Nachruf auf Kevin Coyne

Der britische Songwriter und Maler stirbt 60jährig in Nürnberg.»No compromises« – das war augenscheinlich das Motto des schrulligen, dabei liebenswerten Multitalents, der schlichtweg stets machte, was er wollte. Zeit seines künstlerischen Lebens war er dem Blues mit all seinen Facetten verbunden, aber eben nicht nur. Coyne guckte immer über den Tellerrand, interessierte sich, was sonst so geht, was ihn berühren konnte, auch wenn es ihn letztlich nicht völlig (wie z. B. Punk) ansprach. Er war offen, Neuem wie Vergessenem – Hauptsache, im Vordergrund stand nicht seine kommerzielle Verwertbarkeit.

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Mick Hanly: Wish Me Well

Schade, dass er sich hierzulande so rar gemacht hat. Der irische Singer/Songwriter, der auf den britischen Inseln und in den USA nach wie vor äußerst beliebt ist und auch als Live-act geschätzt wird, bereist nur noch sehr selten den europäischen Kontinent. Er habe erkennen müssen, sagt er, dass seine (oft komplexen) Songtexte oft nicht verstanden würden – und dies frustriere ihn eben.Deshalb toure er praktisch nicht mehr außerhalb des anglophonen Sprachbereichs. Eine nicht ganz nachvollziehbare, aber zu respektierende Position. Ich wünschte mir, so manche simplen englischsprachigen Texte nicht verstehen zu müssen! Dabei „funktionieren“ Hanlys Songs & Ballads nicht nur über die lyrics. Er weiß nämlich Melodien zu schmieden, die letztlich hängen bleiben.

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Battlefield Band: Out For The Night

Die Tage werden kürzer, die dunkle(re) Jahreszeit macht sich langsam breit, eine gewisse Schwermut greift um sich. Da empfiehlt es sich, etwas „abzuhängen“, ohne sich gleich „hängen zu lassen“: sich bequem zurücklehnen, vielleicht bei einem Scotch? Den passenden Soundtrack könnten Jackie Leven, Nick Drake oder Michael Weston King bieten. Aber das würde mir dann doch etwas zu melancholisch geraten.
Ich lege da lieber eine Platte auf, die mich auch noch zum Füße wippen animiert: z. B. was von der unverwüstlichen Battlefield Band (BB) aus Glasgow. Zugegeben, die machen seit rund 35 Jahren (!) – in wechselnder Besetzung – mehr oder weniger traditionellen, minimal elektrifizierten Scottish Folk, aber das nach wie vor mit viel Verve, Seele und handwerklichem Können.

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Steve Marriott: All Too Beautiful…

Zu schön wär’s in der Tat gewesen, wenn Steve Marriott zu Lebzeiten noch mitbekommen hätte, wie seine Art des Songwritings und der Performance – melodisch und schnörkellos, direkt und energiegeladen – von „nachgewachsenen“ Rockmusikern unterschiedlichster stilistischer Ausrichtung geschätzt und teilweise adaptiert wurde. Gewiss, schon zu Punkrock-/New Wave-Zeiten bekannten Mitglieder der SEX PISTOLS, von THE CLASH und THE JAM, dass der „magic midget“ sie beeindruckt hatte, und selbst Hardrock- und Metal-Bands wie QUIET RIOT oder KEEL erwiesen ihm die Ehre. Das freute ihn, und hin und wieder jammte Marriott denn auch, z. B. mit Johnny Thunders oder Ted Nugent.

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The Good Sons – Cosmic Fireworks

Das war längst überfällig: eine Werkschau der angeblich „amerikanischsten“ Band Englands.Im Mittelpunkt des in Preston/Manchester beheimateten Quartetts
stand Michael Weston King, der sich inzwischen als Singer/Songwriter einen Namen hat machen können. Mit seiner alten Truppe hatte er jedenfalls vier recht unterschiedliche Alben abgeliefert, die man im weitesten Sinne dem „Americana“-Genre zurechnen könnte. Die Doppel-CD im Digipack ist hübsch aufgemacht, die Stücke-Auswahl einigermaßen repräsentativ (u. a. mit Townes Van Zandt als Gastsänger bei „Riding The Range“); leider sind nur drei Bonustracks drauf – darunter eine starke Version des CCR-Songs „Someday Never Comes“.

(8 Fritten)

The Good Sons
Cosmic Fireworks - The Best Of The Good Sons 1994-2001
Phantasmagoria/Twah!
VÖ: 27.9.2004

The Resentments – The Resentments

Der Begriff „Feierabend-Band“ mag vielleicht etwas abwertend klingen, aber im Prinzip beschreibt er genau den Ansatz, den die Resentments (gegen wen hegen die eigentlich ihren Groll?) mit ihrer Musik verfolgen: Sie fabrizieren diese eben ganz locker und entspannt, ohne Druck seitens einer Plattenfirma, die etwas „hypen“ muss. Die einzelnen Musiker stehen in der Regel bei namhafteren Solisten „im Brot“ oder verdienen ihr Geld als Studiocracks.

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Live: Chris Jagger Trio

Neustadt/W., Konfetti/Wespennest, 07.05.2004

New-Orleans-Sounds im pfälzischen Newtown: Ein neues Album ist laut Chris Jagger (voc, g, harp) erst in Planung, gleichwohl begab sich sein Trio (mit Charlie Hart/fi, acc und Ben Waters/pi, acc) nach längerer Pause mal wieder auf eine Deutschlandtournee. Wenige Wochen zuvor hatten Charlie und Chris noch in der Londoner „Royal Albert Hall“ vor über 1500 begeisterten Zuschauern als Mitglieder der Ex-SLIM-CHANCE-Band zu Ehren des 1997 verstorbenen (SMALL) FACES-Gründers Ronnie Lane aufgespielt. Dass sie an sich aber den intimeren Rahmen von Pubs und kleinen Clubs bevorzugen, kam auch bei ihrem Gastspiel im Neustadter „Konfetti“ zum Tragen. Das gemütliche Lokal war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die drei praktisch mittenmang.

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Live: Seán Tyrrell

St. Wendel-Alsfassen, Felsenmühle. 7.12.2001

„If Guinness could sing it would sound like Seán!“

Es wirkte abgespannt und müde, was kein Wunder war, hatte er doch am Abend zuvor noch im winterlichen Innsbruck gastiert. Jetzt war Seán Tyrrell mit seinem Kompagnon Fergus Feeley in St. Wendel-Alsfassen eingetroffen, und er wusste, dass er hier eine Art „Heimspiel“ vor sich hatte. Zum vierten Male trat Seán in der „Felsenmühle“, dieser urigen Musikkneipe in historischem Gemäuer, auf. Die gemütliche Atmosphäre ließ ihn und Fergus bald entspannen, und nach einem kurzen Soundcheck ging’s denn auch los.

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Disorder On The Border: Vol. 1

Bei dieser „Grenz“-Musik geht einem so richtig das Herz auf! Wer zwei Ohren hat für relaxte, dabei ganz und gar unprätentiöse Klänge und Melodien, der kommt bei diesem „unplugged“-Kleinod voll auf seine Kosten.

Die drei alten Recken Hart, Rickard & Watkins bringen bei ihrem Album „Vol. 1“, dem offenbar noch weitere folgen sollen, ihre langjährige Erfahrung als Sessionmusiker für namhaft(er)e Künstler der britischen Rockszene ein. Gary Rickard (Gitarre, Gesang) und Geraint Watkins (Akkordeon, Gesang) spielten bereits in den 1980ern gemeinsam bei den Pubrock-Legenden, den BALHAM ALLIGATORS, später als Studiomusiker für Ron Kavana, Wizz Jones, Mark Knopfler, Bill Wyman, Nick Lowe u.v.a. mehr. Charlie Hart (Fiddle, Gesang) jammte mit Ian Dury, Pete Brown und war Mitglied bei Ronnie Lane’s SLIM CHANCE.

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Ian Kearey: Preaching To The Convertible

Er war Gründungsmitglied der BLUE AEROPLANES, zupfte dann den Bass bei der OYSTER BAND und arbeitete als Sessionmusiker – er beherrscht zahllose Saiteninstrumente (am besten die Gitarre) – u. a. für Peter Astor und Caroline Trettine. Inzwischen lebt Kearey etwas zurückgezogen im südenglischen Badeort Brighton und schiebt – was seine Karriere als Musiker betrifft – eine ruhige Kugel.

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David Olney – The Wheel

Schande über mich! Wieso hatte ich von dem Burschen, der nunmehr sein 11. Studioalbum vorlegt, noch nix gehört? Wer selbst von Legenden wie Townes Van Zandt als „einer der besten Songwriter“ geadelt und in einem Atemzug mit Bob Dylan genannt wird, der lässt doch wohl aufhorchen. Nun, zum meinem Trost stufen selbst US-Musikkritiker David Olney als „unterschätzt“ ein, wünschen ihm endlich die Anerkennung, die er als „amerikanischer Richard Thompson“ längst verdient habe.

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David Olney: Border Crossing

Seine Songs treffen mitten ins Herz. Das weiß z. B. Emmylou Harris. Olney ist ein begnadeter Geschichtenerzähler, geadelt durch Townes VanZandts Aussage, neben „Mozart, Lightnin‘ Hopkins und Bob Dylan“ zu dessen Lieblingskomponisten zu zählen! Den Singer/Songwriter mit der kernigen Stimme kennen leider nur wenige, und dieses vorzügliche Album aus dem Jahre 1992 galt quasi als „verschollen“. Jetzt liegt es endlich, ergänzt durch zwei Live-Aufnahmen, wieder vor.

(8 Fritten)

David Olney: Border Crossing
(CoraZong/CMM)

Seán Tyrrell: Belladonna

Im November/Dezember 2001 war Tyrrell mit seinem Spezi Fergus Feeley auf Europatournee und hatte da schon eine Menge neuer Songs im Gepäck (siehe Konzertkritik). Viele davon sind nun hier auf dem neuen Album versammelt, das – nach dem geheimnisvollen Lied „Belladonna In The Bar“ – einen recht zweideutigen Titel trägt. Denn „Belladonna“ meint bekanntlich nicht nur eine „schöne Frau“, sondern bezeichnet auch die hochgiftige Tollkirsche!

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Ponty Bone: Fantasize

Akkordeonklänge sind in der Rockmusik immer noch recht rar. Irgendwie assoziiert man wohl nach wie vor die „Ziehharmonika“ mit volkstümlicher Musik, bestenfalls Folk und ähnlichem. Gleichwohl haben Künstler wie Tom Waits oder Willy DeVille immer mal wieder das Akkordeon als exotisches Klangelement eingesetzt. Im übrigen sind virtuose Akkordeonisten in der populären Musik eher selten, sieht man mal von den Spezialisten in den Sparten „Cajun“ (z. B. Zachary Richard oder Boozoo Chavis) und „TexMex Music“ (z. B. Flaco Jiménez oder Steve Jordan) ab.

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Emir Kusturica & The No Smoking Orchestra: Unza Unza Time

Emir Kusturica? Klar doch, der vielleicht wichtigste zeitgenössische Filmemacher (Ex-) Jugoslawiens, der reihenweise internationale Preise einsammelte. Der ehemalige Rockbassist hatte sich 1986 dem damals fast schon legendären NO SMOKING ORCHESTRA (NSO) seiner Heimatstadt Sarajevo angeschlossen. Der Bürgerkrieg brachte dann aber das vorläufige Aus für die „Nichtraucher“.

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