egal welch musikalischer Couleur – klingt verdammt nach Elvis.
Dazu The King: „Die alten Schinken sind zwar klasse, aber irgendwann muß sich jeder Künstler einmal von seinen früheren Werken distanzieren – das ist einfach so. Aus Solidarität zu all den anderen Kollegen, die in den letzten Jahren von der Bildfläche verschwunden sind, singe ich jetzt ein paar von deren besten Songs, und zwar so, wie ich sie interpretieren würde – im unverwechselbaren Kingstyle.“
Beginner: Bambule

Die Hamburger Beginner dümpelten bislang im deutschen Underground und haben heuer die Chance, mit einem Major-Deal in der Tasche und einem überzeugenden Album in der Hinterhand, das HipHop-Feld von hinten aufzurollen. Wollten sie früher so viel wie möglich experimentieren, heißt das diesjährige Motto „weniger ist mehr“. Insofern wurden die Tracks auf das Grundgerüst Samples-Beats-Rap reduziert und mit sehr flüssigen, groovigen Ergüssen versehen (dank der beiden sahnigen MCs Eißfeldt und Denyo übrigens), die sich schon beim ersten Hören ins Ohr bohren. Ohrwürmer produzieren die Beginner anscheinend am Fließband, denn bereits beim zweiten Hördurchgang überzeugen die Tracks durch hohen Wiedererkennungswert.
WeiterlesenInterview: Beginner
Musikalisch paaren
1992 fand sich auf der deutschen Compilation „Kill The Nation With A Groove“ der Song „K.E.I.N.E.“, die erste Veröffentlichung aus dem Hause Absolute Beginner. Ein Jahr später stand die EP „Gotting“ in den Läden, der Monate darauf die Single „III Stylez“ folgte. Zwei Jahre gingen (wegen einiger Nebenaktivitäten) ins gelobte Land bis „Flashnizm (Stylopath)“, das Debüt, im Kasten war. Das Warten hatte sich gelohnt; das Album wurde mit Lob überschüttet. Mit dem Erfolg kam der Major auf den Plan.
Schnitt! Die Zeitrechnung zählt 1998. Es hat sich was getan. Der neueste Stand der Dinge: „Bambule“ heißt auf hochdeutsch „Krach“. Mit Krach hat das zweite Album der Hamburger HipHop-Crew Beginner jedoch absolut nichts gemein. Und absolut sind die Beginner auch nicht mehr, da Martin, der dritte MC im Bunde, zuletzt das Handtuch warf. Das Adjektiv wurde in Folge gedroppt.
Soundtrack: Kurz und schmerzlos

Der zu diesem Soundtrack gehörige Film ist gerade erst in deutschen Kinos gestartet und wird in der Filmpresse bereits mit einer gehörigen Portion Lob überschüttet. Ob dieser Streifen, der hauptsächlich in Altonas krimineller Szene spielt, die durch Hollywood (im Besonderen durch Herrn Tarantino) verwöhnten Kinogänger überzeugen kann, bleibt abzuwarten. Unabhängig davon könnte dieser Soundtrack durchaus die oberen Plätze der Charts erreichen.
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