(Jochen König, VIce Senior Editor-in-Chief & Master of the Breakfasttable der Krimicouch, liest Simon Beckett und nimmt damit den LeserInnen die Arbeit ab. Ein menschenfreundlicher Service von wtd)
Simon Beckett ist ein Phänomen. Während seine frühen Romane – auch von seinen Fans – eher verhalten aufgenommen werden, werden die Fortsetzungen der Reihe um den forensischen Anthropologen David Hunter sehnsüchtig erwartet. Ein wenig erstaunt der Erfolg schon, denn die Geschichten, die Beckett erzählt, sind nicht besonders originell, bzw. im Falle von „Leichenblässe“ ein bloßes, jammervolles Wühlen in Eingeweiden, das in einer geschmacklosen Wanderung durch Leichenberge endet. Irgendwo dazwischen ein gesichtsloser Psychopath, ausgestattet natürlich mit dem gängigen hervorragenden Intellekt und dem überstrapazierten Zufall zunächst auf seiner Seite, bevor der Deus Ex Machina sich gegen ihn wendet.
Autor: Jochen König
James Crumley (1939 – 2008)
“People often suggest that life should be a learning experience. Perhaps something like a nice, small Southern liberal arts, with a final exam, which if you pass, lets you drift softly into a pleasant eternity. If life is like college, I’ve screwed up again; I missed the assignment.” James Crumley, im Vorwort von Damn Near Dead: An Anthology of Geezer Noir
WeiterlesenRobert B. Parker: Der gute Terrorist
Unser momentan zur Krimi-Couch delegierter Jung-Geselle Jochen hat uns eine seiner gefürchteten Rezensionen übermittelt. Sie wollen sie unbedingt lesen? Gerne! Auf wie immer auf eigene Gefahr!
„Valediction“ („Spensers Abschied“) aus dem Jahr 1984 hätte ein beeindruckendes Finale einer Romanreihe sein können, die den klassischen Detektiven Chandlerscher Prägung um einige Facetten erweiterte, ohne den Status des edlen Ritters in rostiger Rüstung gänzlich abzuschaffen. Parkers Detektiv Spenser hatte mehr Freunde und Helfer als Philip Marlowe, kochte für sein Leben gern – ließ sich deshalb lang und breit übers Essen aus – und lebte, bis auf eine kurze, aber dramatische Auszeit, in einer offenen Beziehung mit seiner Freundin Susan Silverman, die diese gerne mit dem Bund für’s Leben geschlossen hätte.
Ken Bruen / Jason Starr: Flop
(Keine Rezensionen mehr! Und gleich eine Ausnahme. Laut Paragraph 5f) der Ausbildungsverordnung für KrimirezensentInnen sind wir verpflichtet, das Gesellenstück unseres Azubi Jochen blogmäßig unters digitale Volk zu streuen. Wir brauchen uns auch nicht dafür zu schämen, denn dank kompetenter Ausbildung ist es Jochen gelungen, ein Gesellenstück von gediegener Eleganz, handwerklicher Leichtigkeit und intellektueller Prägnanz anzufertigen. Lesen Sie selbst!)
WeiterlesenThea Dorn: Mädchenmörder
(Unser Azubi Jochen mag die Frauen. Aber mögen die Frauen unseren Azubi Jochen? Wir hegen starke Zweifel. Frau Thea Dorn jedenfalls wird unser liebestrunkener Lehrling endgültig von der Liste der begehrenswerten Objekte für seine grenzenlose Libido streichen müssen. Aber vielleicht betört sein Totalverriss eine unserer Leserinnen? – Wir helfen gerne mit der Telefonnummer unseres notleidenden Jünglings aus!)
WeiterlesenJean-Christophe Grangé: Das Herz der Hölle
Dass wir DAS noch erleben dürfen! Senior-Azubi Jochen ist nach der Lektüre eines Krimis hellauf begeistert! Ob das mit Julchen, seiner neuen Flamme zusammenhängt? Oder weil er seit neuestem einen spitzegeilen Motorroller sein eigen nennt? Wir wissen es nicht. Es ist uns auch egal. Wir sind einfach nur begeistert, weil Jochen begeistert ist. Und hier erklärt er, warum und von wem und überhaupt…
WeiterlesenR. Scott Reiss: Black Monday
Ein weiterer schlechter Roman. Ein weiteres Buch, das man eigentlich links liegen lassen könnte, ohne ihm einen Hauch Beachtung zu schenken. Aber es wird angekündigt als „prophezeibarer Erfolg“, als neuer „Powerseller“, bekommt einen „VOX Krimi Tipp“-Aufkleber (den man eher als Warnung betrachten darf) und wird vehement beworben. Mag sein, das Ullstein den richtigen Riecher hat, eher noch, dass dieses schrottige Teil jede Werbung gebrauchen kann, um verkauft werden zu können. Sollte es aber tatsächlich ein Bestseller werden, bekäme der Begriff „Schwarzer Montag“ eine ganz neue Dimension. Was verdunkelt denn nun Reiss’ Wochenbeginn?
WeiterlesenSybil Volks: Café Größenwahn
(Auch für die folgende Arbeit unseres Rezensenten-Azubis Jochen übernehmen wir, wie immer, keinerlei Verantwortung. Erzürnte und kommentarmäßig enthemmte LeserInnen mögen bitte berücksichtigen, dass hier ein noch junger und unreifer Mensch seine ersten Schritte auf das glatte Parkett der kritischen Analyse setzt. Dabei sind schon ganz andere auf die Schnauze gefallen, wir nennen jetzt aber keine Namen.)
WeiterlesenDuane Louis: Blondes Gift
(Vorbemerkung der Redaktion: Ja, Jochen kann auch loben! Hier! Lesen, staunen Sie! — Was unser Azubi Jochen nicht wissen kann – das Thema Pseudonyme haben sie in der Berufsschule nämlich noch nicht gehabt : Duane Louis ist niemand anderes als Duane Swierczynski, der als Duane Swierczynski in Deutschland wegen akuter Zungenbruchgefahr beim Aussprechen seines Namens kaum Bücher verkauft hätte. Erst im Februar hat Bernd ein Swieurargh- oder wie-der-heißt-Buch besprochen. →Hier.
WeiterlesenKarin Slaughter: Gottlos
(Vorbemerkung der Redaktion: Krimikritik ist eine Sache für gereifte Menschen. Mindestens 40 sollte man schon sein, erfahren in allen Dingen des Lebens, auch in den Abgründen der menschlichen Seele zu Hause. Keineswegs also ist Krimikritik eine Beschäftigung für Menschen auf dem Höhepunkt ihrer Pubertät, wenn die Hormone verrücktspielen und man – wie unser Azubi Jochen – das Fräuleinchen Anobella immer so komisch anguckt. Zum Beweis veröffentlichen wir im Folgenden eine Rezension dieses Jochen, welche sich mit der bekannten und beliebten Kriminalschriftstellerin Slaughter in einer Art und Weise auseinandersetzt, die wir natürlich vollständig ablehnen. Immerhin stand „Gottlos“ auf der KrimiWelt-Bestenliste, wurde also von den klügsten Krimiköpfen der Republik geadelt. Jochen, der in seiner Freizeit auch Death Metal – Musik rezensiert – „Nur totes Metall ist gutes Metall“ -, kümmert dies nicht. Er ist jung. Er ist verwirrt. Er ist rebellisch. Kurzum: Er ist Azubi bei wtd. Haben Sie bitte Nachsicht!)
WeiterlesenScott Smith: Dickicht
Ein wenig fällt es schwer „Dickicht“ bei Watching The Detectives zu besprechen, denn Detektive kommen nicht vor, im Gegenteil, man muss schon schwer schubsen, um „Dickicht“ überhaupt ins Thriller-Lager zu bugsieren.
WeiterlesenPaul Cleave: Der siebte Tod
Natürlich konnte der deutsche Titel nicht “Der Putzmann” lauten, aber statt des präzisen, sarkastischen “The Cleaner” des Originals „DER SIEBTE TOD“ in Großbuchstaben auf den Buchdeckel zu setzen, zeugt mal wieder von der Vermessenheit der Ahnungslosen. Denn wenn, geht es um die ‚siebte Tote’ oder den ‚siebten Mord’, die/ der nicht in die blutige Reihe passt, für die der „Schlächter von Christchurch“ verantwortlich zeichnet. Der deutsche Titel, von einem fettem Blutkreuz unterteilt, suggeriert eher einen Thriller für bibelfeste LeserInnen, die den DaVinci Code als Tattoo auf dem Steißbein tragen. Weit gefehlt.
Ein Serienkiller, der Frauen vergewaltigt und tötet macht die neuseeländische Stadt Christchurch unsicher. Sechs Morde gehen bislang auf sein Konto, dann wird eine siebte Leiche gefunden.
John Sandford: Kaltes Fieber
Das gesamte Buch hindurch versucht Lucas Davenport eine Liste mit seinen 100 liebsten Songs der „Rock-Ära“ zu erstellen. Kollegen und Personal am Rande versuchen ihm zu helfen; einem in der Psychiatrie einsitzenden Patienten fällt sogar ein eklatanter Mangel dieser Liste auf. Im Anhang wird sie endlich veröffentlicht, und ist Kennzeichen für den kompletten Roman, eigentlich sogar für die ganze Reihe um den zielstrebigen Cop Lucas Davenport: Lucas musikalischer Geschmack ist solide Hausmannskost, mit einigen Ausrutschern. Positiven wie negativen.
WeiterlesenJames Crumley: Land der Lügen
Milo Milodragovitch, eigentlich alt genug in Rente zu gehen, finanziell versorgt dank seines letzten Auftrags als Privatdetektiv, der ihm Unmengen an schmutzigem Geld bescherte, sitzt mitten in Texas, als Barbesitzer und Geldwäscher in eigener Sache, verbandelt mit einer attraktiven Frau. Alles könnte eigentlich einfach und schön sein. Eigentlich.
WeiterlesenJohn Connolly: Nocturnes
John Connolly als Meister der kleinen Form? 15 Geschichten, deren kürzeste 11 und die längste 121 Seiten lang ist. Grenzgänge und –überschreitungen zur Phantastik, der Thrillerautor als Schöpfer kurzer Horrorminiaturen – kann das gut gehen? Es geht, und wie. Schon in seinen recht umfangreichen Romanen ist Connolly ein hervorragender Schöpfer mannigfaltiger Stimmungen, die Beschränkung auf wenige Seiten zeigt, WIE gut er wirklich ist. Ihm reichen Andeutungen, kurzes Aufflackern von Gewalt, um Düsternis und Bedrohung sehr anschaulich darzustellen.
WeiterlesenWilli Voss: Gegner
Der deutsche Ex-Offizier und Geschäftsmann Kanter kehrt zurück in die geteilte Stadt Beirut, in der sich Christen und Moslems auch in Zeiten des Stillstands erbitterte Gefechte liefern. Er ist auf der Suche nach Erlösung, die er zu finden glaubt, wenn er den Verantwortlichen tötet, der ihn verhört und gefoltert hat, der ihn in zermürbenden, von körperlichen und geistigen Qualen durchsetzten Wochen auf ein menschliches Nichts reduziert hat, ohne Hoffnung, ohne Würde.
WeiterlesenCharlie Huston: Der Prügelknabe
„Ich, mein anderes Ich und meine Katze“ (Charlie Huston, „Der Prügelknabe“, S. 300)
Hier ist er: der seltene Fall, dass ein deutscher Titel – fast – besser ist als das Original. Denn Henry „Hank“ Thompson ist genau das, zumindest zu Beginn des Romans, was auf dem deutschen Buchdeckel prangt: ein Prügelknabe. Aus unerfindlichen Gründen heftig malträtiert, verliert er eine Niere, wird erneut bedroht, zusammen geschlagen, gefoltert und steht immer wieder auf. Genau wie Bud, der Kater, mit dem alles anfing. Zumindest dieser Teil der Geschichte. Denn Charlie Huston ist so klug zu wissen, dass es DEN Anfang gar nicht gibt.
WeiterlesenGreg Iles: @E.R.O.S
Zuerst das Positive: Der Roman ist streckenweise spannend und über weite Teile flüssig zu lesen. Die Biographien der Protagonisten werden halbwegs nachvollziehbar entwickelt und sind, wenn man die maßlose Übertreibung zugunsten des Spektakulären in Kauf nimmt, mit etwas gutem Willen durchaus nachvollziehbar. Außerdem ist der Einblick in die Computertechnologie Mitte der 90er heutzutage sehr spaßig zu lesen (rasend schnelles 14400bps Modem etc). Es ist viel Zeit vergangen seit damals. Von nun an geht’s allerdings bergab…
WeiterlesenCharlie Huston: Ein gefährlicher Mann
(Unser Azubi Jochen mag besonders das Fach „Rezensionsgeschichte“ in der Berufsschule. Wie es die Alten so trieben, wenn sie lobten oder verrissen. „Wie sehen die Rezensionen der Zukunft aus?“ lautete die Aufgabe der letzten Hausarbeit, und Azubi Jochen hat sich sofort was ausgedacht. SO, sagt er, werden in hundert Jahren Kriminalromane rezensiert! Na, wollen doch mal sehen…)
WeiterlesenDavid Morell: Creepers
Jeder, der mal ein abbruchreifes Haus erkundet hat oder durch eine verlassene Fabrik gestromert ist, weiß um den Reiz dieser vorwiegend verbotenen Aktivitäten. Wer derlei Exkursionen öfters und gerne innerhalb einer Gruppe unternimmt, darf sich „urban explorer“, „Infiltrator“ oder „Creeper“ nennen.
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