Refluxus (5)

Oh, das hab‘ ich nicht gewusst

Ein Richter aus Essen verklagt den Coca Cola-Konzern, weil er bei den Brauseherstellern die Mitschuldigen für seine Diabetes sieht. Sicherheitshalber hat er Master-Foods, die Hersteller von Snickers und Mars, gleich mit verklagt. Ja, man muss schon Mitleid haben mit diesem armen Mann. Es grenzt auch fast an eine Unverschämtheit, dass Coca Cola den Warnhinweis auf den Flaschen vergessen hat. Es hat mich total überrascht, dass in Coca Cola tatsächlich Zucker drin ist. Zur Hölle mit der Selbstverantwortung – lasst uns klagen gegen Gott und die Welt! Gegen den Schöpfer, weil er vergessen hat, auf die doch sehr schwierige Spezies „Frau“ einen Warnhinweis zu kleben und gegen die Welt, weil bei Schnellrestaurants der Kaffee einfach zu heiß ist. Dass ein Junkie neulich seinen Dealer verklagen wollte, weil der vergessen hatte, ihm zu sagen, dass Heroin nicht nur Spaß macht, ist noch ein Gerücht – noch…

Refluxus (4)

Frucht’ge Spalte

Der letzte Staub hat sich gerade um das World Trade Center gelegt, die Welt hat ihren Atemstillstand überwunden und kennt jetzt nur noch ein Thema: Promi-Sex. Den genauen Zeitpunkt vergessen, wann der eigene Partner vom Lustobjekt zum Haushaltsgegenstand mutierte, erfreut sich der deutsche Durchschnittsbürger an den Rammelgeschichten der Reichen und Schönen (ha, ha, wir reden hier von Naddel und Loddar!).

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Horizontales Spülbohrverfahren

Ja, so ein Titel weckt Erwartungen. Ich kenne auch außer meiner Oma niemanden, der dieses Wort ohne ein leicht anzügliches Grinsen aussprechen könnte. Diese Bezeichnung wird in der Dämlichkeit nur getoppt von einer Firma namens „Büro-Quickie“, die irgendwann mal im Büro stand und fragte: „Haben Sie einen Büro-Quickie bestellt?“ Egal, ob die einen tatsächlich nur in der Kanalisation rumbohren oder der andere nur Aktenordner vorbei bringen wollte – es kann manchmal ganz schön schwer sein, seinen Eltern keine Schande zu machen.

Good German Grillies

Eiskalt beim Grillen erwischt! Versucht mal, euch hinter diesem Packungsaufdruck eine – sagen wir mal – links-liberale Firma vorzustellen. Da hilft auch der tarnende Anglizismus nicht mehr weiter. Gute deutsche Grillkohle! Mann, was bin ich stolz, dass sogar meine Grillkohle höchsten Qualitätsanforderungen gerecht wird und „garantiert sauber ausglüht“. Schade nur, dass die Dinger klein und schwarz sind, blond und groß müssten sie sein.

Liebficken

Das alte Urs-Jenny-Prinzip – fast zwanzig Jahre danach lacht es einen aus den Charts an. Funktioniert also immer noch. Wenn auch zur Unkenntlichkeit verstümmelt und mit Clearasil verwässert. Nur das Aussehen der Band und das Ausmaß ihrer kreativen Tiefstapelei erreichen noch annähernd das Schockniveau vom „Babyficker“.

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selber

Ja, es ist wieder so weit: „Erdbeeren zum selber Pflücken“. Ich versuche immer, wenn ich an besagtem Feld vorbeifahre, das schreckliche, inzwischen vom Duden legitimierte, Wort „Selber“ zu übersehen. Hilft nichts, bei uns gibt es sogar „Spargel zum selber Stechen“. Was kommt als Nächstes? Baumwolle? Zum Pulli selber Machen? Deutschland, das Convenience-Volk, macht es sich wieder selber.

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999 Meisterwerke (1)

Die Byzantinische Hochzeit

„Byzantinische Hochzeit“ – der Titel des Bildes ist erklärungsbedürftig. Denn die vier Personen in Bildvorder- und Mittelgrund sind auf den ersten Blick westeuropäischer Prägung. Kein Koran, kein holographisches Nippes-Bild, kein Döner drängt ins Bild. Rein optisch könnte es sich auch um eine Hochzeit in der Marien-Kirche von Meckenheim-Süd handeln. Tatsächlich aber stellt das Ciragan Palast Hotel am Bosporus-Ufer die Szenerie. Als Meister der Subtilität verrät der unbekannte Fotograph der Bild-Agentur „Reuters“ dies mit keinem Detail.

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Lektion 25: Wie eine Kolumne das Leben verändern kann

„Aber das wäre doch nicht nötig gewesen, Fräulein Kohn!“ – Soeben hat mir unsere neue Volontärin, Fräulein Cilly Kohn, im Namen der Redaktion einen riesigen Strauß duftender roter Rosen überreicht, hinter dem sich die nicht weniger riesige und duftende Pracht zweier… nun ja, das gehört nicht zur Sache. Jedenfalls heute nicht. Denn wir haben allen Grund zum Jubeln! „Wir lernen Computer“ ist jetzt genau 25 Folgen lang! Das muß gefeiert werden! Zunächst jedoch wollen wir auch diese Jubelfolge anständig füllen, und zwar mit Leserbriefen, die beweisen, wie doch ein so bescheidenes Medium wie meine Kolumne ganze Existenzen radikal, um nicht zu sagen vollständig verändern kann.

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Leben im Kühlschrank 3

Um gleich mit dem Thema einzusteigen, wo ist das grüne Herz Deutschlands? Trat das Saarland erst 1957 der BRD bei? Und machte McDonald’s wirklich Werbung mit einer Parodie auf „Wer wird Millionär“? Die Sendung kenne ich nun ja schon länger, ich guck sie mir auch, so oft ich kann, an. Vor nicht mal einer Woche kam mir das dazugehörige Computerspiel unter die Finger. Es hat einfach einen so hohen Suchtfaktor („Ich will die Million.“), dass ich geschlagene sieben Stunden nonstop vor dem Bildschirm verbracht habe.

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Lektion 22: Neue Computerbücher

Liebhaber dieser Kolumne haben es im Allgemeinen nicht mehr nötig, Ihre Zeit mit der Lektüre von Büchern zu vergeuden und widmen sich stattdessen den schönen Dingen des Lebens, als da wären das Häkeln von Rundkissenbezügen für die Gartenbank und guter Sex mit schlechten Frauen. Dennoch: Das führende europäische Verlagshaus für Computerfachliteratur, DADA BECKER, hat es an prima Argumenten nicht fehlen lassen, mich von der Notwendigkeit zu überzeugen, an dieser Stelle auch auf gedruckte Helferlein durch das Dickicht der PC-Welt hinzuweisen, wiewohl 50000 Argumente, wenn sie in DM und nicht in Euro rübergeschoben werden, beim nächsten Mal nicht mehr reichen dürften. Dies zur Warnung, liebe DADA BECKER-Leute.

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Lektion 21: Der Speicher

Neulich, als ich auf dem Dachboden meiner tessiner Zweitvilla nach meinem alten Teddybären suchte, weil mein neuer, mit dem ich meine Nächte zu verbringen pflege, unauffindbar war, neulich also auf dem Dachboden, da dachte ich so für mich: Das ist ja komisch. Eine anständige tessiner Villa und ein anständiger Computer mögen nicht viel gemeinsam haben, aber eines doch: den Speicher. Woher kommt das? Wohin geht das? Und warum, um nicht zu fragen: wieso?

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Refluxus (2)

Mitropa ist nicht nur eine Kaffeemaschine…

Nein, es ist auch das freundliche Team, das uns bei Bahnfahrten in den Zügen der Deutschen Bundesbahn AG begrüßt. Besonders freundlich begrüßt werde ich immer von den Herren, die mit dem Service-Wagen (?) durch die zweite Klasse fahren. Egal, ob ich nach Hamburg, Berlin oder München fahre, es ist immer der Selbe. Oder es ist eine große Familie. Ursprünglich aus dem Land, in dem die Winnetou-Filme gedreht wurden. Da wird nicht lange gefackelt:

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Leben im Kühlschrank

Wie geht es einem, der sich über Mode wundert?

Es ist schon seltsam, welchen Wandlungen der Zeitgeist unterliegt. Aus Underground wird Mainstream, political correctness ist sowieso gesellschaftsfähig, heut noch rocken wir in der Garage, morgen rocken wir die Charts. Dass Metallica mainstreamig geworden ist, lässt mich kalt und geht soweit auch in Ordnung. Dass mittlerweile Roni Size/Reprazent auf MTV zu sehen ist, macht mich als „Fan“(?) doch nachdenklich.

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Refluxus (1)

Diese Sendung wurde Ihnen präsentiert…

‚Diese Sendung wurde Ihnen präsentiert von FreiÖl.‘ Es war nur ein kurzer Satz, aufgeschnappt beim Rumzappen – schnell nochmal zurück: Ein Rosamunde Pilcher Film präsentiert von FreiÖl. Kann man Film, Produkt und die gemeinsame Zielgruppe schöner subsumieren? Bislang unerreicht war für mich ‚Der Bulle von Tölz‘, präsentiert von irgendeinem Metzgerverband. Und ich dacht‘ immer, Ottfried Fischer ist Vegetarier…

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