OK, die Schlacht ist geschlagen und der →Dagger of Dagger vergeben. Reginald Hills „Bones and Silence“ war eines der nominierten Bücher und hat nicht gewonnen. Dennoch, der einzigartige Stil Hills verdient eine Rezension in „watching the detectives“.
WeiterlesenAutor: Bernd Kochanowski
Duane Swierczynski: Secret Dead Men
Krimis, die so richtig quer stehen zur üblichen Lesart, sind, wenn man mal ehrlich sein will, selten. Klar gibt es Bücher, die herausragen, sei es aufgrund der Sprache oder des ausgefeilten Plots oder der dichten Atmosphäre …, Handwerk eben. Die verschiedene Subgenres haben ihre Schnittmuster, und wenn der Leser Glück hat, kann der Autor des Kaisers Kleider vortrefflich schneidern, aber dass ein Autor etwas ganz Neues hinzufügt, das passiert nicht oft. Duane Swierczynskis „Secret dead men“ ist, glaube ich, so ein seltenes Buch.
WeiterlesenGrace F. Edwards: Do or die
Die dicht gezeichnete Atmosphäre Harlems, New Yorks „schwarzem“ Stadtteil, ist das was besonders auffällt an Grace F. Edwards Buch “Do or Die”. Die Stadtführerin des Lesers heißt Mali Anderson. Sie kennt Harlem, seine Kultur und seine Bewohner von Geburt an. Ihr Vater ist Jazzmusiker und seit Jahrzehnten eine feste Größe in der lokalen Szene. Bis vor kurzem war Mali Anderson Polizistin.
WeiterlesenAndrew Vachss: Down here
Andrew Vachss bezeichnet seine Bücher als „Trojanische Pferde“ und meint damit die Verwendung des Krimigenres als Medium, damit Menschen sich mit seiner Botschaft auseinander setzen. Der sexuelle Missbrauch von Kindern und sexuelle Gewalt im Allgemeinen sind seine ewig wiederkehrenden Themen. Hauptberuflich als Anwalt, arbeitet er nur für kindliche und jugendliche Klienten, die Opfer von sexueller oder häuslicher Gewalt wurden. Lange bevor die Öffentlichkeit durch die Dutroux-Affaire sensibilisiert wurde, hatte er schon zahlreiche seiner Bücher geschrieben, die mit ihrer Schonungslosigkeit auch Leser verstörten.
WeiterlesenD.B. Blettenberg: Blut für Bolivar
Ein großes Lob gebührt dem Pendragon-Verlag dafür, dass er eine Neuveröffentlichung der Bücher D.B. Blettenbergs vorgenommen hat. Die allermeisten der seit 1981 veröffentlichten neun Bücher des Autors wurden dadurch dieses Jahr wieder für den Leser verfügbar.
WeiterlesenPamela Thomas-Graham: A Darker Shade of Crimson
Die Harvard-Universität, Leitbild der universitären Ausbildung in aller Welt, wird uns in „A Darker Shade of Crimson“ von Pamela Thomas-Graham von einer alltäglicheren, weniger blendenden Seite präsentiert.
WeiterlesenSylvia Maultash Warsh: Find me again
Sylvia Maltash Warshs Roman „Find me again“ ist ein zweifacher Rückgriff auf die Historie. In der Gegenwart (genauer 1979) in Toronto, Kanada ist da erst einmal eine Geschichte, die gespeist wird von einem komplexen Beziehungsgefüge, welches sich in Polen zur Zeit der Naziokkupation und „Befreiung“ durch die Sowjetunion zwischen jüdischen Polen und nicht-jüdischen Polen entwickelt hatte. Als eine der beteiligten Personen tot im Swimmingpool aufgefunden wird, stellt sich heraus, dass eine von dieser Person verfasste Geschichte in der Geschichte, die im 18. Jahrhundert angesiedelt ist, der Schlüssel zur Lösung eines Verbrechens ist.
WeiterlesenCara Black: Murder in the Sentier
Welches Interesse könnten deutsche Terroristen der 70er Jahre und deren französische Kollaborateure haben, nach über 20 Jahren Gefängnis die Spuren von einst wieder aufzunehmen und „hide and seek“ (Versteck) in Paris zu spielen ? Cara Blacks für den Anthony Award nominiertes Buch „Murder in the Sentier“ gibt zwar nicht unbedingt die wahrscheinlichste Antwort auf diese Frage, aber es greift das Terrorismus-Motiv auf und nutzt es, um einen atmosphärischen und recht dicht gewobenen Krimi zu bauen.
WeiterlesenGeorge P. Pelecanos: Right as Rain
Nach den Ereignissen in Folge des Hurrikans Katrina in New Orleans war in den Zeitungen zu lesen, dass große Teile der weißen amerikanischen Öffentlichkeit angesichts der Armut, die teilweise in ihrem Lande herrscht, überrascht waren. Gegen die Heilige Einfalt ließen sich einige literarische Beispiele anführen. Eines von ihnen ist George P. Pelecanos, der sich in den letzten Jahren als so etwas wie der „Stadtschreiber“ Washington D.C.s etabliert hat. Washington ist nicht nur die Hauptstadt der USA, sondern auch eine der Städte mit der größten Verbrechensrate im Lande.
WeiterlesenBarry Eisler: Rain Fall
John Rain ist Spezialist für naturidentische Tode. Er wird von seinen Auftraggebern geschätzt, da alle von ihm in den letzten Jahre bearbeiteten „Aufträge“ von den Strafverfolgungsbehörden nicht weiter beanstandet wurden. Eine derartig gute Arbeit kann ein Auftragskiller natürlich nur dann abliefern, wenn er sich voll und ganz seiner Arbeit widmet.
WeiterlesenChristopher Brookmyre: One fine day in the middle of the night
Christopher Brookmyre ist der britische Großmeister des Humorkrimis. Sein Stil wird gerne mit dem Carl Hiaasens verglichen. Ähnlich wie der Amerikaner ist Brookmyre ans Absurde grenzend komisch, darüber hinaus jedoch denkt und schreibt er stärker politisch orientiert. Vorbilder des Briten dürften weniger in Florida als vielmehr bei der Komikergruppe Monty Python zu suchen sein.
Ins Deutsche sind seine Bücher bedauerlicherweise bisher nicht übersetzt worden. Wirkte sein gelungener Erstling, „Quit ugly one morning“ im Rückblick noch zu holzschnittartig, mit zu viel Ideologie und zu wenig Arbeit am Plot, zeigte er in den folgenden Büchern dann, dass er nicht nur rasante Geschichten erzählen, sondern diese auch sinnvoll strukturieren kann.
WeiterlesenRobert Hültner: Das schlafende Grab
München im 21. Jahrhundert … und immer noch sind die Handlungen im 3. Reich Ursache dafür, dass Menschen getötet werden. In einer aus mehreren Erzählsträngen bestehenden Geschichte erzählt Robert Hültner „Das schlafende Grab“, und der Leser kann dabei, wenn er genau hinschaut, so einigen Gestalten aus der jüngeren deutschen Kulturgeschichte begegnen.
WeiterlesenMartin Cruz Smith: Gorky Park
„Gorky Park“ von Martin Cruz Smith ist das zweite Buch aus der →Dagger of Dagger (DOD) – Nominierungsliste, welches von „watching the detectives“ besprochen wird. Knapp 25 Jahre alt, gilt „Gorky Park“ als großer genreprägender Klassiker … aber wie wirkt dieses Buch auf den Leser von heute?
Moskau im Frühjahr 1977. Die Breschnew – Bürokratie auf dem scheinbaren Höhepunkt, dem „Goldenen Zeitalter der Stagnation“ (Wiktor Kozlow). Die Stadt erwacht langsam aus dem Winter und drei Leichen werden im Schnee des Gorky-Parks gefunden. Jeweils mit einem Schuss durchs Herz, die Männer zudem mit einem Schuss in den Kopf. Allen wurden die Fingerendglieder entfernt und die Gesichtshaut abgezogen.
WeiterlesenDeon Meyer: Tod im Morgengrauen
Wenn man heutzutage Südafrika betrachtet, vergisst man manchmal, wie weit das Land sich in den letzten 20 Jahren bewegt hat. „Tod bei Morgengrauen“ von Deon Meyer ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern holt darüber hinaus ein Stück dieser Vergangenheit ins Gedächtnis zurück.
Anfangs handelt es sich „nur“ um einen brutalen Raubmord, bei dem ein zurückgezogen lebender Mann umkommt. Das Problem für die zurückgebliebene Freundin ist, dass auch sein Testament verschwunden ist und sie jeden Anspruch auf ihr gemeinsam erarbeitetes Vermögen verlieren wird, wenn das Testament nicht innerhalb von 7 Tagen dem Gericht vorgelegt werden kann. Privatdetektiv Zed van Heerden wird deshalb beauftragt es zu finden.
WeiterlesenPaula L. Woods: Inner City Blues
Der Blickwinkel in den Büchern von Paula L. Woods ist der Gegenentwurf zur Polizistenwelt des LA-Quartetts von James Ellroy: Schwarz und weiblich. Die Stadt der Engel (Los Angeles) steckt voller Rassenkonflikte und die berühmte Polizei der Stadt repräsentiert teilweise noch die Herrschaftsverhältnisse von gestern mit billiger Anmache und rassistischen Sprüchen – Beschwerde kaum möglich, denn kein Kollege würde anschließend mehr mit der Frau zusammenarbeiten.
WeiterlesenMorag Joss: Half broken things
Was passiert, wenn Verlierer ein Zipfelchen des Glücks erhaschen? Jean, 64 Jahre alt, ist Haussitterin und hat die Aufgabe, für neun Monate in einem herrschaftlichen Haus zu wohnen. Mit der Zeit finden in diesem einsamen und abgeschiedenen Haus drei von der Gesellschaft verlassene und ob der Ausweglosigkeit ihrer Lebenssituation verzweifelte Menschen zusammen. Statt nur das Haus zu betreuen, richten sie sich dort ein und schaffen sich ihr eigenes, von der Realität abgekoppeltes Reich. Endlich einmal, so scheint es, haben die drei Glück, endlich einmal können sie dem „schlechten Stern“, unter dem ihre Leben stehen, entkommen.
WeiterlesenMorag Joss: Half broken things
Was passiert, wenn Verlierer ein Zipfelchen des Glücks erhaschen? Jean, 64 Jahre alt, ist Haussitterin und hat die Aufgabe, für neun Monate in einem herrschaftlichen Haus zu wohnen. Mit der Zeit finden in diesem einsamen und abgeschiedenen Haus drei von der Gesellschaft verlassene und ob der Ausweglosigkeit ihrer Lebenssituation verzweifelte Menschen zusammen. Statt nur das Haus zu betreuen, richten sie sich dort ein und schaffen sich ihr eigenes, von der Realität abgekoppeltes Reich. Endlich einmal, so scheint es, haben die drei Glück, endlich einmal können sie dem „schlechten Stern“, unter dem ihre Leben stehen, entkommen.
WeiterlesenJohn Le Carré: Smiley’s People
Smiley, über 30 Jahre die immer wiederkehrende Figur aus Le Carrés Büchern, kommt einfach nicht los von Karla. Dieser scheint sein Schicksal zu sein: Freundschaften, den britischen Geheimdienst, seine Arbeit, seine Ehe – alles hat Karla kaputt gemacht. Und wieder einmal ist Smiley unterwegs und verfolgt Karla und seinen unermüdlich in Großbritannien wandelnden Geist. Das vorliegende, 1980 erschienene Buch „Smiley´s People“ ist der dritte und letzte Band der Trilogie „Karlas Quest“, welche das Ringen zwischen Smiley, zeitweise Chef des britischen Geheimdienstes, und Karla, Leiter einer Abteilung des russischen Dienstes, beschreibt.
WeiterlesenJeffery Deaver: The vanished man
Lincoln Rhyme ist gegenwärtig vermutlich der legitime Nachfolger Sherlock Holmes’. Wie dieser widmet er sich der minutiösen Analyse von am Tatort gefundenen Spuren. Während Sherlock Holmes mit aus heutiger Sicht etwas altmodischem Werkzeug zu Werke ging, verwendet Lincoln Rhyme [von Deaver allerdings sehr frei angewendete] „state-of-the-art“ – Werkzeuge, wie Gaschromatograph, hochauflösendes Mikroskop und die Kommunikationsmöglichkeiten des Internets.
WeiterlesenT. Jefferson Parker: Silent Joe
„Mouth shut, Eyes open“, unter dieser Maxime wurde Joe von seinem Vater ausgebildet. Abends ist Joe als Leibwächter, Bote und Fahrer seines Vaters unterwegs, tagsüber arbeitet er als Polizist, zuletzt als Aufseher im Staatsgefängnis. Im Alter von fünf Jahren wurde er von seinen jetzigen Eltern adoptiert und wuchs in einem sehr wohlhabenden Elternhaus mit engen Kontakt zu den sogenannten Eliten auf.
Zu Anfang des Buches begleitet Joe seinen Vater, einen hohen Aufsichtsbeamten des Orange County, auf einer seiner dubiosen nächtlichen Touren. Geheimnisvolle Unterhaltungen finden statt, kurze Worte werden ins Telefon gesprochen, viel, sehr viel Geld wechselt den Besitzer und ein etwa zwölfjähriges Mädchen wird im Auto mitgenommen – am Ende ist der Vater tot, erschossen. Joe fühlt sich schuldig und versucht zu rekonstruieren, was er jener Nacht nicht verstand, was sein Vater beabsichtigte und welches Geheimnis dieser vor ihm, seinem Sohn verbarg.
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