Der Vater der britischen Bluesszene starb am vergangenen Montag mit 90 Jahren in Kalifornien.
The Guardian: ==>John Mayall, pioneering figure of British blues, dies aged 90
==>Hinternet-Interview mit John Mayall von 1997
Der Vater der britischen Bluesszene starb am vergangenen Montag mit 90 Jahren in Kalifornien.
The Guardian: ==>John Mayall, pioneering figure of British blues, dies aged 90
==>Hinternet-Interview mit John Mayall von 1997
Na endlich, Simon „Honeyboy“ – hierzulande wäre „Hohnerboy“ vielleicht ein Alternativname – Hickling „live on stage“, und zwar mit den alten Freunden aus gemeinsamen DT’s-Tagen: mit Gitarrenvirtuoso „Big“ Al Taylor und zwei unterschiedlichen rhythm sections, mal mit Bassmann Tony Stuart und Drummer Tony Bayliss, mal mit den Original-cracks Craig Rhind (b) und Alan „Sticky'“ Wickett (dr).
WeiterlesenSätze wie ‚Er muss sich nichts mehr beweisen‘ sind häufig nur die euphemistische Umschreibung von wohlklingender Stagnation. Bei Mark Olson liegt der Fall anders. Zum einen muss er sich wirklich nichts mehr beweisen und zum anderen macht er mit „The Salvation Blues“ nicht das, was er immer gemacht hat, sondern er kehrt zu etwas zurück.
WeiterlesenDer norwegische Rockhistoriker hat wieder zugeschlagen. Nach seinem superben, 2000 erschienenen Handbuch zu Jeff Becks Karriere „Jeff’s Book: A Chronology of Jeff Beck’s Career, 1965-1980: From the Yardbirds to Jazz-Rock’ legt er nun mit einer weiteren Chronik nach. Dieses Mal widmet er sich dem „British Blues Boom“, der zwar mit Alexis Korner und John Mayall schon Anfang der 1960er Jahre startete, aber seine Blütezeit zwischen 1965 und 1970 hatte. Auf diesen Zeitraum konzentriert sich denn auch Hjorts opulenter, mit vielen Fotos und Faksimiles ausgestatteter Band.
WeiterlesenDer US-amerikanishe Bluesmusiker stirbt 78jährig in einem Krankenhaus in Memphis.
Er war Gründungsmitglied der BLUE AEROPLANES, zupfte dann den Bass bei der OYSTER BAND und arbeitete als Sessionmusiker – er beherrscht zahllose Saiteninstrumente (am besten die Gitarre) – u. a. für Peter Astor und Caroline Trettine. Inzwischen lebt Kearey etwas zurückgezogen im südenglischen Badeort Brighton und schiebt – was seine Karriere als Musiker betrifft – eine ruhige Kugel.
WeiterlesenAni DiFranco meets Portishead – synkopierte Songaufbauten treffen auf dreiteilige Harmonien und während die Gitarren-Arpeggios aus den Boxen quellen, ringen Flügelhörner mit modernen Loops um die Vorherrschaft. Hallo? Hallo???
WeiterlesenDas eine: gewöhnliche Broschur mit Klebebindung, handliches Format, 255 Seiten auf normalem Papier.
Das andere: voluminöse Schwarte in Leinen mit Lesebändchen, Gigantenformat und nur von einem Gewichtheber unfallfrei nach Hause zu tragen, 625 Seiten auf dickstem Papier.
WeiterlesenAus Solidarität mit Ensheim, wo ich eine Zeit lang gewohnt habe, wollte ich schon immer das alljährliche „Rock in den Mai“ Blues-Fest besuchen. Dieses Jahr konnte ich nicht mehr nicht mehr wiederstehen, da nicht nur der vorjährige Headliner Dr. Feelgood auf dem Programm stand, aber auch die Climax Blues Band.
WeiterlesenEs gibt fünf Major-Labels und es gibt gute Musik. O.K., ganz so einfach funktioniert die Gleichung nicht, aber was wäre die Musik ohne die kleinen Labels, die Künstler signen, die bei einem Major durch das Raster gefallen sind? Jeder, der nicht nur die Bravo-Hits-CDs kauft, hat eine Handvoll Lieblingslabels, deren Namen im Regelfall für eine Musikrichtung und für Qualität stehen.
Vanguard aus den USA blickt jetzt mit einer Doppel-CD auf seine 50jährige Geschichte zurück. Die erste CD widmet sich der Retrospektive und präsentiert 21 bearbeitete, analoge Originalaufnahmen von Künstlern wie Big Mama Thornton, James Cotton oder John Hammond. Einen Überblick über das aktuelle Schaffen des Labels gibt die zweite CD: Jeweils 2 Songs von David Wilcox, Peter Case, Terry Radigan und 6 weiteren Künstlern. Wer die aktuellen Alben der genannten Musiker kennt, weiß, welch hervorragende Qualität ihn erwartet.
Da sich in Kürze die Nikoläuse wieder zusammenrotten und man nie genau weiß, was man schenken soll, kann man mit dem Vanguard-Sampler Jeden begeistern, der an aktuellen Singer/Songwritern und an Blues, Country und Folk aus den vergangenen 50 Jahren seine Freude hat.
50th Anniversary Sampler Driving New Roots For 50 Years (Vanguard Records/Zyx)
Wer wissen will, wie sich schmieriger Rythm´n´Blues mit unterschwelligen Rock´n´Roll-Anklängen anhört, der sollte schleunigst Calvin Russell in den Player schieben. Aber was heißt hier „unterschwellig“ – das Rock´n´Roll-Element ist so subtil eingeschoben – wenn der Texaner sein Album nicht in Memphis eingespielt hätte und sich der Geschichtsträchtigkeit des Ortes vermutlich nur allzu bewußt war, würde ich sagen, „Sam“ ist schon ein Fall für Freud! Aber der Text von „Wild wild West“ belehrt mich eines besseren: Russell weiß sehr genau, wes Geistes Kind er ist:
WeiterlesenZugegeben, ein aktuelles Lexikon zum nicht totzukriegenden Phänomen „Blues“ war längst überfällig. Vor allem in deutscher Sprache gab es außer Dieter Molls „Buch des Blues“ kein brauchbares, zudem noch lieferbares Nachschlagewerk. Dieses Manko will nun diese „Enzyklopädie“ (ein anspruchsvoller Begriff!) beheben. Und will man den Presse-Besprechungen der letzten Wochen und Monate folgen, so scheint sie diesen Anspruch auch voll einzulösen. Ich hege allerdings nach der punktuellen Lektüre so meine Zweifel.
In der Tat ist der französische Publizist und Musikologe ein wahrer Kenner der Materie: Er beschäftigt sich seit drei Jahrzehnten mit dem Blues und seinen Exponenten und recherchierte auch „vor Ort“, sprich in den USA.
Der Blues heilt alle Wunden
Totgesagte leben bekanntlich länger. „Status Quo“, Eric Clapton, Peter Green und viele andere waren eigentlich schon in der Versenkung verschwunden, bis sie der Revival-Trend wieder in die Charts und auf die Bühnen brachte.
WeiterlesenWas verschlägt den legendären Bluesgitarristen Robert Johnson ins Reservat der Spokane-Indianer? Er will dort seine Seelenruhe wiederfinden und seinen Pakt mit dem Teufel vergessen. Also schenkt er seine Gitarre, die ein teuflisches Eigenleben besitzt, dem erstbesten Indianer, Thomas BuildsTheFire und sucht Big Mom, die Dorfhexe, auf. Mit der Gitarre beginnt die Geschichte um die indianische Folk-Blues-Band Coyote Springs. Die Band besteht aus einem Haufen von Versagern und Alkoholikern, die in ihren Leben noch nichts erreichen konnten. Durch ihre Musik erfahren sie zum ersten Mal ein wenig Anerkennung und Erfolg. Trotz geringfügiger Rückschläge deutet alles darauf hin, daß sie es weit bringen können. Doch dann machen sie sich auf, eine Platte aufzunehmen…
Weiterlesen1963 zog John Mayall von seiner Heimatstadt Macclesfield, England nach London. Im Gepäck eine immer noch relativ neue Idee: eine Bluesband zu gründen. Das war damals nicht gerade in Mode, aber Mayall’s Bluesbreakers, und die Gruppen, die seine Musiker danach gründeten, änderten das nachhaltig.
WeiterlesenAlle „Vinyl-Junkie“ da draußen werden wissen wie es ist, wenn man jahrelang nach einer Platte sucht, sie dann endlich – vielleicht sogar zum Schnäppchenpreis – ersteigert und dann, noch keine Woche später, liest man irgendwo, daß es das kostbare Stück seit neuestem auch als CD-Reissue mit Bonustracks und neuer Abmischung gibt. Ärger Ärger – aber dafür hat man das Ding ja auch auf Platte im Schrank. Das eben beschriebene ist dem Schreiber dieser Zeilen, der desöfteren mal ganz gerne in der Oldie-Kiste rumkramt, unter anderem auch mit der Live-Platte von Tim Hardin aus dem Jahr 1968 passiert. Wegen der Bonustitel und wegen der extrem guten Musik, kann man sich aber ruhig auch beide Versionen dieses Albums zulegen. Aber nun zu den Fakten.
Weiterlesendie Alternative zur Alternative zur Alternative…
Jonathan Burnside (Gitarrist und Produzent der Gary Floyd Band) im Hinter-Net! Interview:
Die Anfänge
JB: Ich kannte Gary schon seit Jahren, ich habe die ersten Demobänder von Sister Double Happiness aufgenommen und das Album „Uncut“ produziert. Das Glitterhouse-Label fragte Gary, ob er nicht ein Soloalbum für sie aufnehmen wolle und Gary bat mich, dieses Album zu produzieren. Bei diesen Aufnahmen habe ich auch Gitarre gespielt und einige befreundete Musiker mitgebracht. Gary hat auch ein paar Leute mitgebracht und so haben wir diese Platte eingespielt, sie heißt „World of Trouble“.
Beim nächsten Album „Broken Angel“ arbeiteten wir dann wieder mit denselben Musikern, und das war so etwas wie der Beginn der Gary Floyd Band. Für Gary und mich waren diese beiden ersten Alben so etwas wie die Alternative zu der „alternative music“, die wir beide damals machten.
Weißt du, ich habe vier Alben der Melvins produziert, mit Consolidated gearbeitet, mit Steel Pole Bath Tub und einigen anderen Bands aus der Bay Area. „Broken Angels“ aufzunehmen war da sehr erfrischend für mich, und Gary ging es nicht anders.
Sister Double Happiness war eine großartige Band, sehr bluesy, aber eine Art heavy Blues. Wir sagten uns damals: Okay, laß uns zurückgehen zu den Ursprüngen, laß uns eine Platte aufnehmen wie man in den 50er Jahren aufgenommen hat, mit alten Mikrofonen, analoge Aufnahmetechnik usw. Um es kurz zu machen: Wir „verliebten“ uns in dieses Projekt und mit den Aufnahmen zum neuen Album „In a dark room“ wurde es unser Full-Time-Job.
In a dark room
Viele Leute sagen, diese Platte sei wieder eher eine Rockplatte. Das stimmt wahrscheinlich und vielleicht liegt es ja daran, daß wir die Gary Floyd Band jetzt als unsere Hauptbeschäftigung ansehen. Man könnte auch sagen: es ist jetzt die Alternative zur Alternative zur Alternative.
Hinter-Net!: Ist es richtig, daß die Musik zur neuen CD komplett im Hotelzimmer nachts nach Konzerten entstanden ist?
JB: Ja, absolut. Nimm z.B. den Song „Take my troubles away“: Wir spielten in Hamburg im Dezember, draußen tobten Schneestürme und wir mußten nach Lübeck fahren, obwohl wir dazu gar keine Lust hatten – nichts gegen Lübeck, aber wir fühlten uns wohl in Hamburg. In Lübeck dagegen empfing uns der Veranstalter mit den Worten: Heute wird wohl kein Zuschauer kommen, wegen des Sturms ist sogar der Verkehr zusammengebrochen.
Das war dann der Moment, an dem wir anfingen, uns richtig zu betrinken. Wir waren vollkommen blau, spielten vor den sieben Leuten, die im Publikum waren und fuhren durch die Dunkelheit in unser Hotel. Wir saßen in unseren Zimmern und fühlten uns isoliert, deprimiert – in einer solchen Situation kann sowas ja schnell geschehen. Ich versuche gerne, auch aus diesen Stimmungen etwas Positives rauszuholen und hab mir dann meine akustische Gitarre geschnappt und einiges an Musik geschrieben.
Hinter-Net!: Schreibst du auch Texte oder nur die Musik ?
JB: Nein, nein, Gary schreibt alle Texte. Es ist wirklich faszinierend mit ihm zu arbeiten, weißt du: Für mich ist das wichtigste an Musik die Emotionen, die ausgedrückt werden. Wenn ich die Musik zu einem Song schreibe, dann existiert da noch keine Story in meinem Kopf, sondern nur ein spezielles Gefühl, eine gewisse Atmosphäre. Schreibt Gary dann zu meiner Musik einen Text, dann trifft er fast immer genau dieses Gefühl, das ich beim Komponieren hatte.
Hinter-Net!: Auf den ersten Blick scheint es sich bei den Musikern auf „In a dark room“ um einen bunt zusammengewürfelten Haufen zu handeln: da ist Penelope Houston, Roddy Bottun (Faith No More) oder Jimmy Pugh.
JB: Es sind alles Freunde von uns. Das ist die Verbindung. In San Francisco sind alle Musiker aus der Szene sehr hilfreich und freundlich. Und die Stile, die sie mögen und in ihre Arbeit einfließen lassen, sind breit gefächert und so ist diese Vielfalt möglich.
Hinter-Net!: Wer ist jetzt eigentlich festes Mitglied der Gary Floyd Band ?
JB: Danny Roman, der schon Gitarre bei Sister Double Happiness gespielt hat, Gary Floyd und ich. Das sind die festen Mitglieder. Wir touren mit verschiedenen Musikern, mit solchen, die wir mögen und gerne dabei hätten und deren Verpflichtungen es zulassen. Momentan möchten wir gar keine feste Rhythmusgruppe haben, weil … die Bindung zwischen Gary, Danny und mir ist sehr stark, unsere Herangehensweise an Musik ist sehr ähnlich, wir denken und fühlen sehr verwandt und solange wir nicht Leute finden, die vergleichbar gut zu uns passen, wollen wir auch keine anderen festen Bandmitglieder haben.
Außerdem ist es für mich als Produzent ein echter Luxus, den Stil und den Sound eines Albums nur durch Garys Stimme und das Songwriting prägen zu lassen und nicht durch die Fähigkeiten und stilistischen Mittel bestimmter Mitmusiker. Du bist dadurch einfach flexibler und das ist toll.
Hinter-Net!: Spielt Gary live auch ein Instrument oder singt er nur ?
JB: Er singt und spielt natürlich noch Mundharmonika, er ist hervorragend mit der Mundharmonika. Und wie gesagt: Er schreibt alle Texte.
Songs und Texte
Auch als wir noch eher diese Country-Sachen machten, so wie auf „Broken Angels“, hatte Gary diese bestimmte Art, Texte zu schreiben. Er kann – wie übrigens viele Sänger aus dem Country-Bereich – ganz ausgezeichnet eine Geschichte erzählen, Atmosphäre aufbauen und Situationen schildern, die so realistisch wirken, daß du das Gefühl hast, du siehst diese Leute vor dir, von denen er singt.
Hinter-Net!: Auf der CD funktioniert das meiner Meinung nach besonders gut auf „Never felt Love“.
JB: Ja, das ist richtig. Diesen Song hat Gary über ein Mädchen geschrieben, die er des öfteren auf der Fahrt zu meinem Studio in San Francisco gesehen hat. Sie sah immer sehr traurig und fertig aus. Wahrscheinlich war sie eine Prostituierte, denn gelegentlich sah er einen Typ, der offenbar Geld von ihr kassierte. Sie hat diesen Song inspiriert.
Gary machte sich so seine Gedanken: Wie sieht ihr Leben wohl aus ? Er beschreibt in diesem Lied eine fiktive Person, eine Figur, die zu ihr sagt: hey, ich bin anders als diejenigen, die immer um dich herum sind, ich mache dich nicht fertig und traurig. Gary versucht immer, in seinen Songs eine positive Entwicklung zu zeigen. Ich meine, das Album heißt „In a dark room“ und ist sehr emotional, aber da ist auch immer eine Wende zum Positiven hin.
Hinter-Net!: Wer hat die Musik zu „Rejected Ones“ geschrieben ?
JB: Danny und Gary haben die Musik geschrieben. Im Original ist es ein akustischer Song, den wir für eine CD geschrieben haben, die komplett akustisch war und in begrenzter Auflage als Mailorder-only-CD erschienen ist. Davon haben wir zwei gemacht, also ist „In a dark room“ genau genommen schon unsere fünfte Platte.
Was ich besonders mag, ist wie Jimmy Pugh in diesem Stück diese Al-Kooper-Orgel spielt. Der ganze Song hat etwas von Bob Dylan.
Hinter-Net!: Das wollte ich auch gerade sagen. Aber „Rejected Ones“ erinnert mich auch ein bißchen an Creedence Clearwater Revival.
JB: God, what a great band. Wonderful !
Hinter-Net!: Was hat es mit dem Text zu „The Loss“ auf sich ?
JB: Er handelt von Aids. Die Namen, die in diesem Song auftauchen, sind Namen von Freunden, die an Aids gestorben sind. Die meisten Lieder über Aids handeln ja von Traurigkeit, und das ist hier natürlich auch der Fall. Aber in „The Loss“ geht es auch um Wut, you know, being pissed off.
Es ist nicht so, daß Gary immer über sein Leben schreibt, er möchte gar nicht so persönlich werden. Dieser Song ist da eine Ausnahme, er ist sehr persönlich, sehr aufrichtig.
Hinter-Net!: War es eine bewußte Entscheidung, eher düstere Texte auf dieser CD zu haben und habt Ihr sie deshalb „In a dark room“ genannt ?
JB: I like darker music, it makes me feel better. Deshalb mag ich auch Country mehr als Bluegrass, Bluegrass klingt immer so glücklich. Genau wie Melodic Punk, das ist nicht mein Ding.
„In a dark room“ ist in meinen Augen ein guter Name für dieses Album. Nicht nur, daß wir die Songs in dunklen Hotelzimmern geschrieben haben, auch die Aufnahmen im Studio haben sich immer mehr in den späten Abend und die Nacht verschoben. Das war keine Absicht, es hat sich einfach so ergeben.
Hinter-Net!: Mir ist aufgefallen, daß nicht das ganze Album so düster ist wie die Songs, die wir bislang angesprochen haben. Es gibt auch einige Stücke, die nicht so dunkel, nicht so dramatisch und ernst sind. Aber dieser Kontrast zwischen den einzelnen Liedern läßt die schweren, ernsten Songs noch kraftvoller und aussagekräftiger wirken.
JB: Es freut mich wirklich sehr, daß Du das sagst. Wenn du ein Album zusammenstellst mit verschiedenen Musikern, einem Sänger wie Gary, der viele unterschiedliche Sachen singen kann und einem Produzenten wie mir, der schon diverse Sachen produziert hat, dann fragst du dich, ob das alles überhaupt Sinn macht, ob es irgendwie paßt.
Heutzutage sind viele Platten sehr strikt auf eine Richtung hin ausgelegt. Nimm z.B. das weiße Album der Beatles, eine meiner Lieblingsplatten: Du findest da einen Song wie „Dear Prudence“ und auch einen wie „Helter Skelter“, die verschiedensten Dinge auf einem Album. Nicht nur deswegen ist es eine meiner Lieblingsplatten, aber auch das spielt eine Rolle.
Hinter-Net!: Wie hat sich der Übergang von Sister Double Happiness zur Gary Floyd Band denn genau vollzogen ?
JB: Es war kein Übergang im Sinne von Ineinander-Fließen. Sister Double Happiness haben sich aufgelöst und zwar definitiv. Die Band ist weder explodiert noch implodiert, sie ist einfach in ihre Bestandteile zerfallen.
Sister Double Happiness waren lange im Geschäft, haben einiges mitgemacht; sie waren bei Warner unter Vertrag, was eine schreckliche Erfahrung war und sie sind von all dem müde geworden. Wie Gary in einem früheren Interview sagte: It was fun, but it should have been funnier.
Hinter-Net!: Wie siehst Du Eure Akzeptanz, Euren Erfolg in Deutschland im Vergleich zu den USA ?
JB: Da gibt es nicht viel zu vergleichen: Wir haben uns früher in den USA überhaupt nicht um ein Label bemüht, weil wir das ganze auch eher als ein Projekt ansahen, das uns Spaß bringen sollte. Unsere Alben wurden in Deutschland veröffentlicht. In den Staaten gab es ein Blues-Label, das sich für unsere Musik interessierte, aber wir wollten nicht auf einem Label erscheinen, das ausschließlich Blues veröffentlicht.
Mit dem neuen Album hat sich da einiges verändert, wir sind jetzt eine richtige Band und suchen nun eine Plattenfirma, die „In a dark room“ in Amerika rausbringt.
Hinter-Net!: Glaubst Du, daß man in Deutschland nicht so schnell in eine Schublade gesteckt wird wie dies in Amerika der Fall ist ?
JB: Ich glaube schon. Hier stellt man uns nicht so oft solche Fragen wie: Früher habt Ihr Country gemacht, früher habt Ihr Blues gespielt, jetzt spielt Ihr dieses und jenes. Und wenn uns deutsche oder andere europäische Journalisten dazu befragen, dann hat es mehr mit ihrem Interesse oder Ihrem Fasziniertsein zu tun und nicht so sehr damit, daß sie dich unbedingt auf etwas festlegen wollen.
Hinter-Net!: Gary Floyd ist ja bekannt für seine charakteristische Stimme. Tut er irgend etwas, um seine Stimme zu pflegen, gibt es da irgendwelche Tricks ?
JB: Gary geht sehr vorsichtig mit seiner Stimme um. Du mußt aufpassen, wenn du eine solche Stimme hast, du mußt darauf achten, was du tust. Vor allem wenn du im Winter auf Tournee bist: Du kannst dich dann abends nicht einfach vollaufen lassen, in die Nachtluft hinausgehen und neun Schachteln Zigaretten rauchen und am nächsten Abend genauso kraftvoll klingen wie zuvor. Ich meine, er singt keine Tonleitern um zu üben oder sowas. Aber er ist vorsichtig. Er hat z.B. aufgehört zu trinken.
Hinter-Net!: Wie sehen die Pläne der Gary Floyd Band für die nahe Zukunft aus ?
JB: Nach diesen Presseterminen werden wir in die Staaten zurückkehren und eine Entscheidung über die Musiker treffen, die uns als Rhythmusgruppe begleiten werden. Ende August beginnt dann unsere Tour an der Westküste. In Europa werden wir im Oktober auf Tournee sein, bis November wird das dauern und wir werden auch in Deutschland spielen.